Der spektakuläre Prozess gegen die frühere Führungsriege der Privatbank Sal. Oppenheim beginnt voraussichtlich im Juni von vorn. Das Gericht fasst verschiedene Anklagepunkte zusammen. Damit soll der Bankenskandal umfassend aufgeklärt werden.
Im Juni geht's weiter: Der ehemalige Sal.Oppenheim-Gesellschafter Friedrich Carl Janssen im Februar vor Gericht
Foto: Marius Becker/ picture alliance / dpa
Köln - Das Kölner Landgericht will alle Anklagen gegen die ehemalige Führung des Bankhauses Sal. Oppenheim in einem einzigen Verfahren abhandeln. Alle Anklagen würden zusammengefasst, teilte Gerichtssprecher Dirk Eßer am Freitag mit. Deshalb werde die im März ausgesetzte Hauptverhandlung erst voraussichtlich im Juni neu beginnen. Einen konkreten Termin gebe es noch nicht.
In dem Prozess müssen sich das Ex-Führungsquartett von Sal. Oppenheim und ein damals enger Geschäftspartner wegen Untreue in besonders schwerem Fall und teilweise Beihilfe dazu verantworten.
In dem Verfahren werde es dann nicht nur um die Hintergründe von umstrittenen Immobilien-Deals gehen, sondern auch um Geschäfte der Bank bei der Pleite der Karstadt-Mutter Arcandor. Nach "eingehender Prüfung" sei das Gericht zu dem Entschluss gekommen, beide Stränge bei der 16. Strafkammer zusammenzuführen, hieß es in der Mitteilung. Damit wurde einer Forderung der Staatsanwaltschaft entsprochen.
Es geht nach Angaben der Staatsanwaltschaft um drei Immobiliengeschäfte und einen Schaden von rund 145 Millionen Euro für die Bank (Aktenzeichen: 116 KLs 2/12). Dazu wird nun noch eine weitere Anklage mitverhandelt, nach der die Bank infolge von unzulässig riskanten Krediten laut Staatsanwaltschaft sogar um 460 Millionen Euro geschädigt worden sein soll (Aktenzeichen: 112 KLs 4/13).
Eine weitere Hürde ist bereits beseitigt
Eine andere Hürde für den Prozess, der Mitte März überraschend ausgesetzt wurde, hat das Landgericht Köln schon vor einigen Wochen aus dem Weg geräumt: Die Ernennung von Ergänzungsrichtern in Strafsachen ist nun eindeutig geregelt. Hier war der Hintergrund eine sogenannte Besetzungsrüge der Verteidiger.
Angeklagt sind die vier früher persönlich haftenden Bank-Gesellschafter Matthias Graf von Krockow, Christopher Freiherr von Oppenheim, Dieter Pfundt und Friedrich Carl Janssen. Außerdem ist der Immobilienunternehmer Josef Esch angeklagt. Die Angeklagten bestreiten - soweit sie sich bisher geäußert haben - die Vorwürfe.
Sie sollen Sal. Oppenheim mit fragwürdigen Immobilien-Geschäften geschädigt haben. Vor allem aber die Arcandor-Beteiligung brach der über 220 Jahre alten Kölner Privatbank am Ende das Genick. Nun geht es also um die Aufarbeitung der Krise in allen Facetten. 2009 wurde Sal. Oppenheim von der Deutschen
Bank aufgefangen. Sie hat der Tochter einen radikalen Sanierungs- und Sparkurs verordnet.