Spareinlagen kräftig gesunken US-Kunden boykottieren Europas Banken

Europäische Banken rutschen immer tiefer in die Krise: Sie müssen milliardenschwere Abschreibungen vornehmen, die Kreditwürdigkeit sinkt mehr und mehr und jetzt ziehen offenbar vermehrt verunsicherte US-Kunden ihre Gelder von den Instituten ab.  
Kunden am Bankschalter: Kein Vertrauen in die europäischen Institute

Kunden am Bankschalter: Kein Vertrauen in die europäischen Institute

Foto: © Lee Jae Won / Reuters/ REUTERS

New York/London - In den vergangenen sechs Monaten seien die Einlagen bei US-Töchtern nicht-amerikanischer Institute um ein Viertel auf 879 Milliarden Dollar gesunken, berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf Daten der US-Notenbank Fed. Das sei der stärkste Rückgang, der jemals gemessen wurde.

Auch viele Unternehmen, die bislang mit nicht-amerikanischen Instituten zusammengearbeitet hätten, schauten sich angesichts der schlechten Nachrichten aus Europa nach "etwas Sicherem" um, zitiert das Blatt einen Analysten der US-Großbank Wells Fargo . Dieses Institut gehört dem Bericht zufolge zusammen mit J.P. Morgan zu den größten Profiteuren dieser Bewegung.

Der Einbruch der Einlagen resultiert aber nicht nur aus dem gestiegenen Misstrauen gegenüber den europäischen Banken. So verkleinern etwa viele Institute wie die britische HSBC  und die niederländische ING  ihr US-Geschäft. Zudem gilt das von den internationalen Geldhäusern dominierte Geschäft mit langfristigen Sparprodukten in den USA angesichts der niedrigen Zinsen derzeit als wenig attraktiv. Hinzu kommt, dass sich viele europäische Banken zuletzt von US-Kunden trennten, weil ihnen der Verwaltungsaufwand wegen verschärfter Meldefristen zu groß geworden ist.

Bei der Deutsche-Bank-Tochter Americas Trust gingen die Einlagen im dritten Quartal um 2,1 Milliarden Dollar oder 6,8 Prozent zurück, wie das Blatt unter Berufung auf vom Institut an den US-Einlagensicherungsfonds FDIC gemeldete Daten schreibt. Bei der US-Tochter der britischen Großbank Barclays  sanken die Kundengelder um knapp 400 Millionen oder 5,6 Prozent. Die Fed machte laut Zeitung keine aktuellen Angaben zu den Daten einzelner Banken.

Weil bei vielen Banken Dollar knapp wurden, starteten die großen Notenbank der Welt bereits Ende November eine gemeinsame Hilfsaktion, um die Liquidität zu sichern. Neben den Einlagen von Kunden stützt sich die Versorgung sonst auch stark auf Geldmarktfonds, die aber zuletzt ebenfalls viel Geld bei den europäischen Banken abgezogen haben.

mg/dpa-afx

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