Wegen Corona-Krise
Stellenabbau bei Deutscher Bank verzögert sich
Rund 4000 Vollzeitstellen will die Deutsche Bank bis Jahresende streichen. Durch die Corona-Krise hat sich der Stellenabbau im zweiten Jahresviertel verlangsamt. Ob das Jahresziel noch eingehalten werden kann, ist unklar.
Deutsche Bank: Auch wenn in diesem Jahr weniger Stellen abgebaut werden als geplant - am Gesamtziel bis Ende 2022 ändert sich nichts
Foto: Michael Probst/ AP
Der geplante Stellenabbau bei der Deutschen Bank könnte in diesem Jahr wegen der Corona-Krise etwas geringer ausfallen als zunächst gedacht. Am Ziel, die Stellenzahl bis Ende 2022 um etwa 18.000 auf 74.000 zu reduzieren, ändere die Corona-Pandemie nichts, sagte Finanzvorstand James von Moltke (51) der "Financial Times" (Montag). Er bekräftigte damit Aussagen von Konzernchef Christian Sewing (50) bei der Hauptversammlung im Mai. Wegen der Corona-Krise habe es aber eine circa sechs Wochen lange Pause bei einigen Restrukturierungsmaßnahmen wie dem Stellenabbau gegeben. "Ich kann ihnen derzeit nicht sagen, ob wir diese Verlangsamung in der zweiten Jahreshälfte aufholen können", sagte der jetzt seit rund drei Jahren amtierende Finanzvorstand der "FT".
Nach Informationen der Zeitung sollte die Zahl der Vollzeitstellen in diesem Jahr um 4000 gesenkt werden. In den ersten drei Monaten habe die Bank mit dem Abbau von rund 1000 Stellen pro Quartal im Plan gelegen. Doch im zweiten Quartal sei es wegen der Corona-Krise nicht in diesem Tempo weitergegangen. Dies sei jedoch nur eine Auszeit gewesen.
Die Bank sei trotz der Corona-Folgen weiter auf Kurs zu ihren Sparzielen sowohl für dieses Jahr als auch bis Ende 2022. Bis dahin soll die Kostenbasis um 5,8 Milliarden Euro niedriger sein als zum Zeitpunkt der Ankündigung des harten Sanierungskurses im Juli 2019, kurz nachdem die Fusion mit der Commerzbank gescheitert war. Nach "FT"-Informationen sollen davon rund zwei Milliarden Euro in diesem Jahr realisiert werden. Mit dem harten Sparkurs will die Bank endlich wieder in die Gewinnzone zurückkehren.
2019 hatte es wegen der immensen Kosten für den Konzernumbau das fünfte Verlustjahr in Folge gegeben - und auch 2020 wird es unter anderem wegen der hohen Risikovorsorge für Kreditausfälle infolge der Corona-Krise erneut ein Minus geben. Mit der vor einem Jahr angekündigten Sanierung habe die Bank aber jetzt die Wende geschafft. Es sei aber noch nicht die Zeit, um Siegerrunden zu drehen.
Am Kapitalmarkt wurde der Kurs zuletzt honoriert. Nachdem die Deutsche-Bank-Aktie in den vergangenen Jahren meist zu den größten Verlierern im Dax gehört hatte, legte sie in den vergangenen zwölf Monaten um rund ein Fünftel zu.