In der arabischen Welt gut vernetzt: Deutsche-Bank-Großaktionär Hamad Bin Jassim (im Bild von 2012 als katarischer Premier im Golfkooperationsrat)
Foto: REUTERS / POOL/ REUTERSWeitere arabische Investoren liebäugeln mit dem Einstieg bei der Deutschen Bank. Sollte das Geldhaus sein Kapital erhöhen müssen, um die mutmaßlich milliardenhohen Bußgelder für Rechtsverstöße zu bezahlen, wären die Staatsfonds von Katar und Abu Dhabi bereit, Aktien zu zeichnen. Auch ein Investor aus China steht parat, wie das manager magazin aus Bankenkreisen erfahren hat. Mehr dazu lesen Sie in unserer neuen Ausgabe (Erscheinungstermin: 21. Oktober).
Ihren Einfluss stärken wollen vor allem Katars Ex-Premier Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani (57) und sein Cousin Hamad Bin Khalifa Al-Thani (64). Einschließlich Optionen halten die Vettern zusammen jetzt schon rund 10 Prozent an der Deutschen Bank. Bei einer Kapitalerhöhung in größerem Umfang wären sie bereit, ihren Anteil bis auf 25 Prozent zu schrauben - allerdings zusammen mit den Investoren aus Katar, Abu Dhabi und China.
Am Investmentbanking will die Investorengruppe festhalten, nicht aber zwingend an Vorstandschef John Cryan (55): Der CEO, dem Führungskraft abgesprochen wird, gilt als ebenso gefährdet wie IT-Chefin Kim Hammonds (49) und weitere Topmanager. Beraten werden die beiden Al-Thanis von Michele Faissola (48), Ex-Vermögensverwaltungschef der Deutschen Bank.
Für die Beilegung weiterer Rechtsstreitigkeiten hat die Deutsche Bank 5,5 Milliarden Euro beiseitegelegt. Das Geld ist vor allem für Bußen im Zusammenhang mit dem Verkauf fauler Hypothekenkredite sowie möglicher Geldwäsche in Russland reserviert. Derzeit werden beide Fälle von Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien untersucht.
Allein für die dubiosen Kreditverkäufe hat das US-Justizministerium eine Strafe von 12,5 Milliarden Euro aufgerufen. Die Deutsche Bank verhandelt momentan mit den Amerikanern über eine deutliche Reduzierung der Summe; im Konzern wächst die Zuversicht, deutlich billiger und damit ohne Kapitalerhöhung davonzukommen. Mit dem Abschluss der Verhandlungen wird noch vor den US-Präsidentschaftswahlen am 8. November gerechnet.
Video-Kommentar: Die Deutsche Bank könnte in Existenznot geraten
Zweiklassengesellschaft: Der Börsenwert der Deutschen Bank ist unter 16 Milliarden Euro gefallen. Die US-Bank JPMorgan Chase ist mit rund 210 Milliarden Euro an der Börse etwa 13mal so viel wert. Während JPMorgan im ersten Halbjahr 2016 umgerechnet 15 Milliarden Euro operativen Gewinn erzielte, waren es bei der größten deutschen Bank nicht einmal 1 Milliarde Euro - obwohl die Bilanzsummen beider Banken gar nicht weit auseinander liegen. Die Deutsche Bank belasten hohe Kosten für den Umbau und für Rechtsstreitigkeiten, so dass Anleger eine Kapitalerhöhung fürchten ...
... so fordert etwa das US-Justizministerium wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte 14 Milliarden Dollar von der Deutschen Bank. Hält die Behörde an dieser Forderung fest, müsste die Deutsche Bank für diese und andere Rechtsstreitigkeiten Rücklagen bilden, die ihren aktuellen Börsenwert übersteigen. Wie dramatisch die Schere zwischen US-Banken und der europäischen Konkurrenz auseinandergeht, zeigt eine Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Die zehn größten US-Banken ...
... haben im ersten Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von 47 Milliarden Dollar erzielt. Das ist mehr als im ersten Halbjahr 2007, also vor Beginn der Finanzkrise. Die zehn größten europäischen Banken weisen dagegen für das erste Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von insgesamt 22 Milliarden aus: Das ist weniger als die Hälfte der US-Konkurrenz und auch rund 50 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2007. Das heißt: Während US-Banken die (von den USA verursachte) Finanzkrise überwunden haben, kämpfen die Europäer mit wachsenden Problemen.
Die Top Ten der US-Banken haben im ersten Halbjahr sowohl ihre Bilanzsumme (um 2,2 Prozent auf insgesamt 14,5 Billionen Euro) als auch ihre Eigenkapitalquote (um 0,1 Prozent auf 7,5 Prozent) gesteigert. Dagegen ging die Bilanzsumme der zehn größten europäischen Banken (im Bild: Bankendistrikt in London) um 1 Prozent auf 15,3 Billionen Euro zurück. Die Eigenkapitalquote der europäischen Geldhäuser fiel ebenfalls um 0,2 Prozent auf durchschnittlich 5,4 Prozent. Dass die US-Banken bei diesen wichtigen Kennzahlen weit vorne liegen, hat Gründe ...
Seit dem Krisenjahr 2008 haben die zehn größten US-Banken ihr Eigenkapital um 170 Prozent auf mehr als 1 Billion Euro aufgestockt (im Bild: JPMorgan Chef Jamie Dimon). Die zehn größten europäischen Player stärkten ihr Eigenkapital seit 2008 dagegen nur um 55 Prozent, so die Studie von Ernst & Young. Im ersten Halbjahr 2016 ist das Eigenkapital der Europäer auf rund 826 Milliarden Euro gesunken.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Europäer ging damit erstmals seit vier Jahren im ersten Halbjahr wieder leicht auf 5,4 Prozent zurück, während die US-Banken ihre Quote auf 7,5 Prozent steigern konnten - den höchsten Wert seit sieben Jahren. Dass die US-Geldhäuser derzeit doppelt so viel Nettogewinn erzielen wie ihre europäischen Konkurrenten, liegt auch an zahlreichen Problemen in Europa ...
Die niedrigen Zinsen bremsen das Kerngeschäft der Banken aus - und ein Ende der Niedrigzinspolitik ist in Europa (im Bild EZB-Chef Mario Draghi) nicht in Sicht. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Risikovorsorge und Eigenkapital. "Der einstige Gewinnmotor Investmentbanking bindet viel Geld, daher haben viele Banken ein Strategieproblem", so EY. Außerdem müssen viele Geldhäuser - nicht nur die Deutsche Bank - mit hohen Strafzahlungen aus Rechtsstreitigkeiten rechnen. Das drückt die Gewinne weiter. Die US-Banken haben dagegen das Tal bereits durchschritten ...
So liegt der operative Gewinn der zehn größten US-Banken im ersten Halbjahr 2016 bei rund 67 Milliarden Euro. Das ist zwar weniger als im ersten Halbjahr 2015, liegt aber immer noch deutlich über Vorkrisenniveau. Die zehn größten europäischen Geldhäuser schaffen unterdessen nur 33 Milliarden Euro operativen Gewinn - das ist nur halb so viel wie im ersten Halbjahr 2007. Solche großen Unterschiede in der Profitabilität und beim Eigenkapital drücken sich auch in der Börsenbewertung aus ...
Der Börsenwert der zehn größten US-Banken betrug zum 30. Juni 2016 insgesamt rund 875 Milliarden Euro, so Ernst & Young. Die zehn größten europäischen Geldhäuser brachten es insgesamt auf 410 Milliarden Euro, das ist weniger als die Hälfte.
Europas wertvollste Bank war per Ende Juni 2016 die britische HSBC mit einem Börsenwert von knapp 110 Milliarden Euro. Das entspricht etwa dem sechsfachen Börsenwert der Deutschen Bank. An zweiter Stelle in Europa ...
... rangierte zum Ende des ersten Halbjahrs die französische Großbank BNP Paribas mit knapp 50 Milliarden Euro Börsenwert - knapp vor der spanischen Großbank Santander. Am unteren Ende der Top Ten ...
... rangiert die Deutsche Bank. Ihr Börsenwert hat sich von 1. Januar bis 30 Juni 2016 um 45 Prozent verringert und ist inzwischen unter die Marke von 17 Milliarden Euro gefallen. Einen ähnlich massiven Kurseinbruch ...
... verbuchten die britische Barclays mit 44 Prozent und die Royal Bank of Scotland, deren Börsenwert sich im ersten Halbjahr glatt halbierte. Für die US-Banken sind das Probleme wie aus einer anderen Welt ...
... die Aktien der beiden größten US-Banken Wells Fargo und JPMorgan Chase gerieten im ersten Halbjahr zwar auch unter Druck (minus 16 und minus 9 Prozent), doch waren beide Institute an der Börse zum Haljahr jeweils mehr als 200 Milliarden Euro wert - und damit doppelt so hoch bewertet wie der europäische Branchenprimus HSBC. Sie vermissen in dem Vergleich die US-Bank Goldman Sachs?
Goldman Sachs liegt mit einem Börsenwert von knapp 60 Milliarden Euro im US-Ranking nur an sechster Stelle - hinter Wells Fargo, JP Morgan, Bank of America, Citigroup und US Bancorp. In Europa hätte es für Goldman glatt für Platz 2 gereicht, hinter HSBC und vor BNP Paribas und der Banco Santander.
Noch schmerzhafter für die Europäer wird der Vergleich, wenn man die Gewinnentwicklung nicht nur des ersten Halbjahrs, sondern der vergangenen vier Jahre heranzieht: Seit 2012 erwirtschafteten die 10 größten US-Banken Gewinne von umgerechnet 418 Milliarden Euro. Die zehn größten europäischen Player verdienten im gleichen Zeitraum nur 98 Milliarden Euro, also nicht einmal ein Viertel.
Gewinn-Champion in den USA war im ersten Halbjahr JP Morgan mit 10,6 Milliarden Euro Nettogewinn, dicht gefolgt von Wells Fargo mit umgerechnet 9,9 Milliarden Euro. Dem stehen 6,2 Milliarden Euro Nettogewinn vom europäischen Champion HSBC und 4,4 Milliarden Euro von BNP Paribas gegenüber.
Und die Deutsche Bank? Deutschlands größtes Geldhaus verbuchte im ersten Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von 232 Millionen Euro - bei einer Bilanzsumme von 1,8 Billionen Euro. Doch derzeit hat man in Frankfurt andere Sorgen als die Profitabilität - es gilt nun, das Kapital zu stärken und die Rechtsstreitigkeiten beizulegen, um irgendwann in ferner Zukunft aus der Tiefe des Raumes wieder angreifen zu können. Man muss ja nicht gleich JPMorgan zum Maßstab nehmen.
... haben im ersten Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von 47 Milliarden Dollar erzielt. Das ist mehr als im ersten Halbjahr 2007, also vor Beginn der Finanzkrise. Die zehn größten europäischen Banken weisen dagegen für das erste Halbjahr 2016 einen Nettogewinn von insgesamt 22 Milliarden aus: Das ist weniger als die Hälfte der US-Konkurrenz und auch rund 50 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2007. Das heißt: Während US-Banken die (von den USA verursachte) Finanzkrise überwunden haben, kämpfen die Europäer mit wachsenden Problemen.
Foto: ERIC THAYER/ REUTERSDie durchschnittliche Eigenkapitalquote der Europäer ging damit erstmals seit vier Jahren im ersten Halbjahr wieder leicht auf 5,4 Prozent zurück, während die US-Banken ihre Quote auf 7,5 Prozent steigern konnten - den höchsten Wert seit sieben Jahren. Dass die US-Geldhäuser derzeit doppelt so viel Nettogewinn erzielen wie ihre europäischen Konkurrenten, liegt auch an zahlreichen Problemen in Europa ...
Foto: Walter Bieri/ dpaDie niedrigen Zinsen bremsen das Kerngeschäft der Banken aus - und ein Ende der Niedrigzinspolitik ist in Europa (im Bild EZB-Chef Mario Draghi) nicht in Sicht. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Risikovorsorge und Eigenkapital. "Der einstige Gewinnmotor Investmentbanking bindet viel Geld, daher haben viele Banken ein Strategieproblem", so EY. Außerdem müssen viele Geldhäuser - nicht nur die Deutsche Bank - mit hohen Strafzahlungen aus Rechtsstreitigkeiten rechnen. Das drückt die Gewinne weiter. Die US-Banken haben dagegen das Tal bereits durchschritten ...
Foto: Michael Probst/ APSo liegt der operative Gewinn der zehn größten US-Banken im ersten Halbjahr 2016 bei rund 67 Milliarden Euro. Das ist zwar weniger als im ersten Halbjahr 2015, liegt aber immer noch deutlich über Vorkrisenniveau. Die zehn größten europäischen Geldhäuser schaffen unterdessen nur 33 Milliarden Euro operativen Gewinn - das ist nur halb so viel wie im ersten Halbjahr 2007. Solche großen Unterschiede in der Profitabilität und beim Eigenkapital drücken sich auch in der Börsenbewertung aus ...
Foto: JUSTIN SULLIVAN/ AFPGoldman Sachs liegt mit einem Börsenwert von knapp 60 Milliarden Euro im US-Ranking nur an sechster Stelle - hinter Wells Fargo, JP Morgan, Bank of America, Citigroup und US Bancorp. In Europa hätte es für Goldman glatt für Platz 2 gereicht, hinter HSBC und vor BNP Paribas und der Banco Santander.
Foto: © Brendan McDermid / Reuters/ REUTERSNoch schmerzhafter für die Europäer wird der Vergleich, wenn man die Gewinnentwicklung nicht nur des ersten Halbjahrs, sondern der vergangenen vier Jahre heranzieht: Seit 2012 erwirtschafteten die 10 größten US-Banken Gewinne von umgerechnet 418 Milliarden Euro. Die zehn größten europäischen Player verdienten im gleichen Zeitraum nur 98 Milliarden Euro, also nicht einmal ein Viertel.
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