Sorgen vor Ansteckung Mehrere große Banken schränken Geschäfte mit der Credit Suisse ein

Am Paradeplatz: Logo am Hauptquartier der Credit Suisse in Zürich
Foto: DENIS BALIBOUSE / REUTERSDie Hoffnung auf ein schnelles Ende der Krise um die Credit Suisse könnte sich als verfrüht erweisen. Für die krisengeplagte Großbank wird nämlich auch das Geschäft mit anderen Finanzinstituten immer schwieriger, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Mindestens vier große Häuser, darunter die Deutsche Bank und Societe Generale, hätten ihre Geschäfte mit der Credit Suisse oder deren Wertpapieren eingeschränkt, erklärten mehrere Personen mit direkter Kenntnis der Angelegenheit.
Diese Einschränkungen verschärfen die Probleme der Bank, die nach einer Reihe kostspieliger Fehlschläge versucht, ihr Geschäft umzubauen und wieder auf die Beine zu kommen. Gleichzeitig verdeutlichen die Einschränkungen, welche Sorgen andere global agierende Institute offenbar vor einer Ausweitung der Krise haben.
Die Credit Suisse hat eine Horrorwoche hinter sich. In einem Interview hatte der Chairman der Saudi National Bank, die größte Anteilseigner der Credit Suisse ist, eine höhere Beteiligung an der Schweizer Bank ausgeschlossen. In dem hochnervösen Umfeld war daraufhin der Aktienkurs eingebrochen, die Bank kämpft seither mit einem Vertrauensschwund von Anlegern und Kunden. "Wir erfüllen und übertreffen im Grunde alle regulatorischen Anforderungen. Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr stark", sagte zwar Konzernchef Ulrich Körner (60) im Laufe der Woche. Am Mittwochabend stellten sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht Finma hinter die Credit Suisse. Wenige Stunden später begann das Institut einen Notfallkredit im Volumen von 50 Milliarden Franken anzuzapfen.
Die Anleger beruhigte die Intervention der Zentralbank nicht. Auch am Freitag brach der Aktienkurs der Credit Suisse ein, um weitere 8 Prozent. Auch die Preise für Kreditausfallversicherungen bewegten sich weiter in schwindelerregender Höhe. "Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden", erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Entscheidend ist nun, wie sich die Kunden verhalten. "Ob die Einleger ausreichend beruhigt sind, um die Abflüsse in den nächsten Tagen einzudämmen, ist unserer Ansicht nach eine Schlüsselfrage", sagte Frédérique Carrier, Leiterin der Anlagestrategie bei RBC Wealth Management. Kommt es nicht bald zu einer Stabilisierung, halten Experten Staatshilfen, eine Aufspaltung oder eine Übernahme für mögliche nächste Schritte.
Die Vorsicht der anderen Geldinstitute ist daher alarmierend. Die Deutsche Bank etwa habe diese Woche den Beleihungswert von Credit-Suisse-Wertpapieren gesenkt, so die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf einen Geschäftspartner der Bank. Diese Papiere, etwa Anleihen, werden von Vermögensverwaltungskunden als Kreditsicherheiten gestellt, wenn sie sich bei der Deutschen Bank Geld leihen oder andere Geschäfte besichern wollen. Zuvor hatte die Deutsche Bank diese Wertpapiere mit 70 bis 80 Prozent des Nennwerts bewertet, so die Person gegenüber Reuters. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
Die französische Bank Société Générale habe ihre Positionen mit der Credit Suisse als Gegenpartei bereits in den vergangenen Wochen verringert, halte im Moment an ihnen fest, baue sie aber nicht weiter auf, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen gegenüber Reuters. Die britische Großbank HSBC überprüfe ihr Exposure zur Credit Suisse, habe aber noch keine Entscheidung getroffen, diese zu verringern, sagte ein weiterer Insider. Das Institut beobachte die Situation genau und werde Anfang nächster Woche entscheiden. Beide Institute lehnten eine Stellungnahme ab. Eine weitere Person berichtete über eine internationale Bank, die zumindest ihr unbesichertes Exposure verringert habe.
Bei der Credit Suisse sind unterdessen Insidern zufolge für das Wochenende außerordentliche Sitzungen verschiedener Teams angesetzt worden. Dazu zählten auch Teams des Finanzchefs Dixit Joshi, wie mit der Situation vertraute Personen am Freitag gegenüber Reuters sagten. In den Meetings sollten Finanzdaten aufbereitet und Szenarien für die Zukunft der Bank erarbeitet werden, hieß es weiter. Credit Suisse lehnte eine Stellungnahme dazu ab.