Kurssturz
Commerzbank erlebt Schiffbruch mit neuen Aktien
Vertrauen sieht anders aus: Knapp 180 Millionen neue Aktien hat die Commerzbank ausgegeben, um mit dem Erlös Boni für ihre Mitarbeiter zu zahlen. Doch die meisten Papiere werden sogleich zum Verkauf weitergereicht. Die Aktie bricht ein.
Commerzbank in Frankfurt: Neue Aktien fallen in schwache Hände
Foto: dapd
Frankfurt am Main - Nicht nur die Euro-Schuldenkrise und die allgemeine Unsicherheit im Sektor belasten derzeit die Papiere großer Geschäftsbanken. Hinzu kommt, dass viele Investoren selbst den abgestürzten Aktien kurzfristig keine Kurserholung zutrauen: Die Commerzbankhat am Donnerstag mit einer Platzierung neuer Aktien diese Erfahrung gemacht.
Die Großbank gibt gut 176,5 Millionen neue Anteile aus und bezahlt damit variable Vergütungen ihrer Mitarbeiter. Rund 128 Millionen dieser Aktien wurden allerdings direkt für 1,27 Euro je Stück am Markt weiterplatziert - nur ein kleiner Teil wurde also von den Besitzern der neuen Aktien nicht direkt versilbert.
Der Börsenkurs sackte daraufhin deutlich ab. Zum Handelsschluss büßten die Titel der Commerzbankals schwächster Dax-Wert 7,16 Prozent auf 1,25 Euro ein.
Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte die Aktienplatzierung bereits im Januar angekündigt, als er ein Bündel an Maßnahmen vorgestellt hatte, mit dem die von der europäischen Bankenaufsicht (EBA) attestierte Kapitallücke in Höhe von 5,3 Milliarden Euro gestopft werden soll.
Analyst: "Erwartung steigender Kurse bestenfalls gedämpft"
Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt Research sieht in der hohen Quote von fast 73 Prozent frei platzierter Papiere eine ziemlich skeptische Haltung der Unternehmensinsider für die mittelfristige Kursentwicklung. Die Erwartung deutlich steigender Kurse sei wohl "bestenfalls gedämpft", so der Experte.
In diesem Zusammenhang sei es interessant, ob und in welchem Ausmaß das Top-Management sich an der Platzierung beteiligt habe.
Angesichts des insgesamt recht geringen Platzierungsvolumens sei der Verwässerungseffekt für Altaktionäre nur begrenzt, so Philipp Häßler von Equinet. Positiv hob er die weitere Verbesserung der Kernkapitalquote hervor, die den Weg für Basel III ebne. Analyst Stefan Bongardt von Independent Research senkte derweil sein Kursziel für die Commerzbank-Anteilsscheine von 1,50 auf 1,40 Euro und beließ sein Votum auf "Halten". Angesichts der höheren Aktienanzahl habe er seine Gewinnprognose (EPS) für das laufende und das Folgejahr leicht reduziert.
la/dpa-afx/dapd
Commerzbank in Frankfurt: Neue Aktien fallen in schwache Hände