PacWest Es hört nicht auf – die nächste US-Regionalbank wackelt

Regionalbank PacWest in Kalifornien: "In Gesprächen mit potenziellen Investoren über strategische Optionen"
Foto: MIKE BLAKE / REUTERSNoch am Montag, nachdem er in einer Notversteigerung die taumelnde First Republic Bank gekauft hatte, versuchte Jamie Dimon (67) die Finanzwelt und die Märkte zu beruhigen. "Dieser Teil der Krise ist vorbei", sagte der CEO des Wall-Street-Giganten J.P. Morgan Chase in einem Call. Noch in derselben Woche ist klar: Die Bankenkrise setzt sich an anderer Stelle fort.
Die PacWest Bancorp erklärte am späten Mittwoch, man sei in Gesprächen mit potenziellen Partnern und Investoren über strategische Optionen, nachdem die Aktien des in Los Angeles ansässigen Kreditgebers am gleichen Tag um 52 Prozent abgestürzt waren. Der ohnehin geplante Verkauf des Darlehensportfolios in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar verlaufe weiterhin planmäßig und würde nach Abschluss die Kernkapitalquote von 9,2 auf mindestens 10 Prozent erhöhen, so die Bank in der Erklärung. Seit der Ankündigung des Verkaufs der First Republic Bank am Montag habe man keine ungewöhnlichen Einlagenabflüsse zu verzeichnen gehabt. Es war der Versuch, die Lage zu beruhigen.
Gleichwohl sieht das Management um CEO Paul Taylor zusätzlich zu den bereits verkündeten Maßnahmen zur Liquiditätssteigerung offenbar Handlungsbedarf. "In Übereinstimmung mit der üblichen Praxis prüfen das Unternehmen und sein Vorstand kontinuierlich strategische Optionen", erklärte PacWest. "In letzter Zeit sind mehrere potenzielle Partner und Investoren an das Unternehmen herangetreten – die Gespräche laufen noch. Das Unternehmen wird weiterhin alle Optionen prüfen, um den Wert für die Aktionäre zu maximieren." Laut Reuters ist neben einem Komplettverkauf offenbar auch eine Kapitalerhöhung möglich.
Kleinere Banken spüren weiterhin die Unruhe der Investoren
Neben der PacWest spürten auch andere kleinere Banken in den USA die Unruhe der Investoren, die seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im März herrscht. Die Aktien der Western Alliance rutschten am Mittwoch um 23 Prozent ab.
Die Western Alliance versuchte ebenfalls, die Märkte zu beruhigen, indem sie am späten Mittwoch erklärte, sie habe keine ungewöhnlichen Einlagenabflüsse erlebt und verfüge über ausreichende Liquidität. Der in Phoenix in Arizona ansässige regionale Kreditgeber sagte, dass er "seine finanzielle Stärke sowie seine Prognosen für das Einlagenwachstum als Reaktion auf die jüngsten Ereignisse in der Branche bekräftigt".
Experten zweifeln ohnehin, dass sich die Lage schnell beruhigen wird. "Das Vertrauen in ein Finanzinstitut wird über Jahrzehnte aufgebaut und in wenigen Tagen zerstört", schrieb der Milliardär und Investor Bill Ackman (56) in einem Tweet. "Wenn ein Dominostein nach dem anderen fällt, gerät die nächstschwächere Bank ins Wanken." Er forderte die Regulierungsbehörden auf, eine umfassende Einlagensicherung einzuführen. "Solange die Investoren nicht dafür belohnt werden, dass sie auf eine wackelnde Bank gesetzt haben, wird es kein Angebot geben, und der beste Verkauf ist der letzte Preis", schrieb er.
PacWest-Aktien seit 8 Wochen unter Druck
Die PacWest-Aktien haben seit Beginn der Bankenkrise am 8. März fast 90 Prozent ihres Wertes verloren. Andere regionale Kreditgeber, deren Aktien in dieser Woche unter Druck standen, gaben ebenfalls nach und gaben ihre Gewinne vom Vortag wieder ab. Institute wie Zion, First Horizon oder Comerica brachen jeweils um mehr als 7 Prozent ein. Zion und First Horizon waren am Mittwoch nach Geschäftsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Comerica teilte mit, dass die Einlagen im ersten Quartal zwar zurückgegangen seien, aber immer noch über dem Niveau vor der Pandemie lägen und nun weniger auf preissensible Kunden konzentriert seien. Die jüngsten Ereignisse, die sich auf bestimmte Banken auswirken, sowie die Angst, die derzeit die Aktienkursschwankungen antreibt, würde die wirkliche Stabilität des Bankensektors nicht korrekt widerspiegeln, erklärte der in Dallas ansässige Kreditgeber in einer Erklärung am späten Mittwochabend.
Die Krise der US-Regionalbanken begann im März, als ein durch die sozialen Medien ausgelöster Ansturm auf die Silicon Valley Bank zu deren abrupter Schließung führte und die Einleger der Regionalbanken in die Sicherheit der größten Institute flüchteten.
Die Probleme zwangen die Aufsichtsbehörden, mit Notmaßnahmen einzugreifen. Die US-Notenbank stellte mehr als 100 Milliarden Dollar an Krediten und anderen Hilfen zur Verfügung - in der Summe mehr Geld als während der Finanzkrise 2008.
Nervosität nimmt wieder zu, CDS-Prämien steigen
Ende April schienen sich die Märkte zu beruhigen, doch inzwischen haben insbesondere im Bankensektor die Kursschwankungen wieder stark zugenommen. Die Hoffnung, dass die Übernahme der First Republic Bank durch die Großbank JP Morgan die Lage beruhigen würde, hat sich als verfrüht erwiesen. Auch zahlreiche Hedgefonds, die an der Bankenkrise bisher prächtig verdient haben, wetten weiterhin darauf, dass noch weitere Dominosteine fallen könnten.
Gradmesser für die Krise sind die Prämien, die für Kreditversicherungen der betroffenen Bankinstitute fällig werden. Diese CDS-Prämien waren Anfang März steil in die Höhe geschossen. Im Anschluss gingen die Prämien wieder zurück, doch am Mittwoch näherten sich die CDS-Prämien im Sektor wieder dem höchsten Niveau seit rund vier Wochen.
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte noch am Mittwoch Zuversicht gezeigt und bekräftigt, dass das Bankensystem des Landes widerstandsfähig sei. Powell sagte, die Bankeinlagen hätten sich stabilisiert. Gleichzeitig hatte Powell die US-Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge erhöht und eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte in Aussicht gestellt, sollte der Inflationsdruck hoch bleiben.
PacWest hat Filialen in Kalifornien sowie in Durham, North Carolina und Denver, Colorado. In den Ergebnissen des ersten Quartals der vergangenen Woche hieß es, die Einlagen hätten sich wieder stabilisiert, nachdem zahlreiche Kunden ihr Geld abgezogen hatten. Die Bank, die zu den 100 größten US-Banken gehört, will eine Lösung finden, um in Eigenregie ihre Finanzkraft zu stärken. Eine Notübernahme der Bank durch die US-Aufsichtsbehörde soll wenn irgend möglich vermieden werden, sagte ein Insider gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.