Deutsche Bank Ackermann warnt vor Risiken

Deutsche-Bank-Chef Ackermann: "Vieles hängt von einer reibungslosen und nachhaltigen Lösung der europäischen Schuldenkrise ab"
Foto: A3471 Boris Roessler/ dpaFrankfurt am Main - Im zweiten Quartal sei der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen, teilte die Deutsche Bank mit. Analysten hatten mit einem Gewinn von 1,35 Milliarden Euro gerechnet. Die Aktie fiel am Mittag um 1,05 Prozent auf 37,82 Euro.
Dennoch ist Konzernchef Josef Ackermann auf dem Weg, sein ehrgeiziges Jahresziel eines operativen Vorsteuergewinns von zehn Milliarden Euro zu erreichen - und die Bank im kommenden Jahr mit dem besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte an seine Nachfolger Anshu Jainund Jürgen Fitschenzu übergeben. Das Unternehmen hatte am Montagabend mitgeteilt, dass Fitschen und Jain Ackermann gemeinsam als Vorstandschef beerben sollen. Der Schweizer soll der Bank wiederum als Aufsichtsratschef erhalten bleiben.
Am Ende der ersten sechs Monate dieses Jahres waren mit 4,8 Milliarden Euro schon mehr als die Hälfte der angestrebten zehn Milliarden Euro erreicht. Ackermann wies jedoch auf zunehmende Schwierigkeiten hin: "Vieles hängt von einer reibungslosen und nachhaltigen Lösung der europäischen Schuldenkrise ab." Voraussetzung sei zudem "ein deutlich verbessertes operatives Geschäftsumfeld in der zweiten Jahreshälfte 2011".
Rückschläge im Investmentbanking
Vor allem im Investmentbanking - der Sparte des künftigen Co-Vorstandsvorsitzenden Jain - musste die Bank Rückschläge hinnehmen. In dem Bereich, zu dem der Handel mit Devisen, Rohstoffen und Aktien zählt, führte die Schuldenkrise zu Unsicherheiten bei Anlegern und damit zu deutlich gesunkenen Umsätzen, wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bei der Vorlage der Quartalsbilanz erklärte.
Zwar stieg der Gewinn im Investmentbanking trotz sinkender Erträge im Aktienhandel im zweiten Quartal. Doch für die kommenden Monate ist die Deutsche Bank weniger optimistisch. Das Ziel, allein in dem Bereich in diesem Jahr 6,4 Milliarden Euro zu verdienen, sei nur schwer zu erreichen, heißt es im Quartalsbericht. "Es ist von einer schnellen und nachhaltigen Lösung der europäischen Schuldenkrise und einer Rückkehr zu einem wesentlich verbesserten operativen Umfeld im zweiten Halbjahr 2011 abhängig."
Dagegen legte das Privatkundengeschäft dank der Übernahme der Postbank kräftig zu. Der Vorsteuergewinn dieser Sparte hat sich auf 684 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Auch im Gesamtjahr rechnet das Geldhaus mit Ergebnisbeiträgen der Postbank. Ackermann will diese Sparte mittelfristig zu einem deutlich wichtigeren zweiten Standbein ausbauen und so die Abhängigkeit vom Kapitalmarktgeschäft reduzieren.
Abschreibungen von 155 Milliarden Euro auf Griechenland-Anleihen
Die europäische Schuldenkrise machte sich neben dem Investmentbanking auch bei den Abschreibungen bemerkbar: Auf Anleihen des Pleitekandidaten Griechenland hat das Institut rund 155 Millionen Euro abgeschrieben. Darin sind allerdings noch nicht die Auswirkungen des in der vergangenen Woche beschlossenen Rettungspakets enthalten, wie ein Sprecher erklärte. Die genauen Folgen einer freiwilligen Beteiligung an den Hilfen für Athen werde noch geprüft, heißt es.
Um weitere Rückschläge zu verhindern, hat die Bank ihr Engagement in den von der Schuldenkrise betroffenen Ländern Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien - den sogenannten PIIGS-Staaten im ersten Halbjahr um 70 Prozent auf rund 3,7 Milliarden Euro reduziert.
Am deutlichsten reduziert wurde das Risiko in Italien verringert: von acht Milliarden Ende 2010 auf 997 Millionen Euro Ende Juni 2011. Die Bank hält zudem noch griechische Staatsanleihen im Wert von knapp 1,2 (Ende 2010: 1,6) Milliarden Euro. Der Bestand spanischer Anleihen sank auf rund 1,1 (2,3) Milliarden Euro. Für Portugal weist die Bank aktuell einen Wert von 153 (minus 12) Millionen Euro aus. Das irische Engagement weitete sich leicht auf 296 (237) Millionen Euro aus.
Der Umsatz des Konzerns stieg um 19 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn legte um 17 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zu.