Noch vor Vorstandswechsel
Commerzbank will 200 Filialen schnell schließen
Die Commerzbank will in den kommenden Wochen viele wegen der Corona-Pandemie zugesperrte Filialen wieder öffnen. 200 allerdings bleiben dauerhaft geschlossen.
Fakten schaffen vor dem Vorstandswechsel: Die Commerzbank will 200 während der Corona-Pandemie geschlossene Filialen nicht mehr aufsperren
Foto: Marius Becker / DPA
Die Commerzbank beschleunigt noch vor dem Wechsel an der Vorstandsspitze die Verkleinerung ihres Filialnetzes. Das Geldhaus werde 200 Geschäftsstellen, die wegen der Coronavirus-Pandemie ohnehin geschlossen sind, nicht wieder öffnen, bestätigte ein Sprecher am Freitag einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Dies sei den Mitarbeitern mitgeteilt worden. Der Schritt ermögliche es der Bank, ihr Ziel der Filialschließungen drei Jahre vor dem ursprünglichen Termin zu erreichen.
"Es hätte keinen Sinn gehabt, diese Filialen möglicherweise nur für ein paar Monate wieder zu öffnen und erst dann endgültig zu schließen", sagte der Commerzbank-Sprecher. "Mit der Entscheidung schaffen wir Klarheit für unsere Kunden." Der bereits beschlossene Stellenabbau wird dem Sprecher zufolge nicht beschleunigt. Alle betroffenen Mitarbeiter kämen in anderen Filialen unter.
Die Bank wollte ihr Filialnetz ohnehin von 1000 auf 800 Niederlassungen verkleinern. Allerdings sollte der Abbau nach dem bisherigen Plan, der vor der Corona-Krise entstanden war, erst Ende 2023 vollzogen sein. 150 andere Filialen will die Commerzbank in den kommenden Wochen wieder öffnen. Dann hätten Kunden bundesweit wieder Zugang zu 600 Geschäftsstellen. Die übrigen 200 Filialen sollten erst später wieder in Betrieb gehen, hieß es.
10.000 Jobs in Gefahr
Vorstandschef Martin Zielke (57), der lange an dem großen Filialnetz festgehalten und auch die bisher geplante Verkleinerung beschlossen hatte, hatte vor einigen Wochen seinen Rücktritt angekündigt, nachdem Investoren seine Ziele als zu wenig ambitioniert kritisiert hatten. Seit Monaten schraubt die Bank an einer Verschärfung des Sparkurses.
Nach Informationen des manager magazins sehen die jüngsten Pläne den Abbau von insgesamt 10.000 Jobs und die Schließung der Hälfte der 1000 Filialen vor, um die Rendite mittelfristig auf 7 Prozent von zuletzt rund 3 Prozent zu heben. Darin enthalten ist der bereits im Herbst 2019 beschlossene Abbau von 4300 Stellen. Ein Teil der Kosten hierfür will die Bank noch in diesem Jahr verbuchen. Die Pläne für einen verschärften Sparkurs liegen auf Eis, bis ein neuer Vorstandschef oder eine neue Vorstandschefin gefunden ist.
Den Posten zu besetzen wird die oberste Aufgabe des neuen Aufsichtsratschefs Hans-Jörg Vetter (67) sein. Gegen den erklärten Willen des US-Großaktionärs Cerberus war der ehemalige LBBW-Chef zum neuen Chefkontrolleur gewählt worden.