Eine Kennzahl gegen überhöhte Gebühren So erkennen Sie, ob Ihr Fondsmanager faul ist

Kreativität? Muss nicht sein ...
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Warren Buffett und sein Finanzimperium Berkshire Hathaway sind eigentlich nichts anderes als ein großer Investmentfonds. Eine Sammelstelle für Geld, das Altmeister Buffett in andere Firmen investiert. Und bei jährlich zweistelligem Wertzuwachs wäre mancher Anleger gern mit dabei. Allerdings ist nicht jeder Fondsmanager ein Warren Buffett. Mehr noch - viele wollen es gar nicht sein.
Viele Fonds erheben zwar Gebühren für aktives Management, aber bauen einfach einen Index nach. Sie geben sich also den Anschein, durch geschickte Kniffe und Anlageentscheidungen bessere Ergebnisse als der Index erzielen zu können. Doch das funktioniert natürlich nicht, wenn nur ein Börsenindex wie der Dax oder der britische FTSE 100 nachgebildet werden. Und genau solche Mogelpackungen gibt es häufiger als man denkt.
Die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA rechnet laut einer Erhebung damit, dass jeder siebte Aktienfonds in Europa nah am Index verwaltet wird. Das mag aus Sicht des Fondsmanagers verständlich sein - denn wer "nah" am Index baut, kann ihm kaum hinterher hinken. Und sich damit internem Druck aussetzen. In die Finanzmythologie hat es genau deswegen Jeffrey Vinik gebracht. Der lenkte bei Fidelity lange und erfolgreich den Magellan-Fonds, damals der weltgrößte Fonds. Der Index? Nebensache. Doch eines Tages verließ Vinik das Glück, er patzte - und verlor seinen Job. Der Vinik-Effekt geistert seitdem durch die Handelssäle.
Die ESMA indes ist darüber besorgt, immerhin erhielten die Investoren so nicht die erwartete Dienstleistung, schreiben "Welt" und "NZZ" unisono. Die erwartete Leistung, das ist der Versuch der Managements, einen Markt zu schlagen. Höhere Erträge zu erzielen als beispielsweise der Dax . Das kann durch geschickte Einzeltitelauswahl geschehen oder durch antizyklisches Investieren. Durch eben das, was aktives Management genannt wird. "Bei Indizes wie dem Dax ist das schwieriger als bei breiten Markindizes", sagt Detlef Glow von Thomson Reuters. "Einfach weil die Auswahl dort geringer ist und es schwerer ist, sich davon abzusetzen."
Staat schaut hin
Dieses aktive Management muss nicht zwingend zum Anlageerfolg führen. Immer wieder werden Studien publiziert, denen zufolge das Gros der aktiven Fonds eben nicht den Index schlägt. Aber einem gewissen Prozentsatz der Fondsmanager gelingt das immer wieder. Dafür sind 1,5 Prozent Verwaltungsgebühr im Jahr angemessener Standard bei Aktienfonds, immerhin müssen Analysten und der Fondsmanager bezahlt werden. Und diese Fonds sind es, die noch immer einen Gutteil der Anziehungskraft der Industrie für Investoren ausmachen.
Unterlässt es der Manager aber einfach, eigene Anlageideen zu suchen und umzusetzen, kopiert er gar den Index nahezu 1:1, dann bezahlt der Anleger aktives Management - erhält aber nur passives Management, wie es ein Exchange Traded Fund (ETF) liefert. Zu einem Bruchteil des Preises. Die Aufsicht ist alarmiert.
"Wir schauen uns das nun genauer an", sagt Stephen Maijoor, Chef der Europäischen Wertpapieraufsicht (ESMA). Und aus Deutschland meldete sich zuletzt die BaFin zu Wort, man wolle eine Untersuchung einleiten. "Wer von sich behauptet, aktiv zu managen, muss dies auch tun", sagt BaFin-Chef Felix Hufeld gegenüber "Fonds professionell".
Die Untersuchung der Behörden ist das eine - doch wie können sich Sparer derweil gegen Fonds wehren, die den Vergleichsindex "umarmen", wie es beschönigend heißt? Gegen Fonds mit Premium-Gebühren, aber ohne Premium-Service? Gegen den Schummel, wenn man so will? Durch Nachfragen, durch Nachlesen.
Eine Zahl, eine Antwort
So wie vor dem Autokauf zuerst der Verbrauch des Fahrzeugs überprüft wird, dessen CO2-Ausstoß, der Verkäufer befragt wird. Das gleiche gilt auch bei der Kapitalanlage. Ein guter Indikator für die Aktivität eines Fondsmanagers ist die Kennzahl "active share".
Sie vergleicht quasi das Fondsportfolio mit seinem Referenzindex. Je größer die Gemeinsamkeiten, umso niedriger der "active share". Ausgedrückt wird die Kennzahl in einem Prozentsatz zwischen 0 und 100. 0 bedeutet 0 Prozent Abweichungen vom Index, 100 eine vollkommene Abweichung. Und ein höherer Wert als 50 Prozent besagt, dass der Fonds mehr abweicht als sich anzupassen. Und je aktiver, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Fondsmanager bessere Ergebnisse als der Index erzählt.
Diese Kennzahl wurde übrigens von den Yale-Wissenschaftlern Antti Petajisto und Martijn Cramers ersonnen, wie "morningstar" berichtet. Unumstritten ist sie deswegen nicht.
Es bleibt also den Anlegern überlassen, diese Zahl zu nutzen und die wirklich aktiven Fonds zu suchen. Oder gleich in ETF zu investieren. Ein Rat, Sie ahnen es, von Warren Buffett. .