Krise bei Großbank Credit Suisse will sich bis zu 50 Milliarden Franken von der Schweizer Nationalbank leihen

Die Schweizer Großbank Credit Suisse will ihre Liquidität massiv stärken und dafür die Schweizer Nationalbank anpumpen. Trotz dieser Situation muss sich Deutschland nach Ansicht des Bundesfinanzministers Christian Lindner keine Sorgen machen.
Gefahr im Verzug: Die Credit Suisse hatte bei den Investoren in den vergangenen Tagen jegliches Vertrauen verspielt. Jetzt will die Bank mit Hilfe der Schweizer Nationalbank ihre Liquidität massiv stärken.

Gefahr im Verzug: Die Credit Suisse hatte bei den Investoren in den vergangenen Tagen jegliches Vertrauen verspielt. Jetzt will die Bank mit Hilfe der Schweizer Nationalbank ihre Liquidität massiv stärken.

Foto: DENIS BALIBOUSE / REUTERS

Die in Bedrängnis geratene Schweizer Großbank Credit Suisse sucht Hilfe bei der Zentralbank des Landes: Das Unternehmen kündigte am Donnerstag an, sich bis zu 50 Milliarden Franken (50,7 Milliarden Euro) von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu leihen. Durch diesen Schritt solle die Bank, deren Börsenwert am Vortag abgestürzt war, "gestärkt" werden.

Mit den bei der SNB geliehenen Milliarden sollten das Kerngeschäft und die Umwandlung zu einer mehr an den Kundeninteressen orientierten Bank unterstützt werden, erklärte Credit Suisse. Die Bank kündigte zudem eine Reihe von Schuldenrückkäufen im Wert von rund drei Milliarden Schweizer Franken an.

Aktie erholt sich wieder

Die Bank war zuletzt massiv unter Druck geraten, ihre Aktien stürzten am Mittwoch zwischenzeitlich um mehr als 30 Prozent ab. Zum Börsenschluss lagen sie noch immer bei minus 24,24 Prozent. Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen an den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten.

Grund für die Panik waren aber auch Äußerungen des größten Anteilseigners aus Saudi-Arabien, der Saudi National Bank. Diese hatte erklärt, dem angeschlagenen Schweizer Institut kein weiteres Geld mehr zur Verfügung zu stellen. Die saudi-arabische Bank verwies dabei auf regulatorische Gründe.

Nach dem Hilfseinsatz der Schweizer Nationalbank setzte die Aktie jedoch zur Erholung und kletterte am späten Abend wieder über die Marke von 2 Franken pro Aktie. Auch der Dax, der am Mittwoch unter dem Einbruch der Bankentitel gelitten und rund 3 Prozent verloren hatte, dürfte am Donnerstag einen Erholungsversuch starten.

Deutschland müsse sich nach Ansicht von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP, 44) keine Sorgen machen. "Wir können sehr klar sagen: Das deutsche Kreditwesen – private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute – ist stabil", sagte er in der ARD-Sendung "Maischberger".

Credit Suisse als "too big to fail" eingestuft

Die Bundesregierung sei mit allen Beteiligten in einem ständigen und intensiven Austausch, fügte Lindner hinzu. Deutschland habe mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine leistungsfähige Finanzaufsicht. "Und wir haben die Bundesbank, die ebenfalls eine stabilitätspolitische Tradition hat", betonte der Finanzminister.

Die Finanzaufsicht Bafin zeigte sich trotz der weltweiten Schockwellen an den Börsen infolge der SVB-Pleite wenig besorgt für das deutsche Finanzsystem. "Wir sehen aktuell für das deutsche Finanzsystem keine direkte Ansteckungsgefahr aus den Problemen stark technologieorientierter amerikanischer Banken", teilte ein Sprecher der Bafin am Mittwoch mit. Die Aufsicht behalte die Marktentwicklungen aber weiterhin im Blick. Die Finanzaufsicht habe die Risiken aus abrupten Zinsanstiegen schon lange im Fokus. "Wir erwarten von den Instituten, dass sie ihre Zinsänderungsrisiken im Blick haben und rechtzeitig gegensteuern," führte der Sprecher aus.

Die Credit Suisse gehört zu den 30 Banken weltweit, die als "too big to fail" eingestuft werden, da ihre Insolvenz eine verheerende Auswirkung auf die Weltwirtschaft haben würde. Die Schweizerische Nationalbank hatte am Mittwochabend bereits erklärt, dass sie der global tätigen Credit Suisse "im Bedarfsfall Liquidität zur Verfügung stellen" werde. "Die Credit Suisse erfüllt die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen an Kapital und Liquidität", hieß es in einer Erklärung der SNB und der Finanzmarktaufsicht Finma.

Zinsentscheid der EZB im Fokus

Analysten stellt sich nunmehr die Frage, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids ihre zukünftige Geldpolitik kommuniziert. An den Interbankenmärkten wurden die Zinserwartungen wieder nach unten geschraubt. Nach bisheriger Planung will die EZB ihren Inflationskampf mit einer weiteren deutlichen Zinsanhebung fortsetzen.

mje/ AFP
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