John Cryan: Mit 3,8 Millionen Euro zählte Deutsche-Bank-Chef mit zu den am schwächsten bezahlten Dax-30-Chefs im vergangenen Jahr
Foto: Michael Probst/ APDeutsche-Bank-Chef John Cryan hat auch im vergangenen Jahr nicht zu den Spitzenverdienern im Dax gehört. Der Brite verzichtete wie seine Vorstandskollegen auf alle Boni und bekam nur sein Grundgehalt von 3,8 Millionen Euro ausgezahlt. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Vergütungsbericht hervor. Weniger verdienten nach bisher vorliegenden Zahlen von 26 Unternehmen aus dem Dax nur die Vorstandschefs von Eon, Infineon und der Lufthansa.
Cryans Vorgänger Anshu Jain und Josef Ackermann hatten zeitweise zweistellige Millionenbeträge erhalten. Die Zeiten haben sich geändert: Auch wenn das Jahr 2017 optimal laufen sollte, liegt die Gehaltsobergrenze bei der Deutschen Bank bei 9,85 Millionen Euro je Vorstand. Insgesamt kostete der Vorstand Deutschlands größte Bank im vergangenen Jahr 25,8 (2015: 22,7) Millionen Euro.
Das neue Vergütungssystem für die Deutsche-Bank-Manager war auf der Hauptversammlung im Mai 2016 durchgefallen, weil es den Aktionären zu komplex und undurchsichtig war. Aufsichtsratschef Paul Achleitner nimmt nun einen neuen Anlauf. Die Entwicklung des Aktienkurses im Vergleich zur Konkurrenz soll dabei eine deutlich geringere Rolle spielen als bisher, stattdessen werden die Vorstände am Kapitalzuwachs gemessen.
Erstmals seit Jahren weniger als 100.000 Mitarbeiter
Mit dem Boni-Verzicht reagierte der Vorstand auf die drastische Kürzung der variablen Vergütungen für den Rest der Belegschaft. Insgesamt wurden die Boni um 77 Prozent auf rund 500 Millionen Euro zusammengestrichen. Die gesamten Personalkosten gingen dadurch um 1,6 Milliarden auf 8,9 Milliarden Euro zurück.
316 Deutsch-Banker verdienten 2016 mindestens eine Million Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 756. Die beiden Spitzenverdiener lagen laut Vergütungsbericht zwischen sechs und sieben Millionen Euro. Auch noch nach der Finanzkrise hatte die Deutsche Bank einigen Investmentbankern zweistellige Millionensummen gezahlt.
Zum ersten Mal seit Jahren beschäftigt die Deutsche Bank weniger als 100.000 Mitarbeiter, obwohl im Controlling und in Überwachungs-Funktionen neue Stellen geschaffen wurden und ausgelagerte Aufgaben in den Konzern zurückgeholt wurden. Die Mitarbeiterzahl sank 2016 um 1360 auf 99.744. Der größte Teil des Stellenabbaus steht der Deutschen Bank noch bevor. Mit der Wiedereingliederung der Postbank dürfte er nochmals verschärft werden.
Pünktlich zum Start der Kapitalerhöhung macht die Deutsche Bank den Anlegern Hoffnung auf bessere Zeiten. "Der Jahresauftakt war vielversprechend", schrieb Vorstandschef John Cryan im Geschäftsbericht, den Deutschlands größtes Geldhaus am Montag veröffentlichte. Vor allem der wichtige Anleihehandel habe sich belebt. Die Kunden seien wieder aktiver, weil die Konjunktur in Europa langsam anziehe, die US-Wirtschaft robust sei und sich das Zinsumfeld dort verbessere. Auf ein konkretes Gewinnziel legte sich Cryan nach zwei Jahren mit Milliarden-Verlusten aber nicht fest.
Stehen am Ende tatsächlich schwarze Zahlen zu Buche, soll es für das laufende Jahr eine Dividende von mindestens elf Cent je Aktie geben. Börsianer ließen sich von Cryans Optimismus nicht anstecken. Die Deutsche-Bank-Aktie sackte im frühen Handel 2 Prozent ab.
Auf dem Papier lastet auch die acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung, die die Bank im Rahmen ihrer neuen Strategie angekündigt hatte und die nun anläuft. Es ist die vierte Kapitalerhöhung in sieben Jahren. Die neuen Aktien werden zu je 11,65 Euro ausgegeben - ein Abschlag von rund 35 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag.
Cryan warb bei den Aktionären um Verständnis. Die Bank wolle die leidige Debatte über ihre Kapitaldecke endlich beenden. "Diese weitreichende Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Wir sind uns bewusst, dass wir so die Anteile unserer Aktionäre erheblich verwässern." Die Deutsche Bank schöpft ihr genehmigtes Kapital mit der Ausgabe der neuen Aktien voll aus, die Zahl der Papiere wird auf mehr als zwei Milliarden aufgebläht. Die harte Kernkapitalquote soll von knapp 12 Prozent auf gut 14 Prozent steigen, die kritische Verschuldungsquote auf 4,1 von 3,5 Prozent klettern. Um den Erfolg der Kapitalerhöhung muss sich die Deutsche Bank keine Sorgen machen: 30 Banken wären bereit, ihr überzählige Aktien notfalls zum Ausgabepreis abzunehmen.
In einer Studie hat die Unternehmensberatung EY die größten Banken der USA und Europas miteinander verglichen. Ergebnis: Die US-Banken laufen der europäischen Konkurrenz immer weiter davon.
Beispiel Profitabilität: Während Europas Großbanken 2016 in der Summe einen kräftigen Gewinnrückgang um 20 Prozent hinnehmen mussten, konnten die Top-US-Banken ihre Führungsposition ausbauen und den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr nochmals um gut 5 Prozent steigern.
Die zehn nach Bilanzsumme größten Geldinstitute in Europa - angeführt von der HSBC - verdienten demnach im vergangenen Jahr unter dem Strich zusammen 24,5 Milliarden Euro.
Bei den US-Konkurrenten - an der Spitze mit einer Bilanzsumme von umgerechnet mehr als drei Billionen Euro der Immobilienfinanzierer Fannie Mae - waren es mit umgerechnet 116,3 Milliarden Euro fast fünf Mal so viel.
Insgesamt kommen die zehn größten US-Institute laut EY auf eine Bilanzsumme von zusammen umgerechnet rund 15,3 Billionen Euro. Die europäische Konkurrenz lag 2016 dagegen bei lediglich 14,3 Billionen Euro. Damit wiesen die amerikanischen Geldinstitute zuletzt erstmals seit 2007 wieder eine höhere Bilanzsumme auf als die europäischen.
Auch bei der Eigenkapitalausstattung haben die Amerikaner die Nase vorn: Einer Eigenkapitalquote von durchschnittlich 7,5 Prozent bei Bank of America und Co steht eine Quote von durchschnittlich 5,7 Prozent bei HSBC und anderen europäischen Häusern gegenüber. Die Eigenkapitalquoten waren damit hüben wie drüben zuletzt erstmals seit einigen Jahren wieder leicht rückläufig.
Folgerichtig werden die US-Banken an der Börse auch zu hohen Kursen gehandelt. Gemessen an der Marktkapitalisierung sind sie der europäischen Konkurrenz weit enteilt. Kommen die zehn Top-Banken Europas auf einen Börsenwert von zusammen rund 575 Milliarden Euro, so sind es bei der ersten Liga der US-Banken zusammen mit beinahe 1,3 Billionen Euro mehr als doppelt so viel. Wertvollstes Institut gemessen an der Marktkapitalisierung ist JP Morgan Chase mit 292,5 Milliarden Euro.
Beim Thema Strafzahlungen schlägt das Pendel ausnahmsweise nicht zugunsten der US-Banken aus: Die zehn größten europäischen Banken mussten 2016 mit gut 9,8 Milliarden Euro laut EY etwas mehr als im Vorjahr aufbringen, für die US-Institute verdoppelte sich die Summe der Strafzahlungen binnen Jahresfrist auf umgerechnet 11,3 Milliarden Euro.
Unrühmlicher Spitzenreiter in dieser Rangliste ist allerdings die Deutsche Bank. Der hiesige Branchenprimus hatte sich kurz vor Weihnachten mit der US-Justiz auf einen Vergleich über 7,2 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro) für dubiose Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise 2007/2008 geeinigt.
mit Material von Reuters
Auch bei der Eigenkapitalausstattung haben die Amerikaner die Nase vorn: Einer Eigenkapitalquote von durchschnittlich 7,5 Prozent bei Bank of America und Co steht eine Quote von durchschnittlich 5,7 Prozent bei HSBC und anderen europäischen Häusern gegenüber. Die Eigenkapitalquoten waren damit hüben wie drüben zuletzt erstmals seit einigen Jahren wieder leicht rückläufig.
Foto: Andrew Gombert/ picture alliance / dpaBeim Thema Strafzahlungen schlägt das Pendel ausnahmsweise nicht zugunsten der US-Banken aus: Die zehn größten europäischen Banken mussten 2016 mit gut 9,8 Milliarden Euro laut EY etwas mehr als im Vorjahr aufbringen, für die US-Institute verdoppelte sich die Summe der Strafzahlungen binnen Jahresfrist auf umgerechnet 11,3 Milliarden Euro.
Unrühmlicher Spitzenreiter in dieser Rangliste ist allerdings die Deutsche Bank. Der hiesige Branchenprimus hatte sich kurz vor Weihnachten mit der US-Justiz auf einen Vergleich über 7,2 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro) für dubiose Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise 2007/2008 geeinigt.
mit Material von Reuters