ING-Chef Ralph Hamers löst Sergio Ermotti ab UBS holt "radikalen Digitalisierer" an die Konzernspitze

ING-Chef Ralph Hamers löst ...
Foto: Bloomberg via Getty ImagesWechsel an der Spitze der Schweizer Großbank UBS: Der Chef der niederländischen Bank ING , Ralph Hamers (54) löst Sergio Ermotti (59) zum 1. November als Vorstandsvorsitzenden ab, teilte der UBS-Verwaltungsrat in der Nacht zum Donnerstag mit.
Demnach wird Hamers schon Anfang September in die Konzernleitung aufgenommen, "um einen reibungslosen Übergang in der Führung sicherzustellen". "Ralph Hamers ist der richtige CEO, um unsere Bank durch die nächste Phase ihrer Entwicklung zu führen", erklärte UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber laut Mitteilung.

... Sergio Ermotti an der Spitze der Schweizer Großbank UBS ab.
Foto: AFPZuvor hatte die "Financial Times" über die Personalie berichtet. Dem Bericht zufolge sei Weber schon vor Monaten an Hamers herangetreten - denn schon damals sei klar gewesen, dass Ermottis Vertrag nicht verlängert werde.
Hamers ist seit 1991 für die ING Group tätig und seit 2013 deren Chef. Er führte die Bank durch den Abschluss ihrer Umstrukturierung nach der Finanzkrise, wobei er die Staatshilfe zurückzahlte und zu Dividendenzahlungen zurückkehrte. Unter seiner Führung investierte die Bank zugleich stark in digitale Dienstleistungen und verkleinerte ihr Filialnetz drastisch.
In Hamers Amtszeit verhängten niederländische Behörden allerdings auch die Rekordstrafe von 775 Millionen Euro wegen Regelverstößen. Die Bank darf seit mehr als einem Jahr keine neuen Kunden in Italien mehr aufnehmen, berichtet die "FT".
Mit der Personalie beendet die UBS Spekulationen, dass der Star-Vermögensverwalter Iqbal Khan, der 2019 vom Erzrivalen Credit Suisse zur UBS kam, Ermotti an der Konzernspitze ablösen könnte.
"Wann kommt die erste Bank ohne Bankbilanz?"
Hamers sei ein "sehr respektierter Branchenkenner mit einer ausgewiesenen Expertise in der digitalen Transformation", betonte Weber. Schweizer Zeitungen charakterisieren den Niederländer gar als "radikalen Digitalisierer" und "Banking-Revolutionär". Im Interview mit "finews.ch" erklärte Hamers bereits 2017: "Die Bank der Zukunft wird eine digitale Plattform sein."
Das Kennzeichen solcher Plattform-Banken werde sein, "dass der Kunde sowohl Anbieter als auch Nutzer von Dienstleistungen ist", skizzierte Hamers sein Bild von der Bank der Zukunft, die eher einem Internet- und Digitalkonzern gleiche denn einer Bank im klassischen Sinne.
So sieht Hamers Facebook als Medienunternehmen, das kaum eigene Inhalte hat. Airbnb ließe sich als Hotel definieren, das keine Zimmer besitze. Netflix schließlich produziere Filme, habe aber keine eigenen Kinosäle. "Wann kommt die erste Bank ohne Bankbilanz?", fragte Hamers in dem Gespräch provokant.
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Ein klassischer Banker muss das wohl eher als Science fiction, als Provokation eben empfinden. Insofern darf man gespannt sein, was von der Aura des Revolutionärs bei der Schweizer Nobeladresse und dem mit 2,6 Billionen Dollar Assets weltgrößten Vermögensverwalter noch übrigbleibt.
Hamers gab sich in der Mitteilung vom Donnerstag erst mal respektvoll-artig und alles andere als revolutionär: "Ich fühle mich geehrt, die Chance zu erhalten, dieses großartige Unternehmen führen zu dürfen", sagte er.