Pandemie und 737-Max-Desaster
Boeing liefert 80 Prozent weniger Flugzeuge aus
20 Flugzeuge in drei Monaten: Boeings Auslieferungen sind im zweiten Quartal massiv eingebrochen. Zudem kämpft der Flugzeugbauer weiter mit einer Stornierungswelle beim einstigen Topseller 737 Max.
Die Corona-Krise und das Debakel um den Unglücksflieger 737 Max machen Boeing weiter schwer zu schaffen. Im Juni büßte der Airbus-Rivale etliche weitere Bestellungen ein, wie am Dienstag aus neuen Daten von Boeing hervorging. Im ersten Halbjahr 2020 wurden demnach insgesamt 355 Bestellungen für die 737 Max storniert, 60 kamen im vergangenen Monat hinzu. Die Auslieferungen in der gesamten Verkehrsflugzeugsparte brachen im zweiten Quartal um fast 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf lediglich 20 Maschinen ein; im ersten Quartal waren es noch 50 Maschinen gewesen.
Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2019 hatte Konkurrent Airbus 863 Maschinen ausgeliefert; Boeing hatte schon damals unter der 737-Max-Krise gelitten und nur 380 Maschinen bei Kunden abgegeben.
Die 737 Max, das eigentlich wichtigste Modell des Unternehmens, hatte Boeing nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten in eine schwere Krise gestürzt. Das Flugzeug ist seit über einem Jahr mit Startverboten belegt und wird auch nicht ausgeliefert. Im Dezember 2019 musste Dennis Muilenburg (56) als Boeing-Chef gehen. Sein Nachfolger David Calhoun (63) hat auch an anderen Fronten zu kämpfen: Aktuell steht die Luftfahrtikone 747 vor einem leisen Ende; die Auslieferung des neuen Hoffnungsträgers 777X scheint sich zu verzögern; zudem steht Calhoun im eigentlich boomenden Rüstungsbereich vor einem strategischen Dilemma.
Die Entwicklung der Auslieferungen zeige die starken Belastungen durch die Covid-19-Pandemie, teilte Finanzchef Greg Smith (54) mit. Zuletzt stieg nach einer Reihe erfolgreicher Zertifizierungsflüge der 737 Max immerhin die Hoffnung auf eine Wiederzulassung durch die US-Luftfahrtaufsicht FAA später in diesem Jahr.