Rettungspläne Apollo und Blackstone offenbar am Kreditgeschäft der SVB interessiert

Risikokapitalgeber hatten in der vergangenen Woche den Untergang der Silicon Valley Bank mit ausgelöst. Nun planen zwei von ihnen offenbar, Teile des insolventen Techfinanzierers zu übernehmen.
Schwierige Zeit für die SVB und ihre Kunden: Vertreter des Einlagensicherungsfonds FDIC sprechen mit Kunden vor der Zentrale in Santa Clara Kalifornien

Schwierige Zeit für die SVB und ihre Kunden: Vertreter des Einlagensicherungsfonds FDIC sprechen mit Kunden vor der Zentrale in Santa Clara Kalifornien

Foto: BRITTANY HOSEA-SMALL / REUTERS

Die zusammengebrochene Silicon Valley Bank (SVB) soll einem Medienbericht zufolge noch einmal zum Verkauf gestellt werden. Der US-Einlagensicherungsfonds FDIC plant eine weitere Auktion für das kalifornische Geldhaus, das am Freitag von den Behörden geschlossen wurde, wie das "Wall Street Journal " am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. Es solle ein erneuter Anlauf genommen werden, nachdem am Wochenende ein erster Verkaufsversuch gescheitert sei. Bei einem zweiten Anlauf könnten möglichen Kaufinteressenten Angebote gemacht werden, um eine Übernahme zu versüßen. So sei ein Verlustübernamevertrag denkbar.

Offenbar arbeiten bereits mehrere Risikokapitalfirmen daran, Teile der Bank zu erhalten. Eine Gruppe von Firmen führe seit Ende vergangener Woche Gespräche, wie die SVB weiterhin Kredite an Unternehmen und Führungskräfte des Sektors vergeben kann, berichtet die "Financial Times " unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montagabend. General Catalyst, Andreessen Horowitz und Khosla Venture zählen demnach zu den an den Gesprächen beteiligten Firmen.

Einer der diskutierten Vorschläge sei die Bildung eines Konsortiums mit der privaten Investmentbank Apollo, das für Teile der SVB bieten könnte. Bevor die Gruppe ein Gebot abgibt, will sie aber weitere Informationen über den Zustand der Bank bei den Aufsichtsbehörden einholen, heißt es.

Apollo offenbar am Kreditgeschäft interessiert

"Es ist noch zu früh, aber ich bin zuversichtlich, dass es in den nächsten Tagen zu einer Einigung kommen könnte", sagte eine der an den Gesprächen beteiligten Personen. Apollo könnte an der Übernahme des Kreditgeschäfts der SVB interessiert sein. Die Investmentbank investiert seit vielen Jahren in Schulden und Eigenkapital von Finanzinstituten.

Die Gruppe hat im Zuge der Pläne laut der "FT" auch mit der Credit Suisse First Boston und anderen großen Buyout-Häusern über eine Finanzierung gesprochen. Die Investmentbanking-Tochter der Credit Suisse berät über mögliche Wege zur Strukturierung eines Deals.

Laut der Agentur Bloomberg  hat mit Blackstone neben Apollo noch ein weiterer Vermögensverwalter sein Interesse am Kreditgeschäft der SVB bekundet. Der Umfang des Kreditportfolios, an dem Apollo und Blackstone interessiert sind, ist noch unklar. Blackstone prüfe auch andere Vermögenswerte, die es von der Bank erwerben könnte, sagte ein Insider.

Kurswechsel bei den Risikokapitalfonds

Die Bemühungen, Teile der SVB zu retten, unterstreichen die Bedeutung der Bank für Risikokapitalgeber. Gleichzeitig markieren sie einen Kurswechsel der Risikokapitalfonds im Umgang mit der Silicon Valley Bank. Vergangene Woche war dem Venture-Capital-Sektor noch vorgeworfen worden, den Run auf die Bank ausgelöst zu haben. So hatte etwa die VC-Firma Founders Fund von Peter Thiel (55), Mitbegründer von Paypal und heute Starinvestor im Silicon Valley, den Unternehmen seines Portfolios dazu geraten, Einlagen zu anderen Kreditgebern zu verlagern. Founders Fund soll nicht zu dem Konsortium aus Unternehmen zählen, die über einen Kauf verhandeln.

Die internationale Großbank HSBC hatte am Montag bereits die britische Tochter des insolventen US-Instituts zum symbolischen Preis von einem Pfund übernommen. Finanzminister Jeremy Hunt (56) betonte, bei der Rettung sei kein Steuergeld geflossen. Die Konten der Kundinnen und Kunden der SVB in Großbritannien seien geschützt.

Regulärer Betrieb läuft wieder

Die SVB hat unterdessen nach den Worten ihres neuen Chefs Tim Mayopoulos ihren regulären Betrieb innerhalb der USA wieder aufgenommen. Er erwarte, dass auch internationale Transaktionen in den kommenden Tagen wieder eingerichtet werden, teilt Mayopoulos in einem Brief an die Kunden mit. "Ich bin mir bewusst, dass die vergangenen Tage für unsere Kunden und Mitarbeiter eine äußerst schwierige Zeit waren, und wir sind dankbar für die Unterstützung der großartigen Gemeinschaft, der wir dienen", sagt Mayopoulos, der am Montag von dem US-Einlagensicherungsfonds FDIC mit der Leitung der SVB beauftragt wurde.

Die auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierte SVB war in Schieflage geraten, weil sie hohe Summen in langlaufenden US-Staatsanleihen angelegt hatte. Deren Kurse sind durch die Zinserhöhungen der Notenbanken deutlich gesunken. Zur Auszahlung von Kundengeldern musste die SVB Anleihen verkaufen und Milliardenverluste in Kauf nehmen. Eine Kapitalerhöhung zur Bilanzstärkung scheiterte. Kunden zogen Milliarden bei der Bank ab, die schließlich geschlossen wurde. Die US-Regulierer sicherten die Einlagen der Kunden nach der Auflösung der Silicon Valley Bank.

Der Kollaps der SVB hat weltweit den Bankensektor nach unten gezogen und die Aktienmärkte erschüttert. Auch für die deutsche Gründerbranche dürfte der Zusammenbruch weitreichende Folgen haben, deren Finanzierungslage ohnehin angespannt ist. Die Silicon Valley Bank galt als "Hausbank der Techindustrie" in den USA.

dri/dpa-afxp, Reuters, AFP
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