Wegen Wirecard-Skandal
KfW stellt Vertrag mit EY auf den Prüfstand
Neues Ungemach für EY infolge der Causa Wirecard: Offenbar erwägt der Bund, einen neuen Wirtschaftsprüfer für die staatliche KfW-Bank zu verpflichten - anstelle von EY.
Bloomberg zufolge bestätigte eine Sprecherin, dass die KfW derzeit einen Vierjahresvertrag ab 2022 verhandele. Zu den Gesprächen wollte sich die Sprecherin nicht äußern, auch EY wollte keine Stellungnahme abgeben.
EY ist wegen des Wirecard-Skandals in Bedrängnis geraten, da den Wirtschaftsprüfern vorgeworfen wird, die Bilanzfälschung zu spät entdeckt zu haben. Im Sommer dieses Jahres hatte Wirecard zugegeben, die Bilanz mit Luftbuchungen in Milliardenhöhe künstlich aufgebläht zu haben. 1,9 Milliarden Euro fehlten in der Kasse. Gegen das Wirecard-Management wird mittlerweile unter anderem wegen des Verdachts auf bandenmäßigen Betrug ermittelt - der ehemalige CEO Markus Braun (51) sitzt wie andere Vorstandskollegen bereits in Untersuchungshaft.
Als einer der Hauptverantwortlichen gilt auch der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek (40), der untergetaucht ist und sich in Russland aufhalten soll. Ihm wirft EY vor, mit Schauspielern und Kulissenbauten die Prüfer über Geschäfte in Asien getäuscht zu haben. Gegen die Wirtschaftsprüfer ist angesichts der lange unentdeckten Bilanzfälschung bereits eine Sammelklage angestrengt. EY hatte zehn Jahre lang die Geschäfte von Wirecard geprüft.
Abgesprungen sind EY bereits die Commerzbank und der Vermögensverwalter DWS. Letzterer hatte Anfang September mitgeteilt, "wegen möglicher zukünftiger Interessenkonflikte" keine Verlängerung von EY als Wirtschaftsprüfer vorzuschlagen. DWS hatte im vergangenen Jahr eine Wirecard-Position aufgebaut, die über mehrere Fonds hinweg rund 1 Milliarde Euro erreichte. Das Unternehmen hat angekündigt Wirecard zu verklagen. Die Commerzbank erklärte ebenfalls, auf ihrer nächsten Jahrestagung im Jahr 2021 einen Wechsel der Wirtschaftsprüfer vorzuschlagen.