Wells-Fargo-Chef John Stumpf: "Ich übernehme die volle Verantwortung für die unethischen Verkaufspraktiken". Die Bank hat mehr als zwei Millionen falscher Konten eingerichtet. Die demokratische Senatorin Elisabeth Warren forderte Stumpf zum Rücktritt auf. Sie forderte strafrechtliche Ermittlungen gegen die Topmanager
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Wells-Fargo -Chef John Stumpf hat vor US-Parlamentariern um Verzeihung für den Scheinkonten-Skandal bei der Bank gebeten. "Ich übernehme die volle Verantwortung für die unethischen Verkaufspraktiken", sagte Stumpf am Dienstag in einer Befragung durch den US-Bankenausschuss. Er entschuldige sich bei allen Amerikanern und Kunden des Geldhauses. Das Direktorium der Bank prüfe derzeit, welche Maßnahmen gegen Führungskräfte ergriffen werden sollen.
Die demokratische Senatorin Elisabeth Warren kritisierte das Wells Fargo Topmanagement scharf und forderte CEO John Stumpf zum Rücktritt auf. Sie forderte strafrechtliche Untersuchungen gegen die Verantwortlichen: Die Finanzindustrie könne erst dann erfolgreich reformiert werden, wenn Topmanager wie bei Wells Fargo für ihr Verhalten mit Gefängnisstrafen rechnen müssten.
Die zuständige Aufsichtsbehörde OCC stieß ins gleiche Horn und drohte mit Strafen für Wells-Fargo-Mitarbeiter. Der demokratische Abgeordnete Sherrod Brown aus Ohio zeigte sich entsetzt über den Skandal. "Der Umfang und die Dauer des Betrugs machen mich fassungslos", sagte Brown.
Wells-Fargo-Mitarbeiter sollen Kunden zu kostspieligen Finanzprodukten überredet haben, die diese weder angefordert noch gebraucht haben. Die Banker wollten offenbar ehrgeizige Verkaufsziele erreichen. Insgesamt richteten sie mehr als zwei Millionen falscher Konten ein.
Mehr als zwei Millionen falscher Konten
Die Bank hatte sich jüngst mit mehreren US-Behörden auf einen Vergleich geeinigt und zahlt nun eine Strafe von 185 Millionen Dollar. Finanzvorstand John Shrewsberry hatte vor kurzem erklärt, Wells Fargo selbst werde in dem Skandal hart durchgreifen. Es solle genau geprüft werden, wer was wann wusste. Dabei werde vor keiner Hierarchieebene halt gemacht. Wegen unangemessen Verhaltens hat die Bank bereits 5300 Mitarbeiter entlassen.
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Kursverluste an der Börse: Diese Männer verloren auch mit Wells Fargo viel Geld
Der Skandal wird auch zum Politikum. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton legte einen Plan vor, wie Missverhalten und Rücksichtslosigkeit im Bankensystem bekämpft werden sollen. Das Vorhaben sieht eine Beschränkung von Bonuszahlungen für Spitzenkräfte bei Fehlverhalten und eine Zerschlagung von großen Banken bei Missmanagement vor. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich bislang nicht öffentlich zu dem Fall geäußert.
Wells-Fargo-Chef John Stumpf: "Ich übernehme die volle Verantwortung für die unethischen Verkaufspraktiken". Die Bank hat mehr als zwei Millionen falscher Konten eingerichtet. Die demokratische Senatorin Elisabeth Warren forderte Stumpf zum Rücktritt auf. Sie forderte strafrechtliche Ermittlungen gegen die Topmanager
5 BilderKursverluste an der Börse: Diese Männer verloren auch mit Wells Fargo viel Geld
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Die Aktie von Wells Fargo fiel gestern um 3,3 Prozent, nachdem deutlich wurde, dass die Bank offenbar mehr als zwei Millionen Konten ohne Einwilligung der Kunden eröffnet hatte. 3,3 Prozent nach unten, ganz allein war die Bank damit allerdings nicht. Denn weltweit wurden seit Freitag Aktien verkauft. Und das hatte Folgen. Von den 400 größten Vermögen der Welt wurden 93 Milliarden Dollar ausradiert, rechnet "Bloomberg" vor. Und es trifft bekannte und üblicherweise kluge Investoren und Unternehmer.
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Amazon-Gründer Jeff Bezos zum Beispiel muss einen Verlust von 1,9 Milliarden Dollar seit Beginn des Kursrutsches hinnehmen. Sein Vermögen von 66,2 Milliarden Dollar sank um diese Summe. Und allein der Dienstag kostete ihn rund fast 1 Milliarde Dollar.
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Ein weiterer schwerreicher Leidtragender des Ausverkaufs ist Amancio Ortega . Er hat das Modelabel Inditex geschaffen, das vor allem mit seinen präzise und schnell durchgetakteten Kollektionswechseln von sich reden macht. Halft aber nichts der Kursrutsch erwischte Ortiga kalt und verbrannte 3,3 Milliarden Dollar. Und der Dienstag selbst? Über eine Milliarde Dollar.
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Ebenso erging es Bill Gates, Vater von Microsoft. Mit 87,3 Milliarden Dollar eigentlich die reichste Person der Welt und nun um 2,4 Milliarden ärmer. Allein der Dienstag schlägt laut Bloomberg mit über 1,1 Milliarden Dollar zu Buche.
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Der größte Verlierer ist laut Bloomberg aber Warren Buffett. Sein Anlagevehikel Berkshire Hathaway ist größter Anteilseigner von Wells Fargo und besitzt 10 Prozent davon. Das schlägt ins Kontor: Die Berkshire-Aktie verlor zwischenzeitlich 2 Prozent an Wert. Und das wiederum schlägt auf Buffetts Brieftasche durch. Um 1,6 Milliarden Dollar sank sein Vermögen von 65,8 Milliarden. Allein der Dienstag "kostete" 1,4 Milliarden Dollar.
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Die Aktie von Wells Fargo fiel gestern um 3,3 Prozent, nachdem deutlich wurde, dass die Bank offenbar mehr als zwei Millionen Konten ohne Einwilligung der Kunden eröffnet hatte. 3,3 Prozent nach unten, ganz allein war die Bank damit allerdings nicht. Denn weltweit wurden seit Freitag Aktien verkauft. Und das hatte Folgen. Von den 400 größten Vermögen der Welt wurden 93 Milliarden Dollar ausradiert, rechnet "Bloomberg" vor. Und es trifft bekannte und üblicherweise kluge Investoren und Unternehmer.