US-Banken im Corona-Jahr
Bank of America leidet, Goldman Sachs jubiliert
Die Geschäfte mit Privat- und Firmenkunden liefen im Corona-Jahr weniger gut für die Bank of America. Zugleich drückten elf Milliarden Dollar Risikovorsorge den Gewinn empfindlich. Ganz anders schnitten die Kollegen von Goldman Sachs ab.
Stark vom Privatkundengeschäft abhängig: Wegen fallender Erträge hier und zugleich hoher Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite ist der Gewinn der zweitgrößten US-Bank im Jahr 2020 deutlich gesunken
Foto: MARK RALSTON/ AFP
Die Corona-Krise hat der Bank of America im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Der Gewinn brach um ein Drittel auf 17,9 Milliarden Dollar ein, teilte das Institut am Dienstag mit. Ins Kontor schlugen steigende Kreditausfälle und die niedrigen Zinsen in den USA. Im Kampf gegen die Krise hat die Notenbank Fed den Leitzins auf fast null gesenkt. Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Goldman Sachs oder JP Morgan ist Bank of America von den Zinseinnahmen im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden abhängig. Analysten hatten mit einem noch stärkeren Ergebniseinbruch gerechnet.
JP Morgan und Wells Fargo hatten vergangene Woche über deutlich steigende Gewinne berichtet, dank niedrigerer Risikovorsorge und auch wegen eines florierenden Handels mit Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Die Erträge der Bank of America als zweitgrößter US-Bank fielen im vergangenen Jahr um gut 6 Prozent auf 85,5 Milliarden Dollar. Besonders deutlich waren die Rückgänge im Privatkundengeschäft, auch JP Morgan zeigte hier Schwächen.
Elf Milliarden Dollar Risikovorsorge für Kredite
In Teilen des Investmentbankings wie etwa dem Aktienhandel lief es dagegen besser für die Bank of America. Besonders im vierten Quartal habe sich eine Erholung gezeigt, sagte Bankchef Brian Moynihan (61). Die Verbraucher hätten wieder mehr Geld ausgegeben, die Kreditnachfrage von Firmen habe zugelegt und Kunden hätten an den Börsen mehr gehandelt. Im Schlussquartal fiel das Nettoergebnis verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um gut ein Fünftel auf 5,5 Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro). Die Erträge sanken um zehn Prozent auf 20,1 Milliarden Dollar.
Für drohende Kreditausfälle legte das Institut 2020 mehr als elf Milliarden Dollar zur Seite, rund dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Wie andere Finanzhäuser auch, löste Bank of America aber im vierten Quartal einen Teil der bereits gebildeten Risikovorsorge auf, weil sich die wirtschaftlichen Aussicht verbessert haben.
Goldman Sachs kann Gewinn mehr als verdoppeln
Kaum abhängig von Privatkunden und dafür bärenstark im Investmentbanking konnten die Edelbanker von Goldman Sachs für das Schlussquartal eine ganz andere Performance aufweisen: Dank des florierenden Wertpapierhandels in der Corona-Krise und sprudelnder Einnahmen im Investmentbanking hat der Finanzkonzern den Gewinn im Schlussquartal unter dem Strich auf 4,5 Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro) und damit um 135 Prozent gesteigert gegenüber dem Vorjahr. Die Zahlen übertrafen die Markterwartungen klar, die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit deutlichen Kursaufschlägen.
Die Einnahmen stiegen laut Goldman Sachs über alle Geschäftsbereiche hinweg - besonders der boomende Aktienhandel spielte dem Geldhaus in die Karten. Starke Zuwächse gab es auch in der Vermögensverwaltung und im klassischen Investmentbanking, zu dem die Betreuung von Firmen bei Börsengängen zählt.
Goldman Sachs kam zudem zugute, anders als die meisten anderen US-Banken kein großes Privatkundengeschäft mit hohen Kreditrisiken zu haben. Im gesamten Geschäftsjahr 2020 stieg der Nettogewinn um zwölf Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar.
Stark vom Privatkundengeschäft abhängig: Wegen fallender Erträge hier und zugleich hoher Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite ist der Gewinn der zweitgrößten US-Bank im Jahr 2020 deutlich gesunken