Prognose angehoben JP Morgan profitiert von First-Republic-Übernahme

Die größte Bank der USA übernahm Anfang Mai in einer Notrettung die kollabierte Regionalbank First Republic. Aufgrund der Übernahme erwartet CEO Jamie Dimon für das laufende Jahr einen 4 Milliarden Dollar höheren Nettozinsüberschuss.
Dealmaker: CEO Jamie Dimon

Dealmaker: CEO Jamie Dimon

Foto: Rod Lamkey / CNP / MediaPunch / IMAGO

Die Übernahme der kollabierten First Republic Bank lässt die größte US-Bank JP Morgan etwas zuversichtlicher auf das laufende Jahr blicken. Der Nettozinsüberschuss exklusive des Investmentbankings (Markets) solle dieses Jahr statt 81 rund 84 Milliarden US-Dollar (77,7 Milliarden Euro) betragen, wenngleich es noch Unwägbarkeiten gebe, teilte das Institut am Montag in New York auf einer Investorenveranstaltung mit. Die mittelfristigen Auswirkungen der Transaktion stehen derweil noch nicht ganz fest. Zudem äußerte sich das Management unter CEO Jamie Dimon (67) zu den in diesem Jahr auflaufenden Kosten durch die Übernahme der US-Regionalbank.

Die JP Morgan-Aktie  legte im frühen Handel an der Wall Street 0,4 Prozent zu, drehte aber zuletzt ins Minus. Das Papier der First Republic Bank  verlor zeitweise mehr als 2 Prozent.

Die Kosten von JP Morgan allein sollen sich dieses Jahr wie zuvor auch prognostiziert auf 81 Milliarden Dollar belaufen. Hinzu kommen nun geschätzte 3,5 Milliarden durch die First Republic, unter anderem für deren Integration. Die kleinere Bank war im April wegen massiver Kapitalabflüsse ins Schleudern geraten. JP Morgan hatte sie dann in einer von Aufsichtsbehörden organisierten Rettungsaktion übernommen.

JP Morgan-Finanzchef Jeremy Barnum (49) geht davon aus, dass rund die Hälfte der anfallenden Integrationskosten in diesem Jahr anfallen wird. In den kommenden Monaten sei mehr Klarheit über das Geschäftsmodell der übernommenen Bank zu erwarten, sagte er bei der Investorenveranstaltung am Montag. Dies könne bei ansonsten gleichen Bedingungen zu höheren Kosten führen – dann aber auch zu mehr Einnahmen.

Zudem rechnet Barnum mit weiteren Aufwendungen durch behördliche Auflagen, unter anderem für das US-amerikanische Äquivalent des Einlagensicherungsfonds. Denn ähnlich wie die First Republic waren im Frühjahr unter anderem auch die Silicon Valley Bank und die Signature Bank zusammengebrochen, weshalb die Aufsichtsbehörden eine Sonderprüfung angestoßen haben. In diesem Zusammenhang entfallen auf JP Morgan weitere Ausgaben in ungewisser Höhe. Auf Basis der aktuell vorgesehen Pläne schätzt Barnum sie auf 3 Milliarden Dollar vor Steuern. Allerdings steht der endgültige Beschluss der Behörden noch aus. Um eine Prognose für die im nächsten Jahr auflaufenden Kosten abzugeben, sei es hingegen noch zu früh, sagte er.

Unsicherheiten um Fed-Zinsentscheid

Trotz der Aussicht auf die höheren Zinserträge durch die First Republic sieht die Führungsetage von JP Morgan zudem viele Unsicherheiten in den kommenden Monaten. Dazu zählen unter anderem die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve sowie die Reaktion der Verbraucherinnen und Verbraucher auf die gestiegenen Zinsen. So bleibt die Kreditvergabe den Einschätzungen des JP Morgan-Managements zufolge weiterhin günstig, sie werde sich im Laufe des Jahres aber normalisieren.

Daniel Pinto, Chef der Investmentbanking-Einheit, rechnet wegen der steigenden Zinsen, angespannten Arbeitsmärkte und anhaltenden Inflation mit einer Rezession. Sie könnte aber dabei helfen, die Verbraucherpreise wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Wie tief die Rezession sein wird, werde die Zeit zeigen, sagte er. Er verwies zudem auf die zunehmende Verschuldung vieler Länder: Diese sei momentan kein Problem, auf längere Zeit sollte sie seiner Meinung nach jedoch im Auge behalten werden.

Angesichts einer starken Bilanz und dem aus eigener Kraft generierten Kapitalfluss sieht sich JP Morgan für möglichen Gegenwind aber gut gewappnet.

dri/dpa-afx
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