Schweiz ermittelt Manipulierten Banken auch Devisenkurse?

Bankenviertel Zürich: Die Schweizer Finanzaufsicht ermittelt gegen heimische Banken wegen des Verdachts der Devisenkursmanipulation
Foto: © Arnd Wiegmann / Reuters/ REUTERSBern/Wien - Auf die Bankenwelt kommt möglicherweise nach den Libor-Manipulationen der nächste Skandal zu. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) untersucht den Verdacht, ob heimische und internationale Banken die Devisen-Wechselkurse beeinflusst haben.
Ermittelt werde bei mehreren Schweizer Finanzinstituten, teilte die Finma am Freitag mit. Welche Banken konkret von der Untersuchung betroffen sind, wurde nicht kommuniziert. Die Finma arbeite eng mit ausländischen Behörden zusammen, da international eine Vielzahl von Banken potenziell betroffen seien, hieß es. Zuletzt hatte die britische Bankenaufsicht FCADevisengeschäfte europäischer Banken unter die Lupe genommen.
Auf Anfrage äußerten sich verschiedene europäische Großbanken zunächst nicht zu den Ermittlungen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wollte dies nicht kommentieren. Die österreichische Finanzmarktaufsicht ermittelt nach Angaben eines Sprechers nicht. Eine Sprecherin der britischen Finanzaufsicht FCA erklärte am Freitag: "Wir wissen von den Untersuchungen der Schweizer Behörden." Sie wollte jedoch nicht bestätigen, ob die britische Seite eigene Ermittlungen aufgenommen habe.
"Markt für Fremdwährungen ist wie der Wilde Westen"
In den vergangenen Monaten soll es bereits in anderen Ländern Hinweise gegeben haben, dass Devisenkurse manipuliert worden sein könnten, berichtete die Schweizerische Depeschenagentur SDA. Laut Medienberichten sollen die Untersuchungen vor allem internationale Großbanken betreffen.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte bereits im Juni über mögliche Manipulationen im Devisenmarkt berichtet. Nach Schätzungen werden hier jeden Tag rund fünf Billionen Dollar gehandelt. Die Nachrichtenagentur berief sich damals auf mehrere Personen, zum Teil aktive oder ehemalige Devisenhändler.
Der Markt gilt als einer der am wenigsten regulierten im Finanzsystem. Ein Marktbeobachter sagte Bloomberg: "Der Markt für Fremdwährungen ist wie der Wilde Westen."
Vier große Banken dominieren den Markt
Nach den Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg hätten die Währungshändler die täglichen Manipulationen über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren betrieben. Händler hätten Informationen über große Devisengeschäfte ihrer Kunden genutzt, um im Vorfeld der Abwicklung auf eigene Rechnung Gegengeschäfte zu machen. Dabei könnten sie auch die für andere Markteilnehmer wichtige Bildung von Wechselkursen beeinflusst haben, an denen sich zum Beispiel Fondsmanager und Indexanbieter orientieren. Die Manipulation geschah laut Bloomberg meist am Nachmittag gegen 16 Uhr Londoner Zeit, wenn diese Markteilnehmer ihre Geschäfte mit Banken machten. Laut Bloomberg wird der Markt von vier großen Banken dominiert.
Libor-Skandal liegt noch nicht lange zurück
Die Bankenwelt stand zuletzt wegen der Manipulation des Libor-Zinssatzes am Pranger. Hier mussten Barclays, die Royal Bank of Scotland und die UBS bereits hohe Bußgelder zahlen. Bei der Deutschen Bank erkannte die Finanzaufsicht Bafin nach einer Sonderprüfung zwar kein bewusstes Fehlverhalten im Top-Management, wie aus Finanzkreisen zu hören ist. Die Bafin rügte aber zu lasche interne Kontrollen. Die weltweiten Ermittlungen laufen noch.
Der Libor wird täglich in London aus den Meldungen von Banken ermittelt und stellt den durchschnittlichen Zinssatz dar, zu dem sich die Institute untereinander Geld leihen. Der Euribor ist das Pendant in der Euro-Zone. Als Konsequenz aus dem Skandal will die EU-Kommission durchsetzten, dass Zinssätzen wie Libor oder der verwandte Euribor künftig nur noch unter behördlicher Aufsicht bestimmt werden können. Zinsfälscher sollen mit Geldbußen bis hin zu Gefängnisstrafen rechnen müssen.