330 Millionen Dollar Verlust Katar prüft wegen Credit Suisse Ansprüche gegen Schweiz

Die Schweizer Regierung hatte Ende März die Zwangsehe von der Credit Suisse und UBS arrangiert. Der Staatsfonds von Katar (QIA), zweitgrößter Aktionär der CS, hat durch den Verkauf der CS einen hohen Verlust einstecken müssen und darum nun Schadensersatzansprüche gegen die Behörden geprüft.
Hält knapp 7 Prozent der CS-Anteile: Der Staatsfonds von Katar (QIA) hatte erst kürzlich seinen Anteil aufgestockt und wurde damit zum zweitgrößten Aktionär

Hält knapp 7 Prozent der CS-Anteile: Der Staatsfonds von Katar (QIA) hatte erst kürzlich seinen Anteil aufgestockt und wurde damit zum zweitgrößten Aktionär

Foto: DENIS BALIBOUSE / REUTERS

Der Staatsfonds von Katar (QIA) hat Insidern zufolge in Zusammenhang mit Verlusten aus ihrer Credit-Suisse-Beteiligung Schadenersatzansprüche gegen Schweizer Behörden geprüft. Der Credit-Suisse-Großaktionär habe im Nachgang zur Notübernahme der zweitgrößten Schweizer Bank durch die UBS Rat bei einer Anwaltskanzlei eingeholt, wie mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Denn gemäß der von der Schweizer Regierung arrangierten Zwangsehe kauft die UBS ihren kleineren Rivalen für drei Milliarden Franken und damit zu einem Bruchteil des vormaligen Aktienkurses. Das Mandat befinde sich noch in einer Sondierungsphase und eine Klage werde derzeit nicht aktiv verfolgt, hieß es weiter. QIA, UBS, Credit Suisse und das Schweizer Finanzministerium lehnten eine Stellungnahme ab.

Die Investition von QIA an Credit Suisse geht auf die Finanzkrise von 2008 zurück. Ursprünglich galt das Schweizer Institut als Nutznießerin der Krise, doch eine Reihe von Fehltritten und Skandalen vernichteten Milliarden an Börsenwert. Erst kürzlich stockte der Staatsfonds seinen Anteil auf knapp 7 Prozent auf und wurde damit zum zweitgrößten Aktionär nach der Saudi National Bank, wie aus einem im Januar eingereichten Dokument hervorgeht. Nach Berechnungen von Reuters dürfte QIA durch den Verkauf an den Konkurrenten UBS mit ihren Credit-Suisse-Anteilen rund 330 Millionen Dollar verlieren. Über den Kauf können weder die CS- noch die UBS-Eigner abstimmen. Um Zeit zu sparen, paukte die Schweizer Regierung die Transaktion Mitte März mit Notrecht durch.

QIA erwägt offenbar internationales Schiedsverfahren

Eine der rechtlichen Optionen, die QIA den Insidern zufolge durchspielte, ist ein internationales Schiedsverfahren. Die Schweiz und Katar haben eine Vereinbarung unterzeichnet, die ein Verfahren zur Beilegung von Streitigkeiten vorsieht. Der Fonds beauftragte eine Anwaltskanzlei mit Büros in London und Paris, die sich auf internationale Schiedsverfahren spezialisiert hat, erklärte eine der mit der Situation vertrauten Personen. Der Schritt von QIA-Chef Mansoor Bin Ebrahim Al-Mahmoud diene dazu, das Management über seine Handlungsalternativen zu informieren und nicht als Handlungsanweisung.

Für QIA dürfte die Hürde für eine Klage hoch sein, denn Katar müsste seine Verluste und Gewinnchancen gegen die Auswirkungen eines solchen Schrittes auf seine Beziehungen zur Schweiz abwägen. Sollten die Katarer beschließen, rechtliche Schritte einzuleiten, müssten sie gemäß dem zwischen den Regierungen der beiden Ländern ausgehandelten Vertrag eine Streitanzeige ("Notice of Dispute") bei der Schweizer Regierung einreichen. Die Parteien haben dann sechs Monate Zeit, um die Forderung "gütlich" beizulegen. Kommt keine Einigung zustande, kann der Streit an das Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) weitergeleitet werden. Dabei handelt es sich um eine internationale Schiedsinstitution, die in den 1960er-Jahren von der Weltbank für Rechtsstreitigkeiten zwischen internationalen Investoren und Staaten eingerichtet wurde.

Die Schweizer Großbank UBS verspricht sich von der Notübernahme ihrer bisherigen Konkurrentin einen Sondergewinn von fast 35 Milliarden US-Dollar (gut 32 Milliarden Euro), wie kürzlich aus einem rund 100-seitigen Dokument für die US-Börsenaufsicht SEC hervorging. Der Gesamtpreis der Übernahme wird darin mit rund 3,5 Milliarden Dollar angegeben. Da die Vermögenswerte der Credit Suisse zum Stand der Übernahme deutlich mehr wert sind als diese 3,5 Milliarden Dollar, ergibt sich für die UBS ein großer Buchgewinn. Im Interview mit manager magazin hatte der ehemalige Commerzbank-Chef Martin Blessing (59) bereits angedeutet, dass die UBS mit der Notübernahme unter den ausgehandelten Bedingungen ein glänzendes Geschäft gemacht haben dürfte .

dri/Reuters
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