Gebot für Borsa Italiana
Auch Schweizer Börse Six charmiert für Deal in Mailand
Von Bietern umschwärmt wird die zum Verkauf stehende Borsa Italiana. Der Züricher Börsenchef Jos Dijsselhof verspricht den Mailändern hohe Autonomie, genau wie sein Frankfurter Kollege Theo Weimer.
Der Chef der Schweizer Börse Six, Jos Dijsselhof (55), hat im Rennen um die Übernahme der Borsa Italiana Zugeständnisse angeboten. Six sei an einer Zusammenarbeit mit einem italienischen Partner interessiert, sagte Dijsselhof der Zeitung "Corriere della Sera". Zudem bot er italienischen Vertretern Sitze im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung von Six an - eine ähnliche Charmeoffensive, wie sie Deutsche-Börse-Chef Theo Weimer (60) nach Informationen des manager magazins vorantreibt.
Die Schweizer buhlen mit der Deutschen Börse und Euronext aus Frankreich um den Betreiber der Mailänder Börse, der bislang zur Londoner LSE gehört. Dieser muss die Tochter verkaufen, um von der EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zu bekommen.
Das Schweizer Gebot wurde am Donnerstag offiziell gemacht. Six habe ein nicht bindendes Kaufangebot für die italienische Börse abgegeben, erklärte ein Sprecher der Schweizer Finanz-Nachrichtenagentur AWP im Hinblick auf den Bericht des "Corriere della Sera". "Die restlichen Punkte kommentieren wir nicht", sagte er weiter. Nun versuchen sich die Interessenten nicht nur über den Preis, sondern auch mit Versprechen bezüglich des zukünftigen Einflusses der italienischen Seite einen Vorteil zu verschaffen.
Madrid als Muster für Mailand
Bereits am Wochenende hatte die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Insider berichtet, dass die Six und die Deutsche Börse in den letzten Tagen eine Charmeoffensive gestartet hätten. Käme die Schweizer Börse zum Zug, würde die Börsenbetreiberin ähnlich verfahren wie bei der kürzlich vollzogenen Übernahme der Madrider Börse Bolsas y Mercados Españoles (BME) im Juni, hieß es. Man würde der Mailänder Börse also Autonomie gewähren, am Management festhalten und den Namen belassen.
Bis vergangenen Freitag mussten Interessenten ihre Offerte bei der LSE einreichen. Ihren Hut offiziell in den Ring geworfen haben einerseits die Deutsche Börse und anderseits die italienische Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti zusammen mit dem europäischen Börsenbetreiber Euronext. Die Schweizer Börse hatte die seit Tagen kursierenden Gerüchte um eine eigene Kaufofferte für die Borsa Italiana bislang nie kommentiert.
Medienberichten zufolge ist die italienische Börse zwischen drei und vier Milliarden Euro wert. Bloomberg hatte bereits am Donnerstag von einem Angebot von Euronext in Höhe von ungefähr 3,5 bis 4 Milliarden geschrieben.