Milliardengebot
Deutsche Börse bietet für Borsa Italiana
Die Londoner Börse LSE muss sich für die Refinitiv-Übernahme mindestens von Teilen der italienischen Börse trennen. Die Deutsche Börse hat jetzt ein Angebot für die Borsa Italiana unterbreitet.
Die Deutsche Börse hat ein Angebot für die LSE-Tochter Borsa Italiana abgegeben. Das teilte der Dax-Konzern am Freitag Abend in Frankfurt in einem knappen Statement mit. Als globales Unternehmen biete die Deutsche Börse einen hohen Wert für das zukünftige Wachstum und die Entwicklung einer autonomen Borsa Italiana Group, hieß es in der Mitteilung. Damit werde ihre zentrale Bedeutung für die italienische Wirtschaft und den europäischen Kapitalmarkt gestärkt.
Bereits am Freitagmorgen war bekannt geworden, dass der europäische Börsenbetreiber Euronext und die mehrheitlich staatliche italienische Bank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) der Londoner Börse wie erwartet ein Angebot für deren italienische Tochter Borsa Italiana machen wollen. Das hatte die CDP in Rom mitgeteilt. Weitere Angaben wie etwa zum Angebotspreis machte das Kreditinstitut zunächst nicht.
Ende Juli hatte die London Stock Exchange (LSE) angekündigt, dass im Zusammenhang mit der Prüfung der Refinitiv-Übernahme durch die Europäische Kommission Gespräche über den Verkauf der Plattform MTS oder des italienischen Börsenbetreibers im Ganzen begonnen wurden. Dies müsse aber nicht heißen, dass es auch zu einer Transaktion komme.
Die Londoner Börse LSE hatte die Borsa Italiana 2007 für 1,6 Milliarden Euro erworben. Auf Druck der EU-Wettbewerbshüter muss sie sich aber zumindest von einem Teil der Gruppe trennen, um die 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zu retten. Dieser gehört bislang zu 55 Prozent dem Finanzinvestor Blackstone und zu 45 Prozent Thomson Reuters, dem Eigentümer der Nachrichtenagentur Reuters.
Die EU-Wettbewerbshüter stoßen sich an der dominierenden Rolle, die der fusionierte Konzern im Staatsanleihenhandel spielen würde. Die Borsa-Italiana-Tochter MTS und die Refinitiv-Sparte Tradeweb sind Marktführer beim Handel von europäischen Staatsanleihen. LSE-Chef David Schwimmer hatte Ende Juli erklärt, es spreche einiges dafür, sich vom kompletten Italien-Geschäft und nicht nur von MTS zu trennen. Davor hatte die LSE immer betont, dass sie sich nicht von der italienischen Tochter oder auch Teilen davon trennen will. Dennoch hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, dass die Londoner als Auflage zur Genehmigung der Übernahme das Geschäft in Italien ganz oder in Teilen abgeben müssen.
Wie die italienische Zeitung Milano Finanza bereits am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete, wird die Borsa Italiana mit 3,3 bis 3,7 Milliarden Euro bewertet. Um die Borsa Italiana buhlt Finanzkreisen zufolge neben der Deutschen Börse und der Euronext auch die Schweizer Börse Six. Die Gebote waren bis Freitag fällig.