

Die mitten in der Sanierung steckende Deutsche Bank hat weltweit einen Einstellungsstopp verhängt, um die Kosten weiter zu senken und das Vertrauen der Märkte in das Unternehmen zu stärken, berichtet Bloomberg.
Alle Spartenverantwortlichen seien angewiesen worden, den Einstellungsstopp sofort umzusetzen und frei werdende Stellen allenfalls mit internen Kandidaten zu besetzen, heißt es. Ausnahme soll die Abteilung Compliance unter Sylvie Matherat sein - hier sollen weiter extern Mitarbeiter angeheuert werden dürfen, damit die Bank besser lernt, Regeln zu befolgen und interne Kontrollen zu etablieren.
Ein Deutsche-Bank-Sprecher wollte den Bericht nicht weiter kommentieren. Er verwies darauf, dass das Geldhaus derzeit Personal ab- und nicht aufbaut. Von den weltweit rund 100.000 Stellen sollen 9000 gestrichen werden, davon 4000 in Deutschland. Dass die Bank bei diesem Abbau im Plan ist, hatte sie erst vor wenigen Tagen kommuniziert.
Analysten befürworteten in einer ersten Reaktion den verhängten Einstellungstopp: "Es wäre wünschenswert wenn die Deutsche Bank bei den Neueinstellungen restriktiv vorgeht, weil sie die Kosten senken muss", kommentierte zum Beispiel Philipp Häßler, Analyst bei Equinet. Analysten von JPMorgan Chase schätzen laut Bloomberg, dass die Deutsche Bank durch den Einstellungsstopp allein in diesem Jahr rund 1,9 Milliarden Euro einsparen könnte.
Analyst: Einstellungsstopp könnte dieses Jahr 1,9 Milliarden Euro einsparen
Aktien der Deutschen Bank gaben nach der Nachricht weiter leicht nach und zählten gegen Donnerstagmittag mit Verlusten von rund 2,5 Prozent zu den schwächsten Werten im Dax. Die Papiere haben seit Jahresbeginn rund 47 Prozent ihres Wertes verloren. Sie schneiden damit deutlich schlechter ab als viele andere Banken-Aktien. In dem 38 Werte zählenden Banken-Index von Bloomberg belegen sie derzeit Platz 34, der Index selbst gab im gleichen Zeitraum rund 23 Prozent nach.
Die Titel der Deutschen Bank leiden schon länger unter dem Misstrauen der Investoren. Ihre Kapitaldecke gilt im Vergleich zu anderen internationalen Wettbewerbern als zu dünn. Der IWF bezeichnete die Bank unlängst als "gefährlichste Bank der Welt" und forderte sie unverhohlen auf, das Geschäftsmodell zu ändern.
Vorstandschef John Cryan strebt das an, bittet die Investoren aber um mehr Geduld. Der Brite hatte zuletzt versichert, dass die Bank keine Kapitalerhöhung plane noch Staatshilfe in Anspruch nehmen wolle und über ausreichend Liquidität verfüge. Belastend wirkt auch, dass der größten deutschen Bank in den USA eine bis zu 14 Milliarden Dollar hohe Strafe für Vergehen vor der Finanzkrise droht.
Anders lautenden Berichten zufolge allerdings lote Cryan in Gesprächen mit Wall-Street-Banken sehr wohl ihre Unterstützung für eine mögliche Kapitalerhöhung aus. Neben Aktienemissionen würde auch über Beteiligungsverkäufe gesprochen. So erwäge die Bank angeblich, 2017 einen Minderheitsanteil der Vermögensverwaltungssparte an die Börse zu bringen, um mit dem eingespielten Geld die schwache Kapitalbasis zu stärken. Analysten taxieren den Wert der Sparte auf rund acht Milliarden Dollar.
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Im Video: Sven Clausen, stellvertretender Chefredakteur von mm, über die drohende Milliardenstrafe und mögliche Liquiditätsprobleme der Deutschen Bank
Paul Volcker war der große Mann der Bankenreform nach der Finanzkrise - und die Deutsche Bank wird als erste dafür bestraft, die nach dem Ex-Fed-Präsidenten benannte Volcker-Regel verletzt zu haben. Im April 2017 verhängte die US-Notenbank Federal Reserve eine Buße von 20 Millionen Dollar wegen unerlaubten Eigenhandels. Hinzu kommen 137 Millionen Dollar für Manipulation des Devisenmarkts, auf dem die Deutsche Bank einer der größten Akteure ist.
Kaupthing war einmal ein wichtiger Name der Finanzwelt, die Pleite und Notverstaatlichung der größten Bank im kleinen Island hatte 2008 europaweit Folgen. Heute ist das Unternehmen nur noch eine leere Hülle, die Abwicklung wurde 2015 abgeschlossen. Um der Deutschen Bank einen teuren Vergleich abzuringen reicht die Kraft aber noch aus. Im ersten Quartal 2017 wurde ein Rechtsstreit um die Beteiligung der Deutschen Bank am Kaupthing-Kollaps über sogenannte Credit Linked Notes beigelegt, heißt es im Geschäftsbericht. Laut "Handelsblatt" und "Süddeutscher Zeitung" konnten die Isländer fast die verlangten 509 Millionen Euro herausholen.
Libor-Skandal, Verbraucherkredite, Kirch-Pleite - die Deutsche Bank war und ist in viele Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Seit 2012 hat das Institut für die Aufarbeitung der Skandale bereits annähernd 20 Milliarden Euro aufgewendet. Der größte Teil dürfte inzwischen erledigt sein, aber ein Ende ist nicht in Sicht ...
Deutlich herunterhandeln ließ sich mit dem im Februar 2017 geschlossenen Vergleich Madeleine Schickedanz. Die Quelle-Erbin, die ursprünglich knapp zwei Milliarden Euro verlangt hatte, bekommt 70 Millionen Euro plus ein Fünftel aus dem Verkauf ihrer Immobilien. Sie fühlte sich von der Deutsche-Bank-Tochter Sal. Oppenheim mit geschlossenen Immobilienfonds betrogen. Etliche weitere Wirtschaftspromis haben sich in Sachen Oppenheim-Esch bereits von der Bank entschädigen lassen.
Am 30. Januar 2017 haben sich britische und amerikanische Bankenaufsicht mit der Deutschen Bank auf knapp 600 Millionen Euro Strafe wegen Beihilfe zu Geldwäsche russischer Kunden in Milliardenhöhe geeinigt. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin lässt in dieser Frage laut Presseberichten Milde walten und beschränkt sich auf die Forderung nach einem besseren Risikomanagement. In den USA wird die Bank härter rangenommen ...
... denn im Streit um dubiose Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise hat das US-Justizministerium am 18. Januar 2017 einen Vergleich über 7,2 Milliarden Dollar (7 Milliarden Euro) verkündet - immerhin nicht die ursprünglich geforderten 14 Milliarden für die Mitverantwortung an der globalen Finanzkrise. Dieser Abschluss gilt als der große Durchbruch, um die Altlasten der Vergangenheit loszuwerden und einen Neustart zu wagen.
November 2015: 258 Millionen Euro kostet eine Einigung mit der Federal Reserve und der New Yorker Finanzaufsicht wegen Verstößen gegen US-Sanktionen bei Geschäften mit Iran und Syrien. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Commerzbank oder BNP Paribas ist die Summe gering. Die Deutsche Bank hat sich nach eigenen Angaben 2006 komplett aus den von Amerika gebrandmarkten "Schurkenstaaten" zurückgezogen - und zögert jetzt, nach der Aufhebung der Sanktionen Unternehmen dorthin zu begleiten.
April 2015: Die Deutsche Bank muss wegen ihrer Verstrickung in den Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar zahlen. Das Institut verständigt sich mit Behörden in den USA und Großbritannien auf einen Vergleich. Es ist die höchste bislang verhängte Buße gegen eine Bank in diesem Fall.
Ende 2014: Der deutsche Branchenprimus legt 450 Millionen Euro für die Rückzahlung von Gebühren bei Verbraucherkrediten zurück. Der Bundesgerichtshof hatte entschieden, dass Bearbeitungsgebühren für Konsumentenkredite zusätzlich zu den Zinsen unzulässig sind.
Februar 2014: Die Bank zieht einen teuren Schlussstrich unter den Dauerstreit um die Pleite des Kirch-Medienkonzerns. Insgesamt 925 Millionen Euro kostet der am Oberlandesgericht München besiegelte Vergleich. Die juristische Auseinandersetzung um eine Mitverantwortung für die Pleite des Kirch-Konzerns 2002 beendet die Bank allerdings erst im April 2016, als mehrere Ex-Vorstände vom Vorwurf des Prozessbetrugs freigesprochen werden.
Dezember 2013: Das Institut zahlt 1,9 Milliarden Dollar in einem Streit um Hypothekenpapiere in den USA. Die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac fühlten sich bei Hypothekengeschäften aus den Jahren 2005 bis 2007 übers Ohr gehauen.
Dezember 2013: Die EU-Kommission bestraft mehrere Finanzinstitute wegen der Manipulation von Zinssätzen wie dem Libor mit Bußen von insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank muss mit 725 Millionen Euro die größte Zahlung leisten.
Mai 2012: Der Konzern steht für zwielichtige Hypotheken-Geschäfte der US-Tochter MortgageIT gerade. Um eine Klage aus der Welt zu schaffen, fließen 202 Millionen Dollar.
März 2012: Das Geldhaus legt einen Streit mit der Stadt Mailand über umstrittene Zinswetten gegen eine Millionen-Zahlung bei. Insgesamt erhält die italienische Wirtschaftsmetropole 455 Millionen Euro. Die Entschädigungszahlung teilen sich vier Banken ...
Zu den größten noch offenen Verfahren zählen die Vorwürfe um Manipulation des Devisenmarkts, wo die Deutsche Bank sich ihres Status als Marktführerin rühmt und neben der Fed noch andere Behörden ermitteln. Deshalb dürfte die Bank in einer US-Sammelklage gegen mehrere Konzerne auch eine der höchsten Strafen zahlen müssen. Immerhin wurden einige der Anklagepunkte vom Gericht 2016 kassiert, sodass die zuvor befürchtete Größenordnung von fünf Milliarden Euro wohl nicht erreicht wird.
Aktuelle Krisenbank Nummer eins in der Euro-Zone ist die toskanische Bank Monte dei Paschi di Siena. In Mailand stehen Deutsche Bank und die japanische Nomura vor Gericht, weil sie jahrelang mit Derivaten geholfen haben sollen, die Verluste der ältesten Bank der Welt zu verschleiern.
Und dann taucht noch die nächste Milliardenklage auf: Wie das manager magazin in seiner Februar-Ausgabe berichtet, klagen jüdische Organisationen in den USA. Das Vermögen der Familie Wertheim (der Frankfurter Zweig, verwandt mit den Berliner Kaufhausgründern) sei in den 90er Jahren via Schweiz zur Deutschen Bank verschoben worden und dann spurlos verschwunden. Die Deutsche Bank weist die Klage zurück.
Paul Volcker war der große Mann der Bankenreform nach der Finanzkrise - und die Deutsche Bank wird als erste dafür bestraft, die nach dem Ex-Fed-Präsidenten benannte Volcker-Regel verletzt zu haben. Im April 2017 verhängte die US-Notenbank Federal Reserve eine Buße von 20 Millionen Dollar wegen unerlaubten Eigenhandels. Hinzu kommen 137 Millionen Dollar für Manipulation des Devisenmarkts, auf dem die Deutsche Bank einer der größten Akteure ist.
Foto: Pablo Martinez Monsivais/ APDeutlich herunterhandeln ließ sich mit dem im Februar 2017 geschlossenen Vergleich Madeleine Schickedanz. Die Quelle-Erbin, die ursprünglich knapp zwei Milliarden Euro verlangt hatte, bekommt 70 Millionen Euro plus ein Fünftel aus dem Verkauf ihrer Immobilien. Sie fühlte sich von der Deutsche-Bank-Tochter Sal. Oppenheim mit geschlossenen Immobilienfonds betrogen. Etliche weitere Wirtschaftspromis haben sich in Sachen Oppenheim-Esch bereits von der Bank entschädigen lassen.
Foto: Federico Gambarini/ dpaZu den größten noch offenen Verfahren zählen die Vorwürfe um Manipulation des Devisenmarkts, wo die Deutsche Bank sich ihres Status als Marktführerin rühmt und neben der Fed noch andere Behörden ermitteln. Deshalb dürfte die Bank in einer US-Sammelklage gegen mehrere Konzerne auch eine der höchsten Strafen zahlen müssen. Immerhin wurden einige der Anklagepunkte vom Gericht 2016 kassiert, sodass die zuvor befürchtete Größenordnung von fünf Milliarden Euro wohl nicht erreicht wird.
Foto: ADRIAN DENNIS/ AFPAktuelle Krisenbank Nummer eins in der Euro-Zone ist die toskanische Bank Monte dei Paschi di Siena. In Mailand stehen Deutsche Bank und die japanische Nomura vor Gericht, weil sie jahrelang mit Derivaten geholfen haben sollen, die Verluste der ältesten Bank der Welt zu verschleiern.
Foto: Max Rossi/ REUTERSZweiklassengesellschaft: Der Börsenwert der Deutschen Bank ist unter 16 Milliarden Euro gefallen. Die US-Bank JPMorgan Chase ist mit rund 210 Milliarden Euro an der Börse etwa 13mal so viel wert. Während JPMorgan im ersten Halbjahr 2016 umgerechnet 15 Milliarden Euro operativen Gewinn erzielte, waren es bei der größten deutschen Bank nicht einmal 1 Milliarde Euro - obwohl die Bilanzsummen beider Banken gar nicht weit auseinander liegen. Die Deutsche Bank belasten hohe Kosten für den Umbau und für Rechtsstreitigkeiten, so dass Anleger eine Kapitalerhöhung fürchten ...
... so fordert etwa das US-Justizministerium wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte 14 Milliarden Dollar von der Deutschen Bank. Hält die Behörde an dieser Forderung fest, müsste die Deutsche Bank für diese und andere Rechtsstreitigkeiten Rücklagen bilden, die ihren aktuellen Börsenwert übersteigen. Wie dramatisch die Schere zwischen US-Banken und der europäischen Konkurrenz auseinandergeht, zeigt eine Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Die zehn größten US-Banken ...
... haben im ersten Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von 47 Milliarden Dollar erzielt. Das ist mehr als im ersten Halbjahr 2007, also vor Beginn der Finanzkrise. Die zehn größten europäischen Banken weisen dagegen für das erste Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von insgesamt 22 Milliarden aus: Das ist weniger als die Hälfte der US-Konkurrenz und auch rund 50 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2007. Das heißt: Während US-Banken die (von den USA verursachte) Finanzkrise überwunden haben, kämpfen die Europäer mit wachsenden Problemen.
Die Top Ten der US-Banken haben im ersten Halbjahr sowohl ihre Bilanzsumme (um 2,2 Prozent auf insgesamt 14,5 Billionen Euro) als auch ihre Eigenkapitalquote (um 0,1 Prozent auf 7,5 Prozent) gesteigert. Dagegen ging die Bilanzsumme der zehn größten europäischen Banken (im Bild: Bankendistrikt in London) um 1 Prozent auf 15,3 Billionen Euro zurück. Die Eigenkapitalquote der europäischen Geldhäuser fiel ebenfalls um 0,2 Prozent auf durchschnittlich 5,4 Prozent. Dass die US-Banken bei diesen wichtigen Kennzahlen weit vorne liegen, hat Gründe ...
Seit dem Krisenjahr 2008 haben die zehn größten US-Banken ihr Eigenkapital um 170 Prozent auf mehr als 1 Billion Euro aufgestockt (im Bild: JPMorgan Chef Jamie Dimon). Die zehn größten europäischen Player stärkten ihr Eigenkapital seit 2008 dagegen nur um 55 Prozent, so die Studie von Ernst & Young. Im ersten Halbjahr 2016 ist das Eigenkapital der Europäer auf rund 826 Milliarden Euro gesunken.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Europäer ging damit erstmals seit vier Jahren im ersten Halbjahr wieder leicht auf 5,4 Prozent zurück, während die US-Banken ihre Quote auf 7,5 Prozent steigern konnten - den höchsten Wert seit sieben Jahren. Dass die US-Geldhäuser derzeit doppelt so viel Nettogewinn erzielen wie ihre europäischen Konkurrenten, liegt auch an zahlreichen Problemen in Europa ...
Die niedrigen Zinsen bremsen das Kerngeschäft der Banken aus - und ein Ende der Niedrigzinspolitik ist in Europa (im Bild EZB-Chef Mario Draghi) nicht in Sicht. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Risikovorsorge und Eigenkapital. "Der einstige Gewinnmotor Investmentbanking bindet viel Geld, daher haben viele Banken ein Strategieproblem", so EY. Außerdem müssen viele Geldhäuser - nicht nur die Deutsche Bank - mit hohen Strafzahlungen aus Rechtsstreitigkeiten rechnen. Das drückt die Gewinne weiter. Die US-Banken haben dagegen das Tal bereits durchschritten ...
So liegt der operative Gewinn der zehn größten US-Banken im ersten Halbjahr 2016 bei rund 67 Milliarden Euro. Das ist zwar weniger als im ersten Halbjahr 2015, liegt aber immer noch deutlich über Vorkrisenniveau. Die zehn größten europäischen Geldhäuser schaffen unterdessen nur 33 Milliarden Euro operativen Gewinn - das ist nur halb so viel wie im ersten Halbjahr 2007. Solche großen Unterschiede in der Profitabilität und beim Eigenkapital drücken sich auch in der Börsenbewertung aus ...
Der Börsenwert der zehn größten US-Banken betrug zum 30. Juni 2016 insgesamt rund 875 Milliarden Euro, so Ernst & Young. Die zehn größten europäischen Geldhäuser brachten es insgesamt auf 410 Milliarden Euro, das ist weniger als die Hälfte.
Europas wertvollste Bank war per Ende Juni 2016 die britische HSBC mit einem Börsenwert von knapp 110 Milliarden Euro. Das entspricht etwa dem sechsfachen Börsenwert der Deutschen Bank. An zweiter Stelle in Europa ...
... rangierte zum Ende des ersten Halbjahrs die französische Großbank BNP Paribas mit knapp 50 Milliarden Euro Börsenwert - knapp vor der spanischen Großbank Santander. Am unteren Ende der Top Ten ...
... rangiert die Deutsche Bank. Ihr Börsenwert hat sich von 1. Januar bis 30 Juni 2016 um 45 Prozent verringert und ist inzwischen unter die Marke von 17 Milliarden Euro gefallen. Einen ähnlich massiven Kurseinbruch ...
... verbuchten die britische Barclays mit 44 Prozent und die Royal Bank of Scotland, deren Börsenwert sich im ersten Halbjahr glatt halbierte. Für die US-Banken sind das Probleme wie aus einer anderen Welt ...
... die Aktien der beiden größten US-Banken Wells Fargo und JPMorgan Chase gerieten im ersten Halbjahr zwar auch unter Druck (minus 16 und minus 9 Prozent), doch waren beide Institute an der Börse zum Haljahr jeweils mehr als 200 Milliarden Euro wert - und damit doppelt so hoch bewertet wie der europäische Branchenprimus HSBC. Sie vermissen in dem Vergleich die US-Bank Goldman Sachs?
Goldman Sachs liegt mit einem Börsenwert von knapp 60 Milliarden Euro im US-Ranking nur an sechster Stelle - hinter Wells Fargo, JP Morgan, Bank of America, Citigroup und US Bancorp. In Europa hätte es für Goldman glatt für Platz 2 gereicht, hinter HSBC und vor BNP Paribas und der Banco Santander.
Noch schmerzhafter für die Europäer wird der Vergleich, wenn man die Gewinnentwicklung nicht nur des ersten Halbjahrs, sondern der vergangenen vier Jahre heranzieht: Seit 2012 erwirtschafteten die 10 größten US-Banken Gewinne von umgerechnet 418 Milliarden Euro. Die zehn größten europäischen Player verdienten im gleichen Zeitraum nur 98 Milliarden Euro, also nicht einmal ein Viertel.
Gewinn-Champion in den USA war im ersten Halbjahr JP Morgan mit 10,6 Milliarden Euro Nettogewinn, dicht gefolgt von Wells Fargo mit umgerechnet 9,9 Milliarden Euro. Dem stehen 6,2 Milliarden Euro Nettogewinn vom europäischen Champion HSBC und 4,4 Milliarden Euro von BNP Paribas gegenüber.
Und die Deutsche Bank? Deutschlands größtes Geldhaus verbuchte im ersten Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von 232 Millionen Euro - bei einer Bilanzsumme von 1,8 Billionen Euro. Doch derzeit hat man in Frankfurt andere Sorgen als die Profitabilität - es gilt nun, das Kapital zu stärken und die Rechtsstreitigkeiten beizulegen, um irgendwann in ferner Zukunft aus der Tiefe des Raumes wieder angreifen zu können. Man muss ja nicht gleich JPMorgan zum Maßstab nehmen.
... haben im ersten Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von 47 Milliarden Dollar erzielt. Das ist mehr als im ersten Halbjahr 2007, also vor Beginn der Finanzkrise. Die zehn größten europäischen Banken weisen dagegen für das erste Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von insgesamt 22 Milliarden aus: Das ist weniger als die Hälfte der US-Konkurrenz und auch rund 50 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2007. Das heißt: Während US-Banken die (von den USA verursachte) Finanzkrise überwunden haben, kämpfen die Europäer mit wachsenden Problemen.
Foto: ERIC THAYER/ REUTERSDie durchschnittliche Eigenkapitalquote der Europäer ging damit erstmals seit vier Jahren im ersten Halbjahr wieder leicht auf 5,4 Prozent zurück, während die US-Banken ihre Quote auf 7,5 Prozent steigern konnten - den höchsten Wert seit sieben Jahren. Dass die US-Geldhäuser derzeit doppelt so viel Nettogewinn erzielen wie ihre europäischen Konkurrenten, liegt auch an zahlreichen Problemen in Europa ...
Foto: Walter Bieri/ dpaDie niedrigen Zinsen bremsen das Kerngeschäft der Banken aus - und ein Ende der Niedrigzinspolitik ist in Europa (im Bild EZB-Chef Mario Draghi) nicht in Sicht. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Risikovorsorge und Eigenkapital. "Der einstige Gewinnmotor Investmentbanking bindet viel Geld, daher haben viele Banken ein Strategieproblem", so EY. Außerdem müssen viele Geldhäuser - nicht nur die Deutsche Bank - mit hohen Strafzahlungen aus Rechtsstreitigkeiten rechnen. Das drückt die Gewinne weiter. Die US-Banken haben dagegen das Tal bereits durchschritten ...
Foto: Michael Probst/ APSo liegt der operative Gewinn der zehn größten US-Banken im ersten Halbjahr 2016 bei rund 67 Milliarden Euro. Das ist zwar weniger als im ersten Halbjahr 2015, liegt aber immer noch deutlich über Vorkrisenniveau. Die zehn größten europäischen Geldhäuser schaffen unterdessen nur 33 Milliarden Euro operativen Gewinn - das ist nur halb so viel wie im ersten Halbjahr 2007. Solche großen Unterschiede in der Profitabilität und beim Eigenkapital drücken sich auch in der Börsenbewertung aus ...
Foto: JUSTIN SULLIVAN/ AFPGoldman Sachs liegt mit einem Börsenwert von knapp 60 Milliarden Euro im US-Ranking nur an sechster Stelle - hinter Wells Fargo, JP Morgan, Bank of America, Citigroup und US Bancorp. In Europa hätte es für Goldman glatt für Platz 2 gereicht, hinter HSBC und vor BNP Paribas und der Banco Santander.
Foto: © Brendan McDermid / Reuters/ REUTERSNoch schmerzhafter für die Europäer wird der Vergleich, wenn man die Gewinnentwicklung nicht nur des ersten Halbjahrs, sondern der vergangenen vier Jahre heranzieht: Seit 2012 erwirtschafteten die 10 größten US-Banken Gewinne von umgerechnet 418 Milliarden Euro. Die zehn größten europäischen Player verdienten im gleichen Zeitraum nur 98 Milliarden Euro, also nicht einmal ein Viertel.
Foto: DPA