Ernst von Freyberg
Deutscher Chef der Vatikanbank tritt zurück
Ernst von Freyberg, Chef der von Skandalen geschüttelten Vatikanbank, gibt sein Amt ab. Den Reformprozess wird jetzt ein anderer fortsetzen. Der Gewinn brach 2013 dramatisch ein - auch wegen der hohen Reformkosten.
Vatikanbank-Chef von Freyberg hört auf: Über die Geschwindigkeit des Reformprozesses sollen der Bank-Chef und der Vatikan unterschiedlicher Auffassung gewesen sein
Foto: TONY GENTILE/ REUTERS
Rom - Der deutsche Chef der skandalgeplagten Vatikanbank, Ernst von Freyberg, gibt sein Amt nach knapp eineinhalb Jahren ab. Der Top-Manager war noch vom früheren deutschen Papst Benedikt XVI. eingesetzt worden, um bei dem Geldhaus aufzuräumen.
"Mit dem Abschluss der ersten Phase des Reformprozesses sind wir nun in der Lage, unter einer neuen Führung die zweite Phase zu beginnen", erklärte der Leiter der Finanzbehörde des Vatikans, Kardinal George Pell, am Dienstag bei der Veröffentlichung des Jahresberichts des Instituts. Dem Bericht zufolge schrumpfte 2013 der Gewinn der Vatikanbank auf 2,9 Millionen Euro zusammen - unter anderem wegen der hohen Reformkosten. 2012 hatte der Gewinn bei 86,6 Millionen Euro gelegen.
"Ich möchte Ernst von Freyberg und dem gesamten Rat für die große Einsatzbereitschaft danken." Der 55-Jährige hatte das Amt im März 2013 übernommen. Die neue Spitze des Istituto per le Opere di Religione IOR soll am Mittwoch vorgestellt werden.
Bereits Anfang Juli war durchgesickert, dass von Freyberg sein Amt abgeben werde. Über die Hintergründe gab es widersprüchliche Informationen. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, Freyberg wolle zu seiner Familie nach Deutschland zurückkehren. Der 55-Jährige wohnt mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in Frankfurt und ist nach Informationen von manager magazin online nur sporadisch in Rom.
Allerdings gibt es auch inhaltliche Dissonanzen: So haben der Bank-Chef und der Vatikan unterschiedliche Auffassungen über die richtige Geschwindigkeit der Reformen. Deshalb habe man ihn zum Rücktritt genötigt.
Die skandalgebeutelte Bank mit dem offiziellen Namen "Institut für religiöse Werke" ("Istituto per le Opere di Religione", "IOR") war unter anderem in den Verdacht der Geldwäsche geraten. Freyberg hatte sein Amt im Februar 2013 angetreten. Unter seiner Führung startete das Geldhaus eine Initiative für mehr Transparenz. Freyberg ließ Hunderte von Konten schließen, leitete mehrere Ermittlungen ein und setzte strenge Regeln im Kampf gegen die Geldwäsche durch.
Vatikanbank-Chef von Freyberg hört auf: Über die Geschwindigkeit des Reformprozesses sollen der Bank-Chef und der Vatikan unterschiedlicher Auffassung gewesen sein