Nach internen Debatten Ulrich Reuter wird neuer Präsident der Sparkassen in Deutschland

Der bundesweite Sparkassenverband bekommt 2024 einen neuen Präsidenten. Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Reuter setzte sich gegen eine Kandidatin aus Westfalen durch, die die Sparkassenbosse an ihrer Spitze verhindern wollten.
Ab 2024 neuer Sparkassenpräsident: Der Jurist Ulrich Reuter war rund 18 Jahres seines Berufslebens auch Landrat

Ab 2024 neuer Sparkassenpräsident: Der Jurist Ulrich Reuter war rund 18 Jahres seines Berufslebens auch Landrat

Foto: Sparkassenverband Bayern / dpa

Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Reuter wird im Januar 2024 Chef der bundesweiten Lobby-Gruppe DSGV. Der 60-Jährige sei von den Mitgliedern einstimmig für eine sechsjährige Amtszeit zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands gewählt worden, teilte der DSGV am Montag mit.

"Vor uns liegen anspruchsvolle Jahre voller Veränderungen", sagte Reuter. "Ich möchte mit meiner Arbeit dazu beitragen, unsere erfolgreiche Gruppe weiter nachhaltig, zukunftsfähig und schlagkräftig zu positionieren." Der promovierte Jurist ist seit 2021 Präsident des bayerischen Sparkassenverbands und löst im DSGV-Job Helmut Schleweis (69) ab, der seit 2018 die Interessen der Sparkassen im politischen Berlin vertrat. Reuter bringe "die notwendige breite Erfahrung, eine klare Wertvorstellung und die für die Aufgabe wichtige Mischung aus Durchsetzungs- und Ausgleichsfähigkeit mit", sagte Schleweis.

Der Aufstieg Reuters ging nicht ohne interne Konflikte vonstatten. So musste sich der bayerische Kandidat zunächst gegen die Chefin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, Liane Buchholz (58), durchsetzen. Der studierten Finanzmathematikerin wurde schon seit Jahren Interesse am obersten DSGV-Job nachgesagt – sie wäre die erste Frau auf dem Posten gewesen. Doch die von Männern dominierte Verbandsspitze machte von Anfang an Front gegen Buchholz.

Da Buchholz zusehends Unterstützer fand, wurde sie mit einem "Bauerntrick" gestoppt, wie "DER SPIEGEL" kürzlich  schrieb: Die Sparkassen-Managerin musste sich einer Probeabstimmung der regionalen Sparkassenverbandschefs stellen – und verlor den Machtkampf. Die Sparkassenbosse hatten sich für Reuter ausgesprochen und ihn damit den anderen wahlberechtigten Landesbankchefs und Kommunalvertretern als einzigen Kandidaten präsentiert.

Dabei hatte Buchholz bereits Ende 2017 den Kürzeren gezogen, als der Verband nach dem Rücktritt des damaligen DSGV-Präsidenten Georg Fahrenschon die Nachfolge regeln musste und sich dann für Schleweis entschied.

Reuter war 18 Jahre lang Landrat

Reuter war von 1993 bis 2001 für die Deutsche Bank tätig. Von 2002 bis 2020 war er Landrat des Landkreises Aschaffenburg. Mit dem Wechsel in die Hauptstadt müsste er sich noch mehr mit der Zukunft und stärkeren Kooperation der Landesbanken auseinandersetzen. Zusammenschlüsse von Landesbanken in den nächsten Jahren sieht er eher nicht, wie er wiederholt betont hat.

Schleweis wirbt seit Jahren für ein Spitzeninstitut im öffentlich-rechtlichen Lager, stößt damit aber auch in den eigenen Reihen auf Widerstand. Kern eines solchen Geldhauses könnte eine Verzahnung der sparkasseneigenen DekaBank mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sein. Die Gespräche über eine Fusion beider Institute liegen aber derzeit auf Eis.

Zum DSGV gehören 359 Sparkassen, sechs Landesbank-Konzerne, die DekaBank, die Deutsche Leasing, acht Landesbausparkassen, neun Erstversicherer-Gruppen der Sparkassen sowie viele weitere Finanzdienstleistungs- und andere Verbundunternehmen mit rund 300.000 Beschäftigten.

rei/Reuters
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