Khan-Affäre Credit Suisse bespitzelte womöglich weiteren Top-Manager

Credit Suisse: Hat die Bank auch einen anderen Manager bespitzeln lassen?
Foto: REUTERS/Arnd WiegmannDer Überwachungsskandal um den ehemaligen Credit-Suisse-Top-Manager Iqbal Khan ist womöglich doch kein Einzelfall bei dem Schweizer Bankinstitut. Wie die "Züricher Neue Zeitung" (NZZ) am Dienstag berichtet, sei der oberste Personalchef und das ehemalige Mitglied der Konzernleitung, Peter Goerje, beschattet worden.
Die Zeitung schreibt, die Umstände deuteten darauf hin, dass Credit Suisse über einen Mittelsmann den Auftrag zu dieser Beschattung gegeben habe. Der NZZ lägen entsprechende Dokumente und Fotos vor. Warum der Personalchef beschattet wurde, sei nicht bekannt. Jedoch habe Goerje nur wenige Tage nach der Aktion die Konzernleitung verlassen. Konzernchef Tidjane Thiam hatte damals im Februar diesen Jahres verkündet, Goerke arbeite künftig als Senior Advisor innerhalb der CS. Goerke galt bis dahin als enger Vertrauter des Konzernchefs.
Die Beschattung soll unter dem Decknamen "Küsnacht" gelaufen sein. Sie habe drei Tage vom 20. bis 22. Februar angedauert. Goerke habe demnach für den 22. Februar einen freien Tag beantragt, da er Skifahren wollte. Aber wie sich aus der Beschattung ergab, flog der Manager morgens nach Manchester und kehrte abends zurück. Ziel der Beschattung sei es gewesen, ein Bewegungsbild des Personalers zu erhalten, um herauszufinden, mit wem er sich womöglich wo trifft.
Sollte sich die Beschattung des Managers bewahrheiten, steht die Credit Suisse vor einem Dilemma. Hatten Thiam und sein Verwaltungsratspräsident Urs Rohner doch im Zuge der Aufklärung zur Khan-Affäre immer wieder beteuert, die Bespitzelung des ehemaligen Chefs der internationalen Vermögensverwaltung sei ein Einzelfall. Immerhin musste der Chief Operation Officer, Pierre-Oliver Bouée, wegen des Skandals gehen.
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Die Credit Suisse teilte laut NZZ mit, dass die zur Überwachung von Iqbal Khan durchgeführte Untersuchung keine Hinweise ergeben hätte, dass neben Khan noch weitere Mitarbeiter der Credit Suisse beschattet worden seien - folglich auch Peter Goerke nicht. Auch habe es keinen Hinweis darauf gegeben, dass Konzernchef Thiam die Überwachung genehmigt oder von dieser gewusst habe.
Khan hatte im Juli dieses Jahres die operative Verantwortung seines Bereiches abgegeben. Ende August wurde dann bekannt, dass Khan als neuer Co-Chef des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts der UBS zur direkten Konkurrentin wechseln würde, nachdem er sich mit Konzernchef Thiam überworfen hatte. Daraufhin hatte die CS den Manager auf höchste Weisung hin beschatten lassen.