Boom der Kryptowährung Paypal will nicht wie Tesla mit Bitcoin zocken - aber daran verdienen

Setzt auf digitale Geldbörsen: Dan Schulman, Chef des Zahlungsdienstleisters Paypal
Foto: Lucas Jackson / REUTERSZahlreiche Konzernchefs zocken inzwischen mit Bitcoin, doch Paypal geht einen anderen Weg. Der Zahlungsdienstleister will dem Beispiel von Tesla-Chef Elon Musk nicht folgen und nicht selbst in Kryptowährungen wie Bitcoin investieren. "Wir werden wahrscheinlich keine Unternehmensgelder in solche Finanzanlagen stecken, aber wir wollen diese Wachstumschance, die vor uns liegt, nutzen", sagte Finanzchef John Rainey dem Sender CNBC am Donnerstag (Ortszeit).
So hatte der Zahlungsanbieter im Oktober den Einstieg in das Geschäft mit Kryptowährungen angekündigt. Kunden in den USA sollen über die Paypal-Plattform Bitcoin und andere Cyberdevisen kaufen, verkaufen und sie aufbewahren können. Das eigene Kapital will Paypal aber lieber an die Aktionäre ausschütten oder für Zukäufe nutzen, bekräftigte Konzernchef Dan Schulman (63) in dem Doppelinterview seinen Standpunkt.
Schulman ist gleichwohl fest davon überzeugt, dass der Übergang zu digitalen Formen von Währungen unvermeidlich ist. Für ihn stellen digitale Geldbörsen eine "natürliche Ergänzung zu digitalen Währungen" dar. Paypal bedient laut eigenen Angaben mittlerweile 360 Millionen digitale Geldbörsen. Kunden könnten mit digitalen Münzen bereits im Einzelhandelsnetzwerk von Paypal einkaufen. Es wird erwartet, dass Paypals mobile Geldbörse Venmo in der ersten Hälfte dieses Jahres damit beginnen wird, die gleichen Dienste anzubieten, eingedenk des Kaufens und Verkaufens von Kryptowährungen. Die Funktionen sollen auf internationale Märkte ausgeweitet werden - zunächst in Großbritannien, heißt es. Gleichwohl dürften diejenigen, die Bitcoin in der Vergangenheit tatsächlich zum Bezahlen benutzt haben, dies angesichts der massiven Kurssteigerungen der Währung inzwischen bereuen: Für die große Mehrheit ist Bitcoin stattdessen ein Spekulationsobjekt.
Schulman kündigte in dem Interview außerdem an, dass Paypal seine liquiden Mittel von zuletzt fünf Milliarden Dollar in 2020 auf jährlich zehn Milliarden Dollar freien Cashflow steigern werde. In der Finanztechnologiebranche werde Paypal die Rolle eines Konsolidierers einnehmen. "Wir wollen dieses Bargeld nutzen. Wir wollen unsere Bilanz als strategische Waffe einsetzen", sagte Schulman.
Der Kreditkartenanbieter Mastercard hatte angekündigt, noch in diesem Jahr mit der Öffnung seines globalen Netzwerks Krypowährungen zu unterstützen. Durch den Schritt würden sich eine Menge mehr Möglichkeiten für Käufer und Händler auftun, da sie in einer neuen Form bezahlen könnten, teilte der Zahlungsabwickler diese Woche mit.
Anfang der Woche hatte Tesla-Chef Elon Musk der Cyber-Devise Bitcoin einen weiteren Schub verpasst. Tesla gab bekannt, dass man bereits im Januar rund 1,5 Milliarden Dollar in die Kryptowährung investiert habe. Zudem will Tesla die Digitalwährung bald als Zahlungsmittel akzeptieren. Auf der Luxemburger Handelsplattform Bitstamp notierte Bitcoin am Freitag zwischenzeitlich bei knapp 49.000 Dollar.
Musks Investments in Bitcoin sind sehr umstritten. Denn der Tesla-Chef spielt in dem Hype eine Doppelrolle sowohl als Bitcoin-Investor als auch als "Market Mover", da seine regelmäßigen Tweets bei seinen 46 Millionen Followern auf großes Interesse stoßen. Zugleich investieren auch andere Unternehmen in Bitcoin. So hatte laut Bloomberg der US-Softwarekonzern Microstrategy rund 1,1 Milliarden Dollar in die Kryptowährung gesteckt - dessen Chef wiederum hatte Musk ein Investment in Bitcoin wärmstens empfohlen. Im Oktober gab Square Inc. unter der Leitung des langjährigen Krypto-Fans Jack Dorsey (44) bekannt, dass es etwa 50 Millionen Dollar seines Gesamtvermögens bis zum zweiten Quartal 2020 in Token umgewandelt habe.