Nummern-Ranking hat ausgedient "Nett" statt "Null" - wie Morgan Stanley Mitarbeiter bewertet

Ändert das 1-bis-5-Rating seiner Mitarbeiter: die Großbank Morgan Stanley arbeitet künftig mit Adjektiven
Foto: Mark Lennihan/ APMorgan Stanley möchte die jährlichen Bewertungen seiner Angestellten persönlicher gestalten. Statt des bisherigen numerischen Bewertungssystems sollen Mitarbeiter der Bank künftig mit bis zu fünf Adjektiven beschrieben werden.
"Es geht darum, den Menschen mehr Informationen zur Verfügung zu stellen und ihnen etwas zu geben, womit sie etwas tun können", zitiert die "New York Times" Peg Sullivan, die das Talentmanagement der Bank leitet. "Das ist ehrlicher und einprägsamer." Im Juni würden Mitarbeiter im Gespräch mit ihren Vorgesetzten einen Halbjahresbericht erhalten - zuvor sei dies nur schriftlich geschehen.
Im November würden dann die "360-Grad-Berichte", für die Kollegen und Vorgesetzte befragt werden, ebenfalls persönlich diskutiert. Auf Grundlage dieser Bewertungen würden dann Beförderungen und Bonuszahlungen entschieden.
Freilich denke man dabei "nicht nur darüber nach, was sie geschäftlich geleistet haben", so Sullivan: "Wir denken holistischer: über ihr Risikomanagement, ihre Führungsfähigkeiten und darüber, was sie zu unserer Kultur beigetragen haben."
Mehr Menschlichkeit? Ein Wall-Street-Kenner zweifelt
Vor einigen Jahren habe Morgan-Stanley-Chef James Gorman bereits damit begonnen, Bewerber nach fünf positiven Persönlichkeitsmerkmalen zu fragen, berichtet die "NYT". Im vergangenen Jahr habe er dies auch seinen Untergebenen empfohlen. Man könne zwar den Eindruck erhalten, Morgan Stanley wolle einen besseren Eindruck auf junge Nachwuchstalente machen; die Maßnahme ziele allerdings keinesfalls auf die Millennials ab, heiße es in Bankkreisen - schließlich bestehe Morgan Stanleys innerer Zirkel nach wie vor "aus den Eltern solcher Menschen".
Ob die neuen Bewertungen die Wall Street nun ein Stück menschlicher machen? Bloombergs Wall-Street-Kolumnist Matt Levine bezweifelt das: Er nehme an, dass jedes der fünf Adjektive in den kommenden Bewertungen auf den ersten Blick positiv wirke, schreibt er in seinem Newsletter - die Banker würden aber schnell herausbekommen, welche Adjektive im alten System eine 1 und welche eine 5 gewesen wären.
"Du bist freundlich und ordentlich - räum´ deinen Schreibtisch"
"Herzlichen Glückwunsch, Jane, du bist aggressiv, engagiert, einnehmend, profitabel und noch mal profitabel; du wirst früher befördert", skizziert Levine eine mögliche Situation. "Tut mir leid, Dave, aber du hast freundlich, ordentlich, feinschmeckerisch, warmblütig und existent bekommen; räum' deinen Schreibtisch bis heute Mittag."