Christian Sewing
Foto: Michael Probst/ APDeutsche-Bank-Chef Christian Sewing schlägt einen rüden Ton gegenüber den eigenen Führungskräften an. In einer Telefonkonferenz mit Managern zu den jüngsten Quartalszahlen soll Sewing einzelne Kollegen scharf zurechtgewiesen haben, berichtet die "Financial Times" (kostenpflichtig) unter Berufung auf Teilnehmer.
Der Vorstandschef zeigte sich demnach genervt, weil die Gerüchte über eine bevorstehende Fusion mit der Commerzbank (Kurswerte anzeigen) nicht mehr nur von außen an die Deutsche Bank (Kurswerte anzeigen) herangetragen werden, sondern auch das Denken der eigenen Leute beherrschen. Öffentlich hatte Sewing die Option zuvor schon zurückgewiesen. Anscheinend fürchtet er, die Spekulation lenke die Deutschbanker vom eigentlichen Bankgeschäft ab und behindere so die Rückkehr zu wachsenden Erträgen.
Er solle sich lieber auf seinen Job konzentrieren, herrschte Sewing dem Bericht zufolge einen New Yorker Manager an, der gefragt hatte, was denn nun wirklich an den Marktgerüchten dran sei. Als dann auch noch eine Postbank-Führungskraft aus Bonn dieselbe Frage wiederholte, wurde der CEO ungehalten. Es sei "Bullshit, Bullshit", die Commerzbank-Spekulation als Ausrede für schlechte Ergebnisse zu verwenden.
"Natürlich darf niemand Christian damit zitieren", wurden die Teilnehmer von der Moderation angewiesen. Ein Sprecher der Bank wollte gegenüber manager-magazin.de keinen Kommentar abgeben. Inhaltlich jedoch entsprechen Sewings Aussagen seinen früheren öffentlichen Äußerungen.
Solange die eigene Aktie derart schlecht bewertet ist, halte er Übernahme-Deals für wenig sinnvoll, sagte Sewing den Managern. Erste Aufgabe der Deutschen Bank sei es, ihre eigene Sanierung hinzubekommen: die Integration der Postbank abzuschließen, die Investmentbanksparte gesundzuschrumpfen und dann wieder zu wachsen.
Nur die Form der Aussage ist neu. Mit seinem Kraftausdruck geht Sewing noch über die Brandbriefe hinaus, die in den vergangenen Wochen beispielsweise von den Vorständen von Continental und Deutscher Bahn an die eigenen Manager gerichtet wurden. Als Motivationshilfe werden solche Ausbrüche von Kommunikationstrainern nicht gesehen, eher kontraproduktiv - aber als sicheres Zeichen, dass die Chefs sich selbst in Bedrängnis fühlen.
Absteiger: Die Deutsche Bank ist mit einer Bilanzsumme von rund 1,4 Billionen Euro im ersten Halbjahr 2018 zwar immer noch die fünftgrößte Bank in Europa. Die Konkurrenz setzt sich jedoch weiter ab ...
Europäischer Primus: Mit einer Bilanzsumme von 2,2 Billionen Euro spielt die britische HSBC inzwischen in einer anderen Liga. Der Nachsteuergewinn von HSBC war mit 6,5 Milliarden Euro mehr als zwölfmal so hoch wie der Nachsteuergewinn der Deutschen Bank, wie eine Studie der Unternehmensberatung EY ergab. Auch die französischen Institute BNP Paribas (2,2 Billionen) und Credit Agricole (1,6 Billionen) sowie die spanische Banco Santander (1,4 Billionen) rangieren mit Blick auf die Bilanzsumme vor der Deutschen Bank - und sind deutlich profitabler als der deutsche Branchenprimus.
US-Konkurrenz ist weit enteilt: Mit ihrem Nachsteuergewinn von rund 500 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018 kommt die Deutsche Bank nur auf rund ein Viertel des Nettogewinns, den die in den USA zehntplatzierte US-Bank PNC Financial Services im ersten Halbjahr erwirtschaftete. Der Nachsteuergewinn der US-Bank JP Morgan Chase war im ersten Halbjahr 2018 mit 15 Milliarden Euro rund 30mal so hoch wie der Nachsteuergewinn der Deutschen Bank ...
... obwohl die Bilanzsumme von JP Morgan mit 2,2 Billionen nur etwa 50 Prozent höher ist als die Bilanzsumme der Deutschen Bank. Den US Banken helfen der US-Konjunkturboom sowie die Steuerreform, während die europäischen Institute noch immer unter Abschreibungen und Rechtsrisiken leiden.
Entsprechend groß ist auch der Unterschied in der Börsenbewertung: Die Deutsche Bank kam Anfang August auf einen Börsenwert von rund 22 Milliarden Euro. Der Börsenwert von JP Morgan Chase war mit umgerechnet 340 Milliarden Euro rund 15mal so hoch wie die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank.
Die an der Börse teuerste US-Bank JP Morgan ist damit fast so viel wert wie die vier teuersten europäischen Banken (HSBC, Santander, Paribas und ING) zusammen.
Die nach Bilanzsumme sechstgrößte US-Bank Wells Fargo erzielte im ersten Halbjahr einen Nettogewinn von umgerechnet knapp 9 Milliarden Euro. Damit würde sich Wells Fargo an die Spitze der europäischen Institute setzen, denn der Gewinn von HSBC blieb im gleichen Zeitraum unter der 7-Milliarden-Grenze ...
Der europäische Zweitplatzierte BNP Paribas verdiente im gleichen Zeitraum knapp 4 Milliarden Euro und damit nicht einmal halb so viel wie Wells Fargo in den USA.
Für die Deutsche Bank bedeutet der Abstieg nicht nur einen Image-Schaden. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes eins zu eins nachbilden (ETFs). Dort muss umgeschichtet werden, was in der Regel Einfluss auf die Aktienkurse hat. Da viele Fonds den EuroStoxx 50 nachzeichnen, müssen sich Investoren von Aktien der Deutschen Bank trennen. Das belastet tendenziell den Kurs.
Der Aktienkurs der Deutschen Bank hat allein seit Jahresbeginn über 37 Prozent im Eurostoxx 50 eingebüßt. Das Institut hat 2017 den dritten Jahresverlust in Folge eingefahren. Nun genügt der Börsenwert von rund 20 Milliarden Euro nicht mehr, um im Eurostoxx 50 unter Europas Top-50-Unternehmen gelistet zu sein. Zweites Kriterium ist das am Markt handelbare Aktien-Volumen. Die Deutsche Bank erklärte, der Abstieg aus dem EuroStoxx 50 ändere nichts an der Konzernstrategie, die auf mehr Profitabilität ziele. So will man den Börsenwert steigern.
Neben der Deutschen Bank dürfte auch die Commerzbank die Folgen ihrer Dauerkrise spüren. Es wird erwartet, dass das Dax-Gründungsmitglied bei der Überprüfung des deutschen Leitindex am Mittwoch den Dax verlassen und seinen Platz für ein Fintech-Unternehmen, den Zahlungsabwickler Wirecard, abgeben muss.
Europäischer Primus: Mit einer Bilanzsumme von 2,2 Billionen Euro spielt die britische HSBC inzwischen in einer anderen Liga. Der Nachsteuergewinn von HSBC war mit 6,5 Milliarden Euro mehr als zwölfmal so hoch wie der Nachsteuergewinn der Deutschen Bank, wie eine Studie der Unternehmensberatung EY ergab. Auch die französischen Institute BNP Paribas (2,2 Billionen) und Credit Agricole (1,6 Billionen) sowie die spanische Banco Santander (1,4 Billionen) rangieren mit Blick auf die Bilanzsumme vor der Deutschen Bank - und sind deutlich profitabler als der deutsche Branchenprimus.
Foto: Facundo Arrizabalaga/ picture alliance / dpaUS-Konkurrenz ist weit enteilt: Mit ihrem Nachsteuergewinn von rund 500 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018 kommt die Deutsche Bank nur auf rund ein Viertel des Nettogewinns, den die in den USA zehntplatzierte US-Bank PNC Financial Services im ersten Halbjahr erwirtschaftete. Der Nachsteuergewinn der US-Bank JP Morgan Chase war im ersten Halbjahr 2018 mit 15 Milliarden Euro rund 30mal so hoch wie der Nachsteuergewinn der Deutschen Bank ...
Foto: Boris Roessler/ dpa... obwohl die Bilanzsumme von JP Morgan mit 2,2 Billionen nur etwa 50 Prozent höher ist als die Bilanzsumme der Deutschen Bank. Den US Banken helfen der US-Konjunkturboom sowie die Steuerreform, während die europäischen Institute noch immer unter Abschreibungen und Rechtsrisiken leiden.
Foto: ERIC THAYER/ REUTERSEntsprechend groß ist auch der Unterschied in der Börsenbewertung: Die Deutsche Bank kam Anfang August auf einen Börsenwert von rund 22 Milliarden Euro. Der Börsenwert von JP Morgan Chase war mit umgerechnet 340 Milliarden Euro rund 15mal so hoch wie die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank.
Foto: Arne Dedert/ dpaDie nach Bilanzsumme sechstgrößte US-Bank Wells Fargo erzielte im ersten Halbjahr einen Nettogewinn von umgerechnet knapp 9 Milliarden Euro. Damit würde sich Wells Fargo an die Spitze der europäischen Institute setzen, denn der Gewinn von HSBC blieb im gleichen Zeitraum unter der 7-Milliarden-Grenze ...
Foto: Ben Margot/ APFür die Deutsche Bank bedeutet der Abstieg nicht nur einen Image-Schaden. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes eins zu eins nachbilden (ETFs). Dort muss umgeschichtet werden, was in der Regel Einfluss auf die Aktienkurse hat. Da viele Fonds den EuroStoxx 50 nachzeichnen, müssen sich Investoren von Aktien der Deutschen Bank trennen. Das belastet tendenziell den Kurs.
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaDer Aktienkurs der Deutschen Bank hat allein seit Jahresbeginn über 37 Prozent im Eurostoxx 50 eingebüßt. Das Institut hat 2017 den dritten Jahresverlust in Folge eingefahren. Nun genügt der Börsenwert von rund 20 Milliarden Euro nicht mehr, um im Eurostoxx 50 unter Europas Top-50-Unternehmen gelistet zu sein. Zweites Kriterium ist das am Markt handelbare Aktien-Volumen. Die Deutsche Bank erklärte, der Abstieg aus dem EuroStoxx 50 ändere nichts an der Konzernstrategie, die auf mehr Profitabilität ziele. So will man den Börsenwert steigern.
Foto: Federico Gambarini/ picture alliance / dpa