Deutsche-Bank-CEO über die Baustellen der Deutschen Bank John Cryan: "Es ist wirklich zum Verzweifeln"

Spricht gern Klartext: Deutsche-Bank-CEO John Cryan.

Spricht gern Klartext: Deutsche-Bank-CEO John Cryan.

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Sanierung des wichtigsten deutschen Geldhauses: Wer die Deutsche Bank retten will

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Rund 90 Minuten lang hat die Deutsche Bank am 27. Oktober ihre Zahlen des dritten Quartals den Aktien-Analysten erklärt. Anders als angekündigt stand dafür aber nicht nur Finanzvorstand Marcus Schenck zur Verfügung. Zu Beginn der Telefonkonferenz, die Sie hier noch einige Tage nachhören können , eröffnete Investor-Relations-Chef John Andrews den Finanz-Fachleuten, dass auch CEO John Cryan teilnehme. Während Schenck meist sehr vorsichtig blieb und eng an den Zahlen argumentierte, antwortete Cryan - wie gewohnt - oft recht unverblümt und offen.

manager-magazin.de dokumentiert nachfolgend die wichtigsten Aussagen Cryans:

John Cryan über...

..die Veröffentlichung der 14-Milliarden-Dollar-Forderung des US-Justizministeriums an die Deutsche Bank und deren Folgen:

"Das Quartal war überschattet von der Aufmerksamkeit rund um unsere Verhandlungen mit dem US-Justizministerium. Das hat Unsicherheit gebracht. Unsicherheit bezüglich der Deutschen Bank als Investment, Unsicherheit bezüglich der Einschätzung einiger Kunden gegenüber der Deutschen Bank als Geschäftspartner und Unsicherheit, die sich sogar auf unsere Finanzplanung und Umsetzung der Strategie ausgewirkt hat. (...)

Wir können nicht sagen, wie viel Geschäft davon betroffen war, aber als unser Name aus falschen Gründen in den Schlagzeilen war, klingelte das Telefon nicht so oft wie sonst. Und wir wissen nicht, wie oft das Telefon geklingelt hätte, wenn wir nicht in den Medien gewesen wären. (...) Ständig diese Gerüchte und Spekulationen - das ist wirklich zum Verzweifeln."

Lesen Sie dazu auch den Report in der November-Ausgabe des manager magazin:

Das Versagen der Hausjuristen - warum die Deutsche Bank von einem Vorzeige- zu einem Skandalkonzern wurde

... seine persönliche Reaktion, um die Turbulenzen danach zu befrieden:

"Um hier mit einem Mythos aufzuräumen: Ich sitze nicht nur über Excel-Tabellen. Ich habe eine persönliche Regel, dass ich pro Tag mindestens eine Stunde mit Kunden verbringen muss. Dabei musste ich zuletzt häufig die Situation der Bank erklären. Als die 14-Milliarden-Dollar-Summe publik wurde, war das für viele Menschen ein ernster Grund zur Sorge, in der Bank und außerhalb."

... seine Prognose für die Ertragsentwicklung der Bank:

"Wir sehen eine Verringerung unserer Erträge in vielen unserer Geschäfte. Natürlich liegt das am Niedrigzinsumfeld, aber nicht nur. (...) Wir erwarten weiter eine Abnahme der Erträge, aber wir arbeiten hart dagegen an."

... den Absturz des Aktienkurses seit seinem Amtsantritt und der Interpretation, dass die Investoren damit ihr Misstrauen gegenüber seiner Strategie dokumentieren.

(auf eine entsprechende Frage eines Analysten extrem kurz angebunden - die Redaktion) "Das sehe ich anders. Ich manage nicht den Aktienkurs, ich manage die Bank."

... die Verkaufspläne für die Postbank

"Die Postbank ist verkaufsbereit, aber wir wollen sie nicht verkaufen, bevor wir nicht einen attraktiven Preis erzielen. Und wir haben genügend Zeit und Flexibilität, um das zu erreichen. Bei der Postbank bleibt es genau bei dem Plan, den wir bekannt gemacht haben."

... einen etwaigen Komplett- oder Teilverkauf der Vermögensverwaltung (Asset Management)

"Nicolas Moreau ist seit Anfang Oktober an Bord und für das Geschäft verantwortlich. Wir haben ihn gebeten, das Geschäft zu überprüfen und mit seinen Ergebnissen dann zu uns zu kommen. Das ist ein dynamisches Geschäft. Er soll sich alles anschauen und uns dann sagen, wo er wie viel Kapital einsetzen möchte. Wir mögen das Asset Management sehr, es liefert Gewinn und Cash Flow. Das soll ein integraler Bestandteil der Deutschen Bank bleiben, was aber nicht heißt, dass wir das Geschäft nicht im Detail überprüfen. Genau das ist jetzt Nicolas' Job. Aber er braucht schon noch mehr Zeit als 27 Tage, um uns zu sagen, wie das Geschäft sich künftig aufstellen und entwickeln soll."

Sehen Sie hier den Video-Kommentar unseres Banken-Korrespondenten Tim Bartz zu den Quartalszahlen der Deutschen Bank: "Ein ganz, ganz kleiner Schritt in die richtige Richtung"

manager-magazin.de / Wochit

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