US-Bankenkrise US-Regierung schützt Einlagen der Silicon Valley Bank und schließt weitere Bank

Ministerin im Feuerwehreinsatz: US-Finanzministerin Janet Yellen
Foto: JONATHAN ERNST / REUTERSZwei Tage nach der Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) versuchen US-Behörden die Anleger mit einer Reihe von Maßnahmen zu beruhigen. Sämtliche Einlagen bei dem auf die Finanzierung von Technologiefirmen spezialisierten Geldhaus sollen geschützt werden, wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), der Einlagensicherungsfonds FDIC und das Finanzministerium in der Nacht zu Montag (MEZ) gemeinschaftlich mitteilten. Die Kunden könnten ab Montag auf ihr Geld zugreifen. Der Steuerzahler soll keine Verluste im Kontext der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen. In den USA sind Einlagen eigentlich bis zu einer Obergrenze von 250.000 Dollar abgesichert.
US-Regulierer schließen eine weitere Bank
Eine ähnliche Ausnahmeregelung gelte auch für die Signature Bank in New York, die am Sonntag von ihrer staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen worden sei. Alle Einleger dieses Instituts würden ebenfalls entschädigt. Die Einlagen beliefen sich per 8. März auf rund 89 Milliarden Dollar.
Laut "Financial Times" bezeichnete eine Reihe von Risikokapitalgebern Signature als den nach der SVB am stärksten gefährdeten Kreditgeber, da das Unternehmen einen konzentrierten Kundenstamm, ein erhebliches Engagement in Kryptowährungen und Technologieunternehmen sowie einen hohen Anteil an unversicherten Einlagen habe. Von den 89 Milliarden Dollar an Einlagen von Signature seien Ende letzten Jahres 90 Prozent nicht durch die FDIC versichert, wie aus einem behördlichen Bericht hervorgehe. Etwa ein Fünftel der gesamten Einlagen des Unternehmens entfiel Ende letzten Jahres auf digitale Vermögenswerte.
Es handele sich um wichtige Maßnahmen zum Schutz der US-Wirtschaft, indem das öffentliche Vertrauen in das amerikanische Bankensystem gestärkt werde. Das US-Bankensystem sei nach wie vor widerstandsfähig und stehe auf soliden Füßen, hieß es. Die Fed kündigte laut "FT" gleichwohl an, "berechtigten" Instituten zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, um sicherzustellen, dass "Banken in der Lage sind, die Bedürfnisse all ihrer Einleger zu erfüllen". Die US-Notenbank sagte, sie sei "bereit, etwaigen Liquiditätsdruck anzugehen". Dies soll über ein neues Programm realisiert werden, das den Instituten Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr anbietet.
Der implodierte Tech-Finanzierer
Die SVB Financial Group mit Sitz in Santa Clara steht seit dem 10. März unter Kontrolle der US-Aufsichtsbehörde FDIC. Die Gruppe verwaltete zu dem Zeitpunkt Assets im Wert von 209 Milliarden Dollar, sie bestand aus mehreren Teilen. Ende 2022 hatte die Gruppe rund 8500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ein hochrangiger Vertreter des US-Finanzministeriums bestritt laut "FT", dass es sich um eine Rettung der beiden Banken gehandelt habe, da die Aktionäre und Anleihegläubiger der beiden Banken "ruiniert" worden seien. Es sei darum gegangen, das Vertrauen in die Märkte wiederherzustellen.
US-Finanzministerin Janet Yellen (76) hatte zuvor dem Sender CBS gesagt, sie arbeite eng mit der Bankenaufsicht zusammen, um eine Antwort zu finden und Kontoinhaber zu schützen. Während der globalen Finanzkrise 2008 sei der Staat Investoren und Anteilseignern von systemrelevanten Großbanken zur Seite gesprungen. Die seitdem in Kraft gesetzten Reformen bedeuteten jedoch, dass ein solcher Schritt nicht wiederholt werde.
Die Pleite der SVB schürte weltweit die Sorge vor weiteren Zusammenbrüchen. Der größte Kollaps eines Geldhauses seit der globalen Finanzkrise 2008 sorgte am Wochenende vor allem in den USA und Großbritannien für Krisensitzungen von Politikern und Regulierungsbehörden. Experten machen die starken Zinserhöhungen in den USA mitverantwortlich für die Probleme der SVB.
HSBC übernimmt britische Tochter der SVB
Die Großbank HSBC hat am Montagmorgen die britische Tochter der in die Pleite gerutschten Silicon Valley Bank (SVB) für ein Pfund übernommen und damit erst mal für Erleichterung vor allem bei Startup-Firmen gesorgt. "Diese Übernahme ist für unser Geschäft in Großbritannien strategisch sinnvoll", erklärte HSBC-Chef Noel Quinn (62). Die britische Notenbank unterstützte die Übernahme und versicherte den Kunden der britischen SVB-Tochter, dass sie Zugang zu ihren Einlagen und zu den üblichen Bank-Dienstleistungen haben. Das breitere Bankensystem bleibe sicher, gesund und gut kapitalisiert, teilte die Bank of England mit. "Keine weiteren britischen Banken sind direkt materiell von diesen Schritten oder von der Lösung betroffen."
Der Kollaps der auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierten Silicon Valley Bank mit Sitz in Santa Clara drohte auch auf die britische Tech-Szene überzugreifen: Mehr als 250 führende Manager von Tech-Unternehmen in Großbritannien warnten vor existenziellen Bedrohungen für die Branche. Die britische SVB-Tochter verfügte zum 10. März über ein Kreditbuch von 5,5 Milliarden Pfund (6,21 Milliarden Euro) und über Einlagen von 6,7 Milliarden Pfund.
Großbritanniens Finanzminister Jeremy Hunt
"HSBC ist die größte Bank Europas und die Kunden der SVB UK sollten sich von ihrer Stärke, Schutz und Sicherheit vergewissern," erklärte der britische Finanzminister Jeremy Hunt. Die Transaktion schütze die Kundeneinlagen ohne Unterstützung der Steuerzahler, ergänzte er. Anders als die USA kündigte Großbritannien keine breiteren Liquiditätsmaßnahmen für das hiesige Bankensystem an.
Großbritanniens Finanzminister Jeremy Hunt (56) sieht für das britische Bankensystem keine Gefahr durch den Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB). "Das britische Bankensystem ist extrem sicher und gut kapitalisiert", sagte er vor Journalisten. Die Rettung der britischen Sparte der in die Pleite gerutschten SVB durch die Großbank HSBC sei nötig gewesen, um einige der strategisch wichtigsten britischen Technologieunternehmen zu schützen. "Wir waren mit einer Situation konfrontiert, in der einige unserer strategisch wichtigsten Unternehmen hätten vernichtet werden können, und das wäre extrem gefährlich gewesen."