Deutsche-Bank-Großaktionär HNA: Das obskure Finanzgeflecht von Chinas Ferieninsel
Aus Sicht der Deutschen Bank ist es schon fast ein Fortschritt: Es droht mal wieder eine Investorenpanik. Diesmal trifft sie aber nicht die Bank selbst, sondern nur ihren größten Aktionär HNA - diejenige chinesische Firma, die der Deutschen Bank zu Jahresbeginn aus der Patsche geholfen und die Kapitalerhöhung wesentlich mitgetragen hatte.
Die rasante Expansion des vor wenigen Jahren noch kaum bekannten Unternehmens zu einem der größten chinesischen Firmenkäufer auf der Weltbühne fordert nun ihren Tribut. Nicht nur die Gläubiger argwöhnen, das von der südchinesischen Insel Hainan stammende Unternehmen könne sich übernommen haben.
Wie "Bloomberg" berichtet, musste am Dienstag zum dritten Mal in diesem Monat eine HNA-Tochterfirma einen Verkauf von Schuldscheinen absagen. Die Fluggesellschaft Tianjin Airlines nannte "Marktfluktuationen" als Grund, und betonte ihr solides operatives Geschäft. Gedacht waren die neuen Wertpapiere, um Anfang 2018 fällige alte Anleihen abzulösen. Mit den aktuell von HNA-Unternehmen geforderten Risikoaufschlägen aber werden die Zinskosten zu hoch - bis zu 9 Prozent verlangen Investoren, um dem Konzern für ein Jahr Geld zu leihen.
Nach Berechnung von Bloomberg haben sich die Zinskosten von HNA im ersten Halbjahr auf 15,6 Milliarden Yuan (2 Milliarden Euro) im Jahresvergleich verdoppelt. Die Schulden des Konglomerats stiegen auf 185,2 Milliarden Yuan (23,8 Milliarden Euro). Nach eigenen Angaben belaufen sich die zugesagten (aber nur zum Teil beanspruchten) Kreditlinien sogar auf 800 Milliarden Yuan.
HNA wirft seine neu erworbenen Trophäen wieder auf den Markt
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Deutsche Bank will in neue Ära starten: Die wichtigsten Akteure der Deutschen Bank
Am Wochenende räumte die Citic-Bank ein, Probleme mit Forderungen an HNA zu haben. Das Konglomerat habe "vorübergehende Liquiditätsprobleme". Anfang des Monats hatte Konzernmanager Zhao Quan noch in einem Interview die "gesunde und stabile Schuldenstruktur" betont.
Keinesfalls drehten die großen chinesischen Banken den Geldhahn zu. Vielmehr stünden acht von ihnen bereit; sie warteten nur auf das neue Jahr, um neue Kreditquoten zugeteilt zu bekommen. 2018 werde es keinen Zahlungsausfall von HNA geben. Damit die Botschaft der Zuversicht verfängt, kaufte HNA eigene Anleihen zurück und ließ auch Topmanager eigenes Geld investieren.
Dass solche Beteuerungen überhaupt nötig sind, setzt allerdings auch ein Signal am Finanzmarkt. Zhao fügte noch hinzu, HNA habe "nicht plötzlich" angefangen, seine neu erworbenen prestigeträchtigen Investments im Westen "blind" wieder zu verkaufen.
In der Schweiz soll bald die Flugzeugcateringfirma Gategroup, vor einem Jahr für 1,4 Milliarden Franken gekauft, wieder an die Börse gebracht werden. Von Anteilen der spanischen NH-Hotelgruppe hat HNA sich bereits wieder getrennt. Zudem kommen Immobilienpakete in London, New York und anderen Städten auf den Markt.
HNA gibt weiter Rätsel auf - auch Neuzugang Philipp Rösler hält sich bedeckt
Mit dem fortgesetzten Expansionskurs hat HNA sich über die Absicht der chinesischen Führung hinweggesetzt, den Kapitalexport zu bremsen. Jetzt nimmt die Finanzaufsicht in China HNA und andere Finanzkonglomerate unter die Lupe - ebenso wie die deutsche Bafin und laut manchen Berichten auch die EZB.
Die undurchsichtige Eigentümerstruktur mit verschiedenen Stiftungen gibt weiterhin Rätsel auf. Nicht einmal Ex-Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, seit Dezember als Leiter einer der Stiftungen in New York angeheuert, mochte im Interview mit dem "Handelsblatt" vergangene Woche etwas über HNA sagen; "die Gründer wollten die Stiftung deutlich vom unternehmerischen Bereich abtrennen".
Die "Süddeutsche Zeitung" sieht bereits einen Zusammenhang zwischen den Geldsorgen der Chinesen und dem schwachen Aktienkurs der Deutschen Bank. Sollte HNA wieder verkaufen müssen, hätte sich der Streit zwischen Bankchef John Cryan und Aufsichtsratschef Paul Achleitner über den richtigen Umgang mit dem größten der inzwischen vier umtriebigen Großaktionäre erledigt.
In einer Hinsicht kann die Deutsche Bank auf jeden Fall beruhigt sein. Die in der Kapitalerhöhung eingenommenen Milliarden, von HNA bei der Schweizer UBS geliehen, sind sicher.
18 BilderDeutsche-Bank-Großaktionär HNA: Das obskure Finanzgeflecht von Chinas Ferieninsel
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Chen Feng ist einer der wichtigsten Männer im Aktionärskreis der Deutschen Bank. In den einschlägigen Milliardärslisten taucht der Absolvent von Lufthansa-Firmenakademie sowie den Management-Schulen Maastricht und Harvard nicht auf. Allerdings dürfte das Vermögen des 63-Jährigen beträchtlich sein, er hält 20 Prozent der Anteile an HNA ...
Foto: World Travel & Tourism Council
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... ebenso wie sein Mitgründer und Chairman-Kollege Wang Jian, der im Juli 2018 in Frankreich tödlich verunglückte. Zuvor zeigte Wang Nerven, weil Zweifel an der finanziellen Solidität von HNA auftauchten. Den erst vor einem Jahr übernommenen knapp 10-prozentigen Anteil an der Deutschen Bank mussten die Chinesen schon wieder teilweise verpfänden und verkaufen. Wang Jian sprach im Aufsichtsrat von einer "Verschwörung gegen das Zentralkomitee". Die beiden Gründer sind Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas, doch wie viel Rückhalt sie wirklich in Peking genießen, ist unklar.
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Die Eignerstruktur des Konzerns ist undurchsichtig. Offiziell liegt - nach manchen Darstellungen - die Mehrheit der HNA-Anteile in der Hand von Stiftungen. Für den Chefposten der mit knapp 30 Prozent Anteil größten davon, der in New York ansässigen Hainan Cihang Charity Foundation, warben die Chinesen im Dezember 2017 Philipp Rösler an, den früheren FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister. Das könnte Misstrauen im Westen zerstreuen. Doch wer oder was HNA ist, vermag Rösler nicht zu sagen. Er äußert sich nur zu den wohltätigen Zwecken der Stiftung.
Foto: WOLFGANG RATTAY/ REUTERS
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Die HNA Group hat im Eiltempo etliche Unternehmen gekauft, die Firmenzentrale in Form eines sitzenden Buddhas verkörpert die Ambition ("Smartly accept the best. Conquer the future"). Nach eigenen Angaben versammelt das Konglomerat inzwischen Vermögenswerte von 130 Milliarden Euro, mehr als 400.000 Beschäftigte und 80 Milliarden Euro Umsatz (2016). Da ist die Deutsche Bank zwar prestigeträchtig, aber doch nur eine Erwerbung unter vielen.
Foto: HNA Group
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Die Interessen der Chinesen im Aufsichtsrat der Deutschen Bank vertreten soll Alexander Schütz, dessen österreichische Vermögensverwaltung C-Quadrat die Beteiligung der Chinesen hält. Gegen Schütz' Wahl hat Aktionär Karl-Walter Freitag eine Anfechtungsklage erhoben.
Foto: C-QUADRAT
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HNA-Gründer Chen Feng ist nicht vom Bankfach. Den Grundstock seines Vermögens bildete die Fluggesellschaft Hainan Airlines, die der politisch bestens verdrahtete Sohn kommunistischer Funktionäre 1993 im Auftrag der Provinzregierung der südchinesischen Tropeninsel gründete.
Foto: China Daily China Daily Informat/ REUTERS
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Zu den ersten Kapitalgebern des Flugabenteuers zählte der Investor George Soros. Hainan Airlines überlebte nicht nur zwei Restrukturierungen, sondern auch den Beschluss der chinesischen Führung, den Sektor auf drei große Linien (Air China, China Eastern, China Southern) zu konzentrieren - und wuchs gewaltig, was Chen Feng eine Ehrung um die Verdienste zum Aufbau des sozialistischen Kapitalismus nach der anderen einbrachte. Zweimal war er auch Delegierter des Volkskongresses.
Foto: Luke MacGregor/ REUTERS
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Nach wie vor ist die Luftfahrt das Zentrum der Investments. Zu den neuesten Zukäufen zählt der Flughafen Hahn im Hunsrück. Die bislang wichtigste deutsche Basis des Billigfliegers Ryanair war dem Land Rheinland-Pfalz ein Klotz am Bein. Im März 2017 übernahm die HNA Group, die in China bereits 13 Airports besitzt und neuerdings auch international als Betreiber auftritt, zum Beispiel in Rio de Janeiro.
Foto: Ralph Orlowski/ Getty Images
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Im April 2017 erreichte HNA zudem an der Schweizer Börse einen Anteil von mehr als 15 Prozent an Dufry, dem Betreiber tausender Duty-Free-Läden - schon im Dezember musste der Konzern den Großteil davon an den Hedgefonds Elliott weiterreichen, um wieder an Bargeld zu kommen.
Foto: REUTERS
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In der Schweiz hatte HNA zuvor für 2,7 Milliarden Franken Swissport übernommen, den weltgrößten Anbieter für Bodenabfertigung und Luftfrachtservice. Dort wird nun über einen Börsengang nachgedacht.
Foto: Swissport
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Allein 2016 hat HNA rund 30 Milliarden Euro für Übernahmen ausgegeben. Der größte Batzen ging für Flugzeugleasing drauf: Zuerst kauften die Chinesen für 2,5 Milliarden Dollar die irische Avolon Holdings, die dann für 10 Milliarden Dollar CIT Commercial Air übernahm. Damit ist HNA die Nummer drei der Branche. Der Wert der vielen Flugzeuge macht die Bilanz länger als die von Weltkonzernen wie Boeing oder Coca-Cola.
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Nebenbei hat Chen auch noch eine Reihe von Beteiligungen an kleineren Fluggesellschaften gekauft, darunter die brasilianische Azul ...
Foto: AP/ Globe Newswire
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... oder Virgin Australia von dem britischen Milliardär Richard Branson.
Foto: TORSTEN BLACKWOOD/ AFP
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Hinzu kam auch für knapp zwei Milliarden Dollar die Schweizer Gategroup, die kurz darauf mit der Übernahme der französischen Servair das vorgegebene Ziel erreichte: "unbestrittener Weltmarktführer für Bordverpflegung" anstelle der Lufthansa Sky Chefs. In der Anfangszeit hatte Chen Feng noch persönlich an Bord seines einzigen Boeing-Fliegers serviert. Auch bei der Gategroup stehen die Zeichen auf schnellen Börsen-Exit - allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft Zürich wegen falscher Angaben.
Foto: imago/Rüdiger Wölk
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6,5 Milliarden Dollar kostete eine Viertelbeteiligung an Hilton, die weitere Anteile an Hotelketten wie Carlson, Rezidor oder NH ergänzt. Auch der Hilton-Anteil wird nun zum Verkauf gestellt - ist aber nur noch ein Fünftel davon wert. Zum HNA-Reich gehören auch die Reisebuchungsfirma Tuniu, die chinesische Airbnb-Variante Zhubaijia und andere Tourismus-Unternehmen.
Foto: Gleb Garanich/ REUTERS
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Aber auch die Logistik hat es Chen angetan. Mit sechs Milliarden Dollar konnte er sich Ingram Micro leisten, den weltgrößten Distributeur von IT-Produkten. Nun kommt für eine Milliarde noch die Logistikfirma CWT mit Sitz in Singapur hinzu.
Foto: Ingram Micro
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In der Finanzbranche hat HNA sich bisher eher nur neunstellige Investments geleistet, wie die neuseeländische Leasingtochter der ANZ Bank. Die Übernahme der Londoner Börse ICE wurde von westlichen Behörden geprüft - aber von den chinesischen gestoppt. Prominent ist immerhin Anthony Scaramucci, der seine Hedgefondsfirma Skybridge Capital 2017 an HNA verkaufte, um (für zehn Tage) Berater von US-Präsident Donald Trump werden zu können. Skybridge ist für die Salt-Konferenz bekannt und will zur Investmentbank aufsteigen. Im Mai 2018 kehrte Scaramucci zu seiner Firma zurück, nachdem die US-Regierung den Verkauf wegen Sicherheitsbedenken blockiert hatte.
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Seine großzügige Kaufpolitik möglich machen auch die chinesischen Banken. Laut einem Anleiheprospekt von 2016 zahlt die hochverschuldete HNA Group nur minimale Zinsen, konnte günstiger Kredit aufnehmen als sogar die US-Regierung. Der Schuldendienst ist geringer als die Zinseinnahmen auf ihre Guthaben. Doch das ist vorbei, inzwischen fordern die Gläubiger hohe Aufschläge von HNA. Ausgerechnet die UBS-Bank, die den Einstieg bei der Deutschen Bank einfädelte, warnt: HNA könne ein Großrisiko für Chinas Finanzsystem darstellen. Die Schulden sind auf 598 Milliarden Yuan (77 Milliarden Euro) gestiegen.
Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS
Chen Feng ist einer der wichtigsten Männer im Aktionärskreis der Deutschen Bank. In den einschlägigen Milliardärslisten taucht der Absolvent von Lufthansa-Firmenakademie sowie den Management-Schulen Maastricht und Harvard nicht auf. Allerdings dürfte das Vermögen des 63-Jährigen beträchtlich sein, er hält 20 Prozent der Anteile an HNA ...
Foto: World Travel & Tourism Council
Die Eignerstruktur des Konzerns ist undurchsichtig. Offiziell liegt - nach manchen Darstellungen - die Mehrheit der HNA-Anteile in der Hand von Stiftungen. Für den Chefposten der mit knapp 30 Prozent Anteil größten davon, der in New York ansässigen Hainan Cihang Charity Foundation, warben die Chinesen im Dezember 2017 Philipp Rösler an, den früheren FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister. Das könnte Misstrauen im Westen zerstreuen. Doch wer oder was HNA ist, vermag Rösler nicht zu sagen. Er äußert sich nur zu den wohltätigen Zwecken der Stiftung.
Foto: WOLFGANG RATTAY/ REUTERS
Nach wie vor ist die Luftfahrt das Zentrum der Investments. Zu den neuesten Zukäufen zählt der Flughafen Hahn im Hunsrück. Die bislang wichtigste deutsche Basis des Billigfliegers Ryanair war dem Land Rheinland-Pfalz ein Klotz am Bein. Im März 2017 übernahm die HNA Group, die in China bereits 13 Airports besitzt und neuerdings auch international als Betreiber auftritt, zum Beispiel in Rio de Janeiro.
Foto: Ralph Orlowski/ Getty Images
... oder Virgin Australia von dem britischen Milliardär Richard Branson.
Foto: TORSTEN BLACKWOOD/ AFP
Hinzu kam auch für knapp zwei Milliarden Dollar die Schweizer Gategroup, die kurz darauf mit der Übernahme der französischen Servair das vorgegebene Ziel erreichte: "unbestrittener Weltmarktführer für Bordverpflegung" anstelle der Lufthansa Sky Chefs. In der Anfangszeit hatte Chen Feng noch persönlich an Bord seines einzigen Boeing-Fliegers serviert. Auch bei der Gategroup stehen die Zeichen auf schnellen Börsen-Exit - allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft Zürich wegen falscher Angaben.
Foto: imago/Rüdiger Wölk
6,5 Milliarden Dollar kostete eine Viertelbeteiligung an Hilton, die weitere Anteile an Hotelketten wie Carlson, Rezidor oder NH ergänzt. Auch der Hilton-Anteil wird nun zum Verkauf gestellt - ist aber nur noch ein Fünftel davon wert. Zum HNA-Reich gehören auch die Reisebuchungsfirma Tuniu, die chinesische Airbnb-Variante Zhubaijia und andere Tourismus-Unternehmen.
Foto: Gleb Garanich/ REUTERS
Seine großzügige Kaufpolitik möglich machen auch die chinesischen Banken. Laut einem Anleiheprospekt von 2016 zahlt die hochverschuldete HNA Group nur minimale Zinsen, konnte günstiger Kredit aufnehmen als sogar die US-Regierung. Der Schuldendienst ist geringer als die Zinseinnahmen auf ihre Guthaben. Doch das ist vorbei, inzwischen fordern die Gläubiger hohe Aufschläge von HNA. Ausgerechnet die UBS-Bank, die den Einstieg bei der Deutschen Bank einfädelte, warnt: HNA könne ein Großrisiko für Chinas Finanzsystem darstellen. Die Schulden sind auf 598 Milliarden Yuan (77 Milliarden Euro) gestiegen.
Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS
Chen Feng ist einer der wichtigsten Männer im Aktionärskreis der Deutschen Bank. In den einschlägigen Milliardärslisten taucht der Absolvent von Lufthansa-Firmenakademie sowie den Management-Schulen Maastricht und Harvard nicht auf. Allerdings dürfte das Vermögen des 63-Jährigen beträchtlich sein, er hält 20 Prozent der Anteile an HNA ...
Foto: World Travel & Tourism Council
Die Eignerstruktur des Konzerns ist undurchsichtig. Offiziell liegt - nach manchen Darstellungen - die Mehrheit der HNA-Anteile in der Hand von Stiftungen. Für den Chefposten der mit knapp 30 Prozent Anteil größten davon, der in New York ansässigen Hainan Cihang Charity Foundation, warben die Chinesen im Dezember 2017 Philipp Rösler an, den früheren FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister. Das könnte Misstrauen im Westen zerstreuen. Doch wer oder was HNA ist, vermag Rösler nicht zu sagen. Er äußert sich nur zu den wohltätigen Zwecken der Stiftung.
Foto: WOLFGANG RATTAY/ REUTERS
Nach wie vor ist die Luftfahrt das Zentrum der Investments. Zu den neuesten Zukäufen zählt der Flughafen Hahn im Hunsrück. Die bislang wichtigste deutsche Basis des Billigfliegers Ryanair war dem Land Rheinland-Pfalz ein Klotz am Bein. Im März 2017 übernahm die HNA Group, die in China bereits 13 Airports besitzt und neuerdings auch international als Betreiber auftritt, zum Beispiel in Rio de Janeiro.
Foto: Ralph Orlowski/ Getty Images
... oder Virgin Australia von dem britischen Milliardär Richard Branson.
Foto: TORSTEN BLACKWOOD/ AFP
Hinzu kam auch für knapp zwei Milliarden Dollar die Schweizer Gategroup, die kurz darauf mit der Übernahme der französischen Servair das vorgegebene Ziel erreichte: "unbestrittener Weltmarktführer für Bordverpflegung" anstelle der Lufthansa Sky Chefs. In der Anfangszeit hatte Chen Feng noch persönlich an Bord seines einzigen Boeing-Fliegers serviert. Auch bei der Gategroup stehen die Zeichen auf schnellen Börsen-Exit - allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft Zürich wegen falscher Angaben.
Foto: imago/Rüdiger Wölk
6,5 Milliarden Dollar kostete eine Viertelbeteiligung an Hilton, die weitere Anteile an Hotelketten wie Carlson, Rezidor oder NH ergänzt. Auch der Hilton-Anteil wird nun zum Verkauf gestellt - ist aber nur noch ein Fünftel davon wert. Zum HNA-Reich gehören auch die Reisebuchungsfirma Tuniu, die chinesische Airbnb-Variante Zhubaijia und andere Tourismus-Unternehmen.
Foto: Gleb Garanich/ REUTERS
Seine großzügige Kaufpolitik möglich machen auch die chinesischen Banken. Laut einem Anleiheprospekt von 2016 zahlt die hochverschuldete HNA Group nur minimale Zinsen, konnte günstiger Kredit aufnehmen als sogar die US-Regierung. Der Schuldendienst ist geringer als die Zinseinnahmen auf ihre Guthaben. Doch das ist vorbei, inzwischen fordern die Gläubiger hohe Aufschläge von HNA. Ausgerechnet die UBS-Bank, die den Einstieg bei der Deutschen Bank einfädelte, warnt: HNA könne ein Großrisiko für Chinas Finanzsystem darstellen. Die Schulden sind auf 598 Milliarden Yuan (77 Milliarden Euro) gestiegen.
10 BilderDeutsche Bank will in neue Ära starten: Die wichtigsten Akteure der Deutschen Bank
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Christian Sewing hat den Topjob der Deutschen Bank bekommen. Der neue CEO, der seit der Banklehre in Bielefeld für den Konzern arbeitet, steht für die Hinwendung zu den Wurzeln im Heimatmarkt. Vor seiner Verantwortung für das Privat- und Firmenkundengeschäft und einer kurzen Amtszeit als Rechtsvorstand machte er jahrelang Karriere im Risikomanagement.
Foto: REUTERS
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Mit dem bislang eher bescheiden auftretenden Westfalen rücken weitere Manager in die Konzernspitze auf, die wenig Getöse machen. Personalvorstand Karl von Rohr wurde zu Sewings Stellvertreter ernannt.
Foto: Deutsche Bank
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Einen Vizeposten bekam auch Garth Ritchie, der nach dem Abgang des deutlich sendungsbewussteren Marcus Schenck alleine die Investmentbank- und Großkundensparte führt. Zumindest formell bekommt die Sparte mit dem Südafrikaner höheres Gewicht. Sewing will sich aber aus dem unprofitablen Kampf um Marktanteile mit US-Rivalen zurückziehen. Der Chefwechsel wird an der Wall Street als Aufgabe von Ambitionen gewertet.
Foto: Deutsche Bank
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Die Retail-Sparte allerdings, bisher mit Sewing gleichwertig als Vizekonzernchef vertreten, steht künftig unter der Regie nur noch eines einfachen Vorstandsmitglieds: Frank Strauß muss die Integration der Postbank vollenden. Spekuliert wird nun über eine strategische Hinwendung zum deutschen Markt, eventuell sogar eine Fusion mit der Commerzbank. Eine eigene digitale Bankmarke ist bereits in Vorbereitung.
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Als Chief Operative Officer ist Kim Hammonds unter anderem für die Grundüberholung der überkomplexen und teils ineffizienten IT zuständig - nach eigenen Angaben mit großen Fortschritten. Die Amerikanerin eckt jedoch oft an. Zuletzt nannte sie ihren Arbeitgeber das "dysfunktionalste Unternehmen", für das sie je gearbeitet habe.
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERS
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Auch Finanzchef James Moltke fiel in den Wochen vor dem Vorstandsumbau mit negativen Schlagzeilen auf. Nach drei Jahren roter Zahlen unter dem als Sanierer geholten John Cryan hofft die Bank, ihre Altlasten weitgehend geräumt und die Kosten gedrückt zu haben. Doch der Neustart zu Gewinnen und Wachstum wird immer wieder verschoben.
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Aufsichtsratschef Paul Achleitner erntet inzwischen lautere Kritik für sein Krisenmanagement. Der Österreicher, der bereits seit 2012 an der Spitze des Gremiums steht, wurde von der jüngsten Hauptversammlung für weitere fünf Jahre berufen. Er setzte besonders auf ein gutes Verhältnis zu den internationalen Großaktionären, die jedoch ebenfalls zu murren beginnen. Im Aufsichtsrat holte er Wall-Street-Veteranen aus der Finanzkrisenzeit als Unterstützer.
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Turbulent läuft es um die chinesische HNA Group von Chen Feng, seit der Kapitalerhöhung 2017 mit knapp 10 Prozent größte Aktionärin der Deutschen Bank. Ein Teil der Aktien musste HNA wegen eigener Finanzprobleme aber schon wieder verpfänden. Unklar ist, ob das Konglomerat von der südchinesischen Insel Hainan Rückendeckung der Führung in Peking genießt - und ob das gut oder schlecht für die Deutsche Bank wäre.
Foto: World Travel & Tourism Council
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Vor Chen Feng war bereits 2014 Hamad bin Jassim bin Jaber al-Thani ("HBJ") als Ankeraktionär für die damalige Kapitalerhöhung aufgetreten. Der ehemalige Ministerpräsident von Katar holte zwischenzeitlich auch seinen Cousin, den früheren Emir, an Bord. Zusammen halten sie zwischen 5 und 10 Prozent der Aktien. Ihnen wird Interesse an einer starken Investmentbank zugeschrieben, die nicht in amerikanischer Hand ist. Da wäre die Deutsche Bank noch immer die erste Adresse - bald vielleicht nicht mehr.
Foto: Kay Nietfeld/ picture alliance / dpa
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Als dritter wichtiger Akteur trat 2017 auch noch der New Yorker Hedgefonds Cerberus Capital auf den Plan. Der hat allgemein Gefallen am deutschen Bankensektor gefunden. In kurzer Zeit kaufte er auch ein großes Aktienpaket der Commerzbank und die Mehrheit der HSH Nordbank zusammen, zudem ließ er seine österreichische Beteiligung Bawag in Deutschland zukaufen. Spannend wird, ob die Einzelteile ein sinnvolles Ganzes ergeben. Cerberus hat den früheren JPMorgan-Starbanker Matt Zames als President angeheuert - der war zuvor auch als Deutsche-Bank-Chef im Gespräch, lehnte aber ab.
Foto: AFP
Turbulent läuft es um die chinesische HNA Group von Chen Feng, seit der Kapitalerhöhung 2017 mit knapp 10 Prozent größte Aktionärin der Deutschen Bank. Ein Teil der Aktien musste HNA wegen eigener Finanzprobleme aber schon wieder verpfänden. Unklar ist, ob das Konglomerat von der südchinesischen Insel Hainan Rückendeckung der Führung in Peking genießt - und ob das gut oder schlecht für die Deutsche Bank wäre.