Linde-Nachfolger Commerzbank kehrt in den Dax zurück

Finanzchefin auf Dax-Offensive: Bettina Orlopp wird die Commerzbank zurück in den Dax bringen
Foto: RAINER UNKEL / imago imagesNachdem die Commerzbank vor der Entscheidung zur Zusammensetzung des deutschen Leitindex für 2022 ausgewählte Geschäftszahlen vorzeitig veröffentlicht und sich profitabel gezeigt hat, wird sie am 27. Februar aller Voraussicht nach in den Dax zurückkehren.
Das entscheidende Indiz dafür zeigt die am Freitagabend von der Deutschen Börse veröffentlichte Rangliste nach dem Börsenwert frei handelbarer Aktien für den Monat Januar. Die Commerzbank belegt mit einem Wert von gut 10 Milliarden Euro Rang 33, wie zunächst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete. Damit ist die Commerzbank der am besten platzierte Nicht-Dax-Konzern auf der Liste. Offizielle Informationen zum Nachfolger gibt die Deutsche Börse allerdings erst am Abend des 17. Februar bekannt.
Da die Commerzbank im Jahr 2020 noch einen Verlust gemacht hatte, konnte sie bis Wochenanfang mit dem Geschäftsjahr 2021 nur ein Jahr mit Gewinn vorweisen, wodurch die Rückkehr in den Dax nicht gelungen wäre. Eine im Jahr 2021 neu eingeführte Börsenregel: Das Unternehmen muss zumindest in den zwei vorangegangenen Geschäftsjahren ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielt haben.
Commerzbank entspricht neuen Börsenregeln
Die Commerzbank hatte daher ausgewählte Geschäftszahlen für das Jahr 2022 bereits am Montag veröffentlicht und damit gezeigt, dass sie den Kriterien entspricht. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe 2022 knapp 3,4 Milliarden Euro erreicht, teilte das derzeit im MDax gelistete Institut auf Basis vorläufiger Zahlen mit.
"Wir haben uns dazu entschieden, das Ebitda der Commerzbank für das Jahr 2022 bereits jetzt zu veröffentlichen, um die Unternehmen der Deutschen Börse in die Lage zu versetzen, uns mit nunmehr zwei verlustfreien Jahren in Folge als Nachfolgekandidat für Linde im Dax 40 berücksichtigen zu können", erklärte Finanzchefin Bettina Orlopp (52), die gleichzeitig Vizechefin der Commerzbank und Managerin des Jahres ist. Indexexperten sehen den Schritt als professionelles PR-Manöver.
Ob die vorgelegten Zahlen noch früh genug kamen, um in der Rangliste berücksichtigt zu werden. ist in der frei verfügbaren Rangliste noch nicht ersichtlich. Auf Nachfrage der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" teilte die Börse jedoch mit, dass die Commerzbank noch rechtzeitig das Gewinn-Kriterium erreicht habe.
Das Vorsteuerergebnis lag laut der Mitteilung der Bank 2022 bei zwei Milliarden Euro und damit weit über den 105 Millionen, die das Institut 2021 erzielte. Die Abschreibungen und Wertminderungen, zu denen die Bank keine Details nennen wollte, beliefen sich auf 516 Millionen Euro. Ihren ausführlichen Quartalsbericht will die Commerzbank am 16. Februar veröffentlichen.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Kurz nach Handelsstart legte die Commerzbank-Aktie zeitweise um fast 3 Prozent zu. Seit dem Jahresstart hat das im MDax notierte Papier rund 15 Prozent gewonnen.
Hauptkonkurrenten für die Commerzbank für den Einzug in den Dax waren der Essenslieferdienst Delivery Hero und Rheinmetall. Seit Januar hatte die Rheinmetall-Aktie um gut 20 Prozent zugelegt. Die lang erwartete Entscheidung Deutschlands, Leopard-Kamfpanzer in die Ukraine zu schicken, hatte die Aktien des Rüstungskonzerns auf ein Rekordhoch getrieben.
Die Commerzbank war im Herbst 2018 wegen ihres kräftig gestutzten Börsenwertes aus dem Dax in den MDax abgestiegen. Der damalige Vorstandschef Martin Zielke (60) hatte dies betont gelassen kommentiert: "Für die Bedeutung der Bank für die deutsche Volkswirtschaft ändert sich überhaupt nichts." Allerdings ist die Zugehörigkeit zum Dax auch eine Frage von Prestige: Gerade für internationale Investoren ist der Deutsche Aktienindex das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft.
Linde wird den deutschen Leitindex zum 27. Februar verlassen – mit einem 150 Milliarden Euro schweren Börsenwert. Damit machte der Gasehersteller knapp 10 Prozent des gesamten Index aus. Die Commerzbank wird auf weniger als 1 Prozent kommen. Die übrigen 39 Dax-Werte müssen daher umgeschichtet werden. Davon profitiert vor allem SAP. Der Softwarekonzern wird dann zum wertvollsten Konzern im Dax aufsteigen.