Paul Achleitner, seit 2012 Aufsichtsratschef der Deutschen Bank.
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERSTrotz des abrupten Chefwechsels, Vorstandsrochaden, erneuter staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen und der Halbierung des Börsenwerts hat der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank Zufriedenheit mit dem Zustand der Bank demonstriert. "Die Bank hat eine Strategie, die sie konsequent umsetzt", sagte Paul Achleitner (62) der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Gleich viermal betonte er in dem Interview, er sei "Optimist".
Den Verfall des Aktienkurses von Deutschlands größter Bank bezeichnete Achleitner als "bitter", allerdings auch als gewöhnlich. Alle Aktien hätten "gelitten", alle Banken hätten an der Börse an Wert verloren. Die Deutsche Bank büßte mehr als 55 Prozent ein; die Kurse der wichtigsten europäischen Rivalen verloren auch stark, allerdings rund 20 Prozentpunkte weniger: So sackten die Aktien von BNP Paribas um rund 37 Prozent ab, Société Générale um 35 Prozent, die Schweizer UBS um 30 Prozent und Banco Santander aus Spanien um 27 Prozent.
Für den besonders tiefen Sturz der Deutschen Bank machte der Österreicher die "Aufregung" verantwortlich, die sich nach derjüngsten Razzia der Staatsanwaltschaft in der Öffentlichkeit und unter den Investoren breit gemacht habe. Dass so wenig Vertrauen in die Bank vorhanden sei, müssten er und seine Leute ändern. Offensichtlich ist Achleitner der Meinung, dass in Deutschland die Gewaltenteilung nur eingeschränkt funktioniert: Man dürfe in Deutschland weder die Justiz noch die Medien kritisieren, behauptete der Aufsichtsratsvorsitzende.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat wieder Grund zum Lächeln. Die Geschäftszahlen sind zwar schlimm, die Perspektive mies, aber wenigstens steigt der Aktienkurs wieder aus seinem Tief.
Das verdankt er unter anderem der von Tim Armour geführten US-Fondsgesellschaft Capital Group aus Los Angeles. Die sah eine Kaufgelegenheit und ist Anfang Februar mit 3 Prozent der Anteile eingestiegen - ein neuer Großaktionär.
Zum Jahresende hatte die Bank ihren vordem wichtigsten Aktionär verloren: Die HNA-Gruppe aus China war im Dezember 2019 komplett ausgestiegen. Sie hatte noch 2017 die rettende Kapitalerhöhung getragen und war mit knapp 10 Prozent zur größten Aktionärin der Deutschen Bank aufgestiegen. Mit der rasanten globalen Expansion hat sich die in der Luftfahrt gestartete Firma von Gründer Chen Feng (Bild) jedoch verhoben, kurz nach dem Einstieg in Frankfurt musste sie auf Schuldenabbau umschalten. Die Deutsche-Bank-Aktien wurden erst verpfändet und dann nach und nach verkauft. Das Konglomerat von der südchinesischen Insel Hainan hat wegen seiner Finanzeskapaden im Ausland die Rückendeckung der Führung in Peking verloren. Im Juli 2018 starb auch noch Chens Mitgründer Wang Jian bei einem Unfall in Frankreich.
Alexander Schütz vertritt im Aufsichtsrat der Deutschen Bank künftig seine eigenen Interessen: Der Wiener Vermögensverwalter hat Anfang Dezember die letzten verbliebenen Anteile von HNA übernommen, wie er dem "Handelsblatt" bestätigte. Die Chinesen hatten seine Berufung in das Gremium ursprünglich vorgeschlagen.
Es bleiben aber noch einige weitere Großaktionäre. 2014 trat Scheich Hamad bin Jassim bin Jaber al-Thani ("HBJ") als Ankeraktionär für die damalige Kapitalerhöhung auf. Der ehemalige Ministerpräsident von Katar holte zwischenzeitlich auch seinen Cousin, den früheren Emir Hamad bin Khalifa, an Bord. Sie hielten nach der jüngsten Mitteilung von 2015 jeweils 3,05 Prozent über Fonds in karibischen Steueroasen, neuere Daten sind nicht öffentlich. Ihnen wird Interesse an einer starken Investmentbank zugeschrieben, die nicht in amerikanischer Hand ist. Da wäre die Deutsche Bank noch immer die erste Adresse - bald vielleicht nicht mehr.
Vertreten ließen sich die Kataris im Aufsichtsrat vom Züricher Wirtschaftsanwalt Stefan Simon. Mitte 2019 ist dieser jedoch in den Vorstand gewechselt, um die Rechtsabteilung und die Beziehung zu Aufsichtsbehörden zu leiten.
Hudson Executive, seit November 2018 mit 3,1 Prozent an der Deutschen Bank beteiligt, ist der Hedgefonds von Doug Braunstein. Der war jahrzehntelang bis 2015 Topmanager der größten US-Bank JPMorgan Chase, unter anderem Finanzvorstand und Vizepräsident. Braunstein bezeichnete die niedrigen Aktienkurse als "verlockende Gelegenheit". Der Deutschen Bank sei so lange übel mitgespielt worden, "dass die Leute verlernt haben, sie fair zu bewerten", schmeichelte er Bankchef Christian Sewing.
Schon seit 2017 sind die Kollegen von Cerberus Capital mit ebenfalls 3 Prozent an Bord. Der Hedgefonds hat allgemein Gefallen am deutschen Bankensektor gefunden. In kurzer Zeit kaufte er auch ein großes Aktienpaket der Commerzbank und die Mehrheit der HSH Nordbank (inzwischen umbenannt in Hamburg Commercial Bank) zusammen, zudem ließ er seine österreichische Beteiligung Bawag in Deutschland zukaufen. Spannend wird, ob die Einzelteile ein sinnvolles Ganzes ergeben.
Cerberus hat im April 2018 Matt Zames als President angeheuert, ebenfalls einen früheren Starbanker von JPMorgan. Zames war zuvor auch als Deutsche-Bank-Chef im Gespräch, lehnte aber ab. Inzwischen lässt sich die Deutsche Bank offiziell beim Umbau von Cerberus beraten. Das nährt die Gerüchte über eine Fusion der beiden Cerberus-Beteiligungen Deutsche und Commerzbank.
Mit 5 Prozent der Deutsche-Bank-Anteile wird die weltgrößte Vermögensverwaltung Blackrock in Frankfurt als Großaktionär Nummer eins ausgewiesen. Über die Fondsgesellschaft wird derzeit wegen des Comebacks von CDU-Politiker Friedrich Merz diskutiert, der den Aufsichtsrat der deutschen Filiale führte. Blackrock mischt sich jedoch trotz seiner überragenden Kapitalmacht aus Prinzip nicht direkt in Unternehmen ein.
Zum Jahresende hatte die Bank ihren vordem wichtigsten Aktionär verloren: Die HNA-Gruppe aus China war im Dezember 2019 komplett ausgestiegen. Sie hatte noch 2017 die rettende Kapitalerhöhung getragen und war mit knapp 10 Prozent zur größten Aktionärin der Deutschen Bank aufgestiegen. Mit der rasanten globalen Expansion hat sich die in der Luftfahrt gestartete Firma von Gründer Chen Feng (Bild) jedoch verhoben, kurz nach dem Einstieg in Frankfurt musste sie auf Schuldenabbau umschalten. Die Deutsche-Bank-Aktien wurden erst verpfändet und dann nach und nach verkauft. Das Konglomerat von der südchinesischen Insel Hainan hat wegen seiner Finanzeskapaden im Ausland die Rückendeckung der Führung in Peking verloren. Im Juli 2018 starb auch noch Chens Mitgründer Wang Jian bei einem Unfall in Frankreich.
Foto: World Travel & Tourism CouncilMit 5 Prozent der Deutsche-Bank-Anteile wird die weltgrößte Vermögensverwaltung Blackrock in Frankfurt als Großaktionär Nummer eins ausgewiesen. Über die Fondsgesellschaft wird derzeit wegen des Comebacks von CDU-Politiker Friedrich Merz diskutiert, der den Aufsichtsrat der deutschen Filiale führte. Blackrock mischt sich jedoch trotz seiner überragenden Kapitalmacht aus Prinzip nicht direkt in Unternehmen ein.
Foto: © ERIC THAYER / Reuters/ REUTERS