Aufsichtsbehörden machen Druck
Probleme im Risikomanagement zwingen Citigroup zu Milliardeninvestition
Bei der Citigroup kam es in jüngster Zeit wiederholt zu teils teuren Fehlern. Das hat bereits die US-Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen - und zwingt die Bank jetzt zu hohen Investitionen.
Die Probleme im Risikomanagement der Citigroup sind offenbar ziemlich ernst. Die US-Bank sieht sich deshalb nun gezwungen, ihre Investitionen zur Risikokontrolle deutlich zu erhöhen. Wie Citigroup-Finanzchef Mark Mason bei einer Investorenkonferenz sagte, wird das Geldhaus in diesem Jahr zusätzlich eine Milliarde Dollar in die Infrastruktur sowie besseres Risikomanagement und -überwachung stecken.
Diese Entscheidung hat eine Vorgeschichte - und sie kommt womöglich nicht aus völlig freien Stücken: Vor wenigen Wochen sorgte die Citigroup mit einer gigantischen Fehlbuchung für Schlagzeilen: Den Investoren einer Anleihe des Kosmetikkonzerns Revlon überwies die Bank anstelle der fälligen Zinsen für das Wertpapier gleich die komplette Anlagesumme in Höhe von insgesamt 900 Millionen Dollar zurück. Zu allem Überfluss machen die Empfänger der Gelder auch noch Probleme bei der Wiederrückzahlung: Weil Revlon durch die Corona-Krise in Schwierigkeiten geriet, befindet sich der Kurs der Anleihe im Keller. Einige Investoren sahen in der Fehlbuchung daher offenbar eine willkommene Gelegenheit, bereits entstandene Verluste auszugleichen und weigerten sich, das Geld wieder herzugeben. Gegen den Hedgefonds Brigade Capital etwa zog die Citigroup in dem Zusammenhang bereits vor Gericht.
Dabei ist der Fall Revlon im Hause Citi zwar ein besonders drastischer, aber längst nicht der einzige Fehler, der in jüngerer Vergangenheit publik wurde. Wie Bloomberg berichtet, machte die Bank im offiziellen Wertpapierprospekt einer Eine-Milliarde-Dollar-Anleihe versehentlich falsche Angaben über das Fälligkeitsdatum des Bonds: Anstatt wie vorgesehen 2025 läuft das Papier demnach erst 2043 aus, ganze 18 Jahre später also. Um einen verzeihlichen Lapsus handelt es sich dabei vermutlich keineswegs: Wertpapierprospekte sind offizielle Unterlagen, auf deren Grundlage Gläubiger und Schuldner einer Anleihe durchaus in Rechtsstreitigkeiten geraten können, wie Bloomberg betont.
Inzwischen ziehen die Probleme bei der Citigroup bereits weite Kreise: Wie ebenfalls Bloomberg berichtet, schaut sich sowohl die US-Aufsichtsbehörde OCC als auch die Notenbank Federal Reserve die Bank genau an. Beide Institutionen erwägen, Maßnahmen gegen die Citigroup zu ergreifen, so der Bericht. Auch das dürfte zur Entscheidung, eine Milliarde in die Risikokontrolle zu stecken, beigetragen haben.