Cerberus und J.C.Flowers kaufen Landesbank Finanzinvestoren übernehmen HSH Nordbank

Finanzinvestoren aus den USA und Großbritannien übernehmen die HSH Nordbank für eine Milliarde Euro. Die finanziellen Schmerzen von Hamburg und Schleswig Holstein lindert das nur wenig.
Ende mit Schrecken: Die HSH versenkte vor allem mit Schiffskrediten Milliarden. Politiker waren bei der Überwachung ihrer Landesbanken völlig überfordert, Im Bild die Regierungschefs von Schleswig Holstein und Hamburg, Daniel Günther (CDU), und Olaf Scholz (SPD)

Ende mit Schrecken: Die HSH versenkte vor allem mit Schiffskrediten Milliarden. Politiker waren bei der Überwachung ihrer Landesbanken völlig überfordert, Im Bild die Regierungschefs von Schleswig Holstein und Hamburg, Daniel Günther (CDU), und Olaf Scholz (SPD)

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Finanzinvestoren aus den USA und Großbritannien kaufen die HSH Nordbank, die gemeinsame Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein. Die New Yorker Investmentgesellschaft Cerberus und der US-Investor J. Christopher Flowers übernehmen die meisten Anteile und halten künftig rund 80 Prozent des Instituts, wie die Kieler Landesregierung und der Hamburger Senat am Mittwoch mitteilten.

Kleinere Anteile gehen an die amerikanische Gesellschaft GoldenTree und an Centaurus Capital aus London sowie an die österreichische Bawag, die Cerberus zuzurechnen ist

Die Länder verzichten auf die Möglichkeit, vorübergehend an einer Minderheitsbeteiligung festzuhalten. Sie verkaufen 94,9 Prozent der Anteile. Die restlichen 5,1 Prozent lagen schon zuvor bei Flowers. Der Kaufpreis beträgt rund eine Milliarde Euro.

Steuerzahler übernimmt Verlustgarantie

Der Kaufpreis könnte sich allerdings noch reduzieren, falls die Bank die Verlustgarantie der Länder von zehn Milliarden Euro nicht voll in Anspruch nimmt. Diese Garantie soll vorzeitig beendet und an die Käufer ausgezahlt werden. Dafür erhalten die Länder einen Ausgleichsbetrag von 100 Millionen Euro.

Einem entsprechenden Kaufvertrag stimmten Senat und Landesregierung am Mittwoch zu. Er steht noch unter verschiedenen Vorbehalten. So müssen der Kieler Landtag und die Hamburger Bürgerschaft zustimmen - ebenso wie die EU-Kommission, die Finanzaufsicht BaFin und die Europäische Zentralbank (EZB).

Die diversen Prüfungen und Verfahren werden Monate in Anspruch nehmen, so dass eventuell erst im Herbst mit dem formellen Abschluss der Transaktion zu rechnen ist.

Finanzdesaster für die Länder: Günther spricht von "wichtigem Etappenziel"

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem "wichtigen Etappenziel" beim Verkauf der HSH Nordbank. Notwendig geworden war dieser durch eine Auflage der EU-Kommission, nachdem die Länder die Bank zwei Mal mit staatlichen Mitteln vor der Insolvenz gerettet hatten.

Für die Länder endet damit ein Finanzdesaster, dass sich über rund zehn Jahre seit dem Beginn der globalen Finanzkrise hinzog und von zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Fehleinschätzungen sowie Irrtümern geprägt war.

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Die Verluste für die beiden Länderhaushalte zusammen bewegen sich mindestens im zweistelligen Milliardenbereich. Sie werden je nach Quelle zumeist auf 13 bis 14 Milliarden Euro geschätzt. Die Sonderbelastung durch die HSH Nordbank führt bei den beiden Ländern zu steigender Verschuldung, während die Schulden aller anderen Bundesländer gegenwärtig sinken. Nach dem Verkauf ist zudem mit dem Verlust von mehreren hundert der rund 2000 Arbeitsplätze zu rechnen.

Der Finanzinvestor Cerberus des New Yorker Geschäftsmannes Stephen Feinberg ist bereits auf dem deutschen Bankenmarkt aktiv und hält Anteile an Commerzbank  , Deutscher Bank sowie - über die Bawag-Beteiligung - Stuttgarter Südwestbank und Deutscher Ring Bausparkasse.

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Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold sagte am Mittwoch vor Beginn der Beratungen, man habe sich für mehrere Käufer entschieden - als wirtschaftlichste Lösung für das Landesvermögen. "Es ist kein Tag der Freude, sondern ein Tag der Verantwortung", sagte die Grünen-Politikerin. "Noch vor wenigen Monaten hätte niemand Haus und Hof darauf verwettet, dass wir heute da stehen, wo wir stehen." Sie sei zuversichtlich, dass der Kaufvertrag unterzeichnet werden könne.

Die Bank musste wegen der Finanz- und Schifffahrtskrise mit Milliardenhilfen der Länder vor dem Aus gerettet werden. Als Gegenzug für diese Staatsgelder setzte die EU eine Verkaufsfrist bis Ende Februar 2018. Danach müssen einem Deal noch beide Landesparlamente und die EU-Kommission zustimmen. Es wäre die erste Privatisierung einer deutschen Landesbank.

la/dpa

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