Gewinnzahlen vorgezogen Commerzbank bringt sich als möglicher Dax-Rückkehrer in Stellung

Finanzchefin auf Dax-Offensive: Bettina Orlopp will die Commerzbank zurück in den Dax bringen
Foto: RAINER UNKEL / imago imagesDie Commerzbank will zurück in den Dax und hat deshalb vor der Entscheidung zur Zusammensetzung des deutschen Leitindex für 2022 die Veröffentlichung ausgewählter Geschäftszahlen vorgezogen. Das Geldhaus sieht sich dank schwarzer Zahlen im vergangenen Jahr bereit für eine Rückkehr in den Dax .
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe 2022 knapp 3,4 Milliarden Euro erreicht, teilte das derzeit im MDax gelistete Institut am Montag auf Basis vorläufiger Zahlen mit. "Wir haben uns dazu entschieden, das Ebitda der Commerzbank für das Jahr 2022 bereits jetzt zu veröffentlichen, um die Unternehmen der Deutschen Börse in die Lage zu versetzen, uns mit nunmehr zwei verlustfreien Jahren in Folge als Nachfolgekandidat für Linde im Dax 40 berücksichtigen zu können", erklärte Finanzchefin Bettina Orlopp (52), die gleichzeitig Vizechefin der Commerzbank und Managerin des Jahres ist . Indexexperten sehen den Schritt als professionelles PR-Manöver.
Das Vorsteuerergebnis lag laut der Mitteilung der Bank 2022 bei zwei Milliarden Euro und damit weit über den 105 Millionen, die das Institut 2021 erzielte. Die Abschreibungen und Wertminderungen, zu denen die Bank keine Details nennen wollte, beliefen sich auf 516 Millionen Euro. 2022 drückten nach früheren Angaben Abschreibungen bei der polnischen Tochter mBank den Gewinn der Commerzbank. Diese Belastungen stehen im Zusammenhang mit einer geänderten Gesetzgebung in Polen, der es Kreditnehmern erlaubt, ihre monatlichen Ratenzahlungen für Hypothekenkredite mehrere Male auszusetzen. Ihren ausführlichen Quartalsbericht will die Commerzbank am 16. Februar veröffentlichen.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Kurz nach Handelsstart legte die Commerzbank-Aktie zeitweise um fast 3 Prozent zu, notierte gegen Mittag dann noch mit rund 0,9 Prozent im Plus. Seit dem Jahresstart hat das im MDax notierte Papier rund 15 Prozent gewonnen.
Linde verlässt Ende Februar den Dax
Der Linde-Konzern zieht sich von der Frankfurter Börse zurück . Der bisher wertvollste Dax-Konzern wird daher zum 27. Februar aus dem deutschen Leitindex genommen. Informationen zum Nachfolger gibt die Deutsche Börse am Abend des 17. Februar bekannt. Eine Voraussetzung: Das Unternehmen muss zumindest in den zwei vorangegangenen Geschäftsjahren ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielt haben.
Der Commerzbank ist dies den vorläufigen Zahlen zufolge gelungen. Im Jahr 2020 hatte sie infolge eines teuren Konzernumbaus hingegen rote Zahlen geschrieben, sodass sie auf Grundlage der Jahre 2020 und 2021 die Voraussetzungen für die Aufnahme in den Dax nicht erfüllt hätte. Vor Steuern erzielte das Geldhaus 2022 den Angaben zufolge zudem einen Gewinn von gut zwei Milliarden Euro. Ihre detaillierten Zahlen will die Commerzbank am 16. Februar veröffentlichen – auf Basis des vorläufigen und untestierten Jahresabschlusses.
Commerzbank flog 2018 aus dem Dax
Die Commerzbank war im Herbst 2018 wegen ihres kräftig gestutzten Börsenwertes aus dem Dax in den MDax abgestiegen. Der damalige Vorstandschef Martin Zielke (60) hatte dies betont gelassen kommentiert: "Für die Bedeutung der Bank für die deutsche Volkswirtschaft ändert sich überhaupt nichts." Allerdings ist die Zugehörigkeit zum Dax auch eine Frage von Prestige: Gerade für internationale Investoren ist der Deutsche Aktienindex das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft.
Den Platz des Frankfurter Geldhauses in der ersten deutschen Börsenliga nahm 2018 ausgerechnet der Zahlungsdienstleister Wirecard ein, der wegen eines Bilanz-Skandals später wieder aus dem Dax flog. Die Wirecard-Pleite hat die Commerzbank rund 200 Millionen Euro gekostet. Jetzt verklagt Vorstandschef Manfred Knof (57) den Abschlussprüfer EY , der die Bilanzen von Wirecard jahrelang durchgewinkt hatten.
Nur noch profitable Unternehmen dürfen in den Dax
Nach der Wirecard-Pleite verschärfte die Börse die Regeln für die Zugehörigkeit zum deutschen Leitindex: Neu aufgenommen werden in den seit September 2021 auf 40 Werte erweiterten Index nur noch profitable Unternehmen. Pleitekandidaten und Konzerne, die ihrer Pflicht zur fristgerechten Veröffentlichung von Zwischenberichten nicht nachkommen, sollen nichts mehr im Dax verloren haben.
Rheinmetall galt bislang als potenzieller Nachrücker
Sollte die Commerzbank nun wieder in den Dax aufsteigen, hätte wohl der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall das Nachsehen. Diesen hatten Index-Experten als Favorit gesehen, vor allem weil es noch keine Gewinnkennziffern der Commerzbank für 2022 gegeben hatte.
Die größte Marktkapitalisierung, ebenfalls ein entscheidendes Kriterium für die Aufnahme in den Dax, hatten laut einer Rangliste der Deutschen Börse zuletzt die Commerzbank, Essenslieferdienst Delivery Hero und Rheinmetall im MDax. Allerdings bezieht sich das Ranking auf den Stichtag 30. Dezember 2022. Seitdem hat die Rheinmetall-Aktie um gut 20 Prozent zugelegt. Die lang erwartete Entscheidung Deutschlands, Leopard-Kamfpanzer in die Ukraine zu schicken, hatte die Aktien des Rüstungskonzerns am Mittwoch auf ein Rekordhoch getrieben. Die nächste Rangliste veröffentlicht der Indexanbieter am Abend des 3. Februar.