Sozialplan soll im Mai stehen, kein Bonus für Vorstände Commerzbank beschleunigt Jobabbau - Knof gibt den harten Sanierer

Commerzbank: Unter dem Strich sollen bis zum Jahr 2024 7500 Jobs wegfallen. 10.000 Mitarbeiter müssen gehen, zugleich sollen 2500 neue Jobs entstehen
Foto: Arne Dedert/ picture alliance / dpaDer neue Commerzbank-Chef Manfred Knof will mit dem Radikalumbau Gas geben und bereits dieses Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. "Wir werden alles tun, um die Commerzbank wieder stark, leistungsfähig und nachhaltig profitabel zu machen", sagte Knof am Donnerstag. Trotz Belastungen durch die Corona-Krise soll das Betriebsergebnis 2021 positiv sein. In drei Jahren, wenn alle Sparpläne umgesetzt sind, soll der Gewinn dann auf 2,7 Milliarden Euro steigen.
Den Investoren versprach Knof ab 2023 wieder Dividenden. Bis Anfang Mai will er einen Sozialplan für den Abbau von 10.000 Stellen in trockenen Tüchern haben. 80 Prozent des bis 2024 geplanten Jobabbaus soll bereits im Jahr 2023 realisiert sein.
"Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr beharrlich sein werde", sagte Knof. "Mit halben Sachen gebe ich mich nicht zufrieden." Die Erwartungen an den 55-Jährigen sind hoch. Mehrere Umbauten der zweitgrößten deutschen Privatbank waren in den vergangenen Jahren gescheitert und hinterließen unzufriedene Investoren. Im Sommer 2020 eskalierte der Streit mit US-Großaktionär Cerberus und der damalige Bankchef Martin Zielke trat zurück. Knof soll das teilverstaatlichte Geldhaus nun wieder aufrichten, er gilt als harter Sanierer.
2,9 Milliarden Euro Verlust im Jahr 2020 - Boni gibt es nicht
2020 stand wegen Umbaukosten, Abschreibungen auf Firmenwerte und einer deutlich gestiegenen Risikovorsorge für faule Kredite unter dem Strich ein Verlust von 2,9 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 585 Millionen Euro im Jahr davor. Der operative Verlust belief sich auf 233 Millionen Euro. Boni erhalten die Vorstände für das vergangene Jahr daher keine, wie Knof sagte.
Knofs oberstes Ziel ist, die Eigenständigkeit der Bank zu erhalten. "Das ist meine Mission", betonte er. "Dafür müssen wir die Bank in den kommenden Jahren tiefgreifend restrukturieren." In Deutschland fällt jede dritte Stelle weg, fast jede zweite der bundesweit 790 Filialen macht zu. Noch dieses Jahr werden 190 Zweigstellen geschlossen. Weitere 150 Filialen folgen bis 2023.
Investitionen in Comdirect und in polnische mBank
Insgesamt will Knof die Bank digitaler aufstellen, helfen soll die in den Konzern zurückintegrierte Online-Bank Comdirect. Auch von der polnischen Tochter mBank, deren Verkauf im vorigen Jahr gescheitert war, verspricht sich Knof Wachstum.
Auch in der Firmenkundensparte greift der frühere Deutsche-Bank-Manager hart durch. Zahlreiche Standorte im Ausland werden aufgegeben. Aus dem Aktienhandel und dem Research zieht sich die Bank zurück und arbeitet mit externen Anbietern zusammen. Die Mitarbeiter sollen nur noch Firmenkunden mit einem Deutschlandbezug betreuen. "Das ist mit harten Einschnitten verbunden, aber es braucht jetzt Entschlossenheit", machte Knof deutlich.
Abbau von netto 7500 Stellen
80 Prozent des konzernweit geplanten Personalabbaus sollen bis 2023 abgeschlossen sein. Netto beläuft sich der Abbau auf 7500 Stellen, weil 2500 Jobs neu geschaffen werden - jedoch vor allem im Ausland. Die Gewerkschaft Verdi forderte, den Jobabbau länger zu strecken, um Kündigungen zu verhindern.
Ohne rasche Kosteneinsparungen wird Knof aber die Gewinne nicht erreichen, denn die Ertragsaussichten sind gedämpft. Bis 2024 erwartet die Bank weitgehend stabile Einnahmen. In diesem Jahr sollen die Erträge sogar zurückgehen. Bereits 2020 fielen sie um gut fünf Prozent auf 8,2 Milliarden Euro.
Die Ertragsprognose sorgte für besonders große Enttäuschung an der Börse. Analysten rechneten bisher mit Zuwächsen. Die Experten der Bank Jefferies kritisierten zudem, der Stellenabbau müsse schneller gehen.
Corona-Krise sorgt für weitere Belastungen
Für faule Kredite musste das Institut, das auf den von der Corona-Krise besonders betroffenen Mittelstand fokussiert ist, knapp 1,8 Milliarden Euro zurückstellen. Das war so viel wie die deutlich größere Deutsche Bank. Die Belastungen durch die Corona-Pandemie sollen dieses Jahr zwar sinken, aber mit 0,8 bis 1,2 Milliarden Euro immer noch ins Kontor schlagen.
Investoren versucht Knof mit der Aussicht auf eine Dividende zu ködern. Für 2023 sei wieder eine Gewinnausschüttung geplant. Bei erfolgreicher Umsetzung des Umbaus und einer Genehmigung durch die Europäische Zentralbank könnten bis 2024 insgesamt bis zu drei Milliarden Euro an Anleger zurückgegeben werden.
An der Börse konnte der Vorstand mit seinen Geschäftserwartungen nicht überzeugen. Der Kurs der Commerzbank-Aktie sackte am Vormittag zeitweise um rund 8 Prozent auf nur noch gut fünf Euro ab. Zuletzt lag das Papier noch mit knapp 6 Prozent im Minus und war damit größter Verlierer im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte.