Neues Technologiezentrum Deutsche Bank holt russische IT-Experten nach Berlin

Deutsche-Bank-Filiale in Berlin: Deutschlands größtes Geldhaus holt IT-Kräfte aus Russland in die Hauptstadt
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesDie Deutsche Bank hat offenbar eine Vielzahl an IT-Experten aus Russland nach Berlin geholt, um sie dort in einem neuen, hauseigenen Technologiezentrum einzusetzen. Wie die Bank am Dienstag mitteilte, will sie ein solches IT-Zentrum in der Bundeshauptstadt aufbauen . Medien hatten zuvor berichtet, dass die Deutsche Bank in den vergangenen Wochen bereits hunderte Mitarbeiter ihrer IT-Zentren in Moskau und St. Petersburg samt deren Familien nach Berlin transferiert habe.
Um die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf ihre IT-Aktivitäten zu mindern, habe die Deutsche Bank in aller Stille in den vergangenen drei Monaten Software-Entwickler mit ihren Familien von Russland nach Berlin geholt, schrieb etwa die "Financial Times" . Wie viele andere westliche Unternehmen ist auch Deutschlands größte Bank dabei, ihre Aktivitäten in Russland zurückzufahren. Die Deutsche Bank hatte bis zum Einmarsch Russlands in die Ukraine in St. Petersburg und Moskau IT-Zentren mit insgesamt rund 1500 Mitarbeitern betrieben. Das waren etwa 10 Prozent des gesamten Tech-Personals der Bank, so die Nachrichtenagentur Reuters. Die Deutsche Bank betreibt IT-Zentren in den USA, Europa und Asien.
Laut "FT" hat etwa die Hälfte der russischen IT-Mitarbeiter das Angebot der Bank angenommen, nach Berlin zu wechseln. Die Deutsche Bank war für eine Stellungnahme dazu nicht zu erreichen.
Im neuen IT-Zentrum in Berlin sollen nach Angaben der Bank Anwendungen für die Investmentbank und die Unternehmensbank entwickelt werden. Zudem sei vorgesehen, neue Technologien in diesen Bereichen zu integrieren, so die Deutsche Bank in ihrer Mitteilung. Die Leitung des Zentrums wird demnach Gerrit Einhoff übernehmen, der IT-Chef der Unternehmensbank und der Investmentbank in Deutschland.
Ein Grund für die Übersiedlung der russischen Experten an den neuen Standort ist offenbar, dass die Deutsche Bank keinesfalls auf deren Expertise verzichten will. Ein Verlust der Fachkenntnisse könne schwerwiegende Folgen haben, schreibt die "FT". So könnten sich dadurch unter anderem wichtige Software-Updates für die Bank verzögern.
Auch die Telekom will nicht auf russische IT-Kräfte verzichten
Die Deutsche Bank hatte ihre Standorte in Moskau und St. Petersburg bereits vor zwei Jahrzehnten gegründet. Viele der Mitarbeiter, die jetzt nach Berlin kommen, befinden sich laut "FT" bereits seit vielen Jahren in Diensten der Bank.
Die Deutsche Bank ist indes nicht das einzige Unternehmen, das an Arbeitskräften aus Russland festhält und dafür einige Umstände in Kauf nimmt. Berichten zufolge beschäftigt auch die Deutsche Telekom trotz des Krieges in der Ukraine und des Rückzugs aus Russland weiterhin IT-Fachkräfte von dort. Ein Teil der russischen Telekom-Leute sei in ein Ferienzentrum in der Türkei transferiert worden, um dort für den Konzern zu arbeiten, schrieb kürzlich das "Handelsblatt " .