VW verliert Partner Bosch und VW begraben Joint Venture bei Batteriezellen

Der Autozulieferer Bosch will nun doch kein Gemeinschaftsunternehmen mit Volkswagen zur Ausrüstung von Batteriezellfabriken schaffen. Der Autobauer verfolgt den Plan unterdessen ohne Bosch weiter. Der Quartalsgewinn von VW ist kräftig gestiegen.
VW-Elektroauto ID.3: Der Autobauer verfolgt seine Batteriezellpläne nun ohne Bosch weiter

VW-Elektroauto ID.3: Der Autobauer verfolgt seine Batteriezellpläne nun ohne Bosch weiter

Foto: Julian Stratenschulte/ DPA

"Wir gründen kein Joint Venture", sagte Bosch-Chef Stefan Hartung am Donnerstag. VW und Bosch hatten Anfang 2022 eine Kooperation zur Ausstattung von Batteriezellfabriken angekündigt. Ein Projekthaus wurde eingerichtet, um die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens vorzubereiten. Zusammen wollten Europas größter Autobauer und der weltweit größte Zulieferer eine europäische Lieferkette für Zellfabriken aufbauen, um auch andere Unternehmen zu beliefern.

Der Autokonzern verfolgt den Plan unterdessen ohne Bosch weiter. Volkswagen und das Tochterunternehmen PowerCo hielten an dem Plan fest, sich künftig in der Ausrüstung von Batteriezellfabriken zu engagieren, erklärte ein VW-Sprecher. "Wir sind dazu in Gesprächen mit potenziellen Partnern. Über die genaue Konstellation werden wir zu gegebener Zeit informieren."

Boschs Partnerschaft mit Volkswagen zur Digitalisierung der VW-Batteriefabriken bestehe weiter, erklärte Hartung. Boschs Digitalchefin Tanja Rückert sagte, dabei gehe es zum Beispiel um Lösungen, den mit bis zu 15 Prozent hohen Ausschuss bei den Batteriezellen zu verringern. Bosch liefere Software für die VW-Zellfabriken. Da es bei der Digitalisierung generell auf Tempo ankomme, könnten die Firmen "besser auf Projektebene als in einem solchen Konstrukt" zusammenarbeiten, sagte sie mit Blick auf das abgesagte Joint Venture.

Quartalsgewinn steigt um 35 Prozent auf 7 Milliarden Euro

Die Absatzerholung in Europa und den USA hat den Gewinn von Volkswagen zu Jahresbeginn kräftig steigen lassen. Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte im ersten Quartal um 35 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro, wie Europas größter Autokonzern am Donnerstag mitteilte. Einschließlich Sondereffekten aus der Absicherung gegen den Anstieg der Rohstoffpreise brach das Ergebnis jedoch um 31 Prozent ein. Analysten hatten mit einem noch höheren Rückgang gerechnet. Im Vorjahr hatte Volkswagen durch die Bewertung von Sicherungssinstrumenten einen Buchgewinn von 3,5 Milliarden Euro verbucht. 2023 kehrte sich der Effekt wegen sinkender Rohstoffpreise um und Volkswagen verbuchte einen negativen Effekt von 1,3 Milliarden Euro. Den Ausblick für das laufende Jahr bekräftigte der Vorstand um Konzernchef Oliver Blume dennoch.

Der Konzernumsatz legte um mehr als ein Fünftel auf 76 Milliarden Euro zu und stieg damit deutlich stärker als die Auslieferungen, die um 7,5 Prozent wuchsen. Dabei machte der Autokonzern einen Absatzrückgang in China, dem größten Einzelmarkt der Wolfsburger, durch eine kräftige Steigerung in Westeuropa und Nordamerika wett. Mit einer Rendite vor Bewertungseffekten von 9,3 Prozent sieht sich der Konzern auf Kurs zu seinen Jahreszielen. "Mit dieser soliden Performance und einem Auftragsbestand von 1,8 Millionen Fahrzeugen zum Ende des ersten Quartals bestätigen wir unseren Ausblick für das Geschäftsjahr 2023", erklärte Finanzchef Arno Antlitz, der auch das operative Geschäft des Konzerns leitet.

Bei den Marken stach besonders die früher schwächelnde Volumengruppe mit VW, Skoda, Seat und der Transportersparte hervor. Ihr Ergebnis verdoppelte sich auf gut 1,7 Milliarden Euro. Bei der Markengruppe Premium mit Audi halbierte sich das operative Ergebnis dagegen wegen der Rohstoffabsicherungsgeschäfte. Die renditestarke Sportwagentochter Porsche zog mit einem operativen Gewinnplus von mehr als 25 Prozent eigene Kreise. Die Softwaresparte Cariad, in der die Software für die neuen Elektroautos entwickelt wird, verbuchte wegen hoher Anlaufkosten einen Verlust von 429 (Vorjahresminus 416) Millionen Euro.

Für 2023 peilt Volkswagen unverändert ein Umsatzplus zwischen zehn und 15 Prozent und eine operative Rendite zwischen 7,5 und 8,5 Prozent an. Damit käme der Autokonzern auf einen Konzernumsatz zwischen 307 und 320 Milliarden Euro. Die Auslieferungen sollen angesichts der besser laufenden Teileversorgung und der vollen Auftragsbücher um 15 Prozent auf 9,5 Millionen Fahrzeuge steigen - vorausgesetzt, die Konjunktur spielt mit.

la/dpa/reuters

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