Deutsche Bank Ackermann-Wechsel sorgt für Kritik

Wechselt 2012 in den Aufsichtsrat: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaFrankfurt am Main - Für das Jahr 2011 ist die Deutsche Bank auf dem besten Weg, ihr ehrgeiziges Ziel eines operativen Vorsteuergewinns von zehn Milliarden Euro zu erreichen. Für Ackermann also ein guter Zeitpunkt, zur Hauptversammlung 2012 nach zehn Jahren mit einem Rekordgewinn seinen Vorstandsposten abzugeben.
Dass Ackermann in den nächsten Monaten zur "lame duck" wird, ist nicht zu befürchten. Zu gefragt ist der Schweizer auf dem nationalen wie internationalen Parkett. So saß er beim jüngsten Brüsseler Euro-Krisengipfel in der vergangenen Woche für die Banken mit am Verhandlungstisch.
Der angestrebte Wechsel an die Aufsichtsratsspitze stärkt Ackermanns Gewicht zusätzlich. Es widerspricht jedoch dem noch jungen Gesetz für gute Unternehmensführung ("Corporate Governance"), dass ein Konzernlenker direkt den Sessel des Chefkontrolleurs einnimmt.
Kritik aus Politik und Wirtschaft
Und der Wechsel sorgt für Kritik: "Ein Wechsel in den Aufsichtsrat soll ohne Ausnahme erst nach einigen Jahren 'Abkühlphase' möglich sein", forderten die Grünen am Dienstag in Berlin. Eine direkte Wahl Ackermanns an die Spitze des Kontrollgremiums "birgt die Gefahr von Interessenkollisionen, untergräbt die Kontrollfunktion des Aufsichtsrats und widerspricht den Regeln guter Unternehmensführung", erklärte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Kerstin Andreae. "Corporate Governance nach Gutsherrenart ist weder vorbildlich noch akzeptabel", kritisierte der CDU-Wirtschaftsexperte Joachim Pfeiffer am Dienstag in der Onlineausgabe des "Handelsblatts". Ähnliche Bedenken äußerte auch die Linke.
Doch eine Ausnahmeregelung sieht auch das Gesetz vor - und die will die Deutsche Bank nun als erster Großkonzern nutzen. Die Zwei-Jahres-Frist (die sogenannte "Abkühlphase") fällt weg, wenn die Wahl des Aufsichtsrates "auf Vorschlag von Aktionären, die mehr als 25 Prozent der Stimmrechte an der Gesellschaft halten", erfolgt. Der Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsratsvorsitz soll dann "eine der Hauptversammlung zu begründende Ausnahme sein", heißt es in dem Kodex.
Kritik kam aber nicht nur aus der Politik. Analysten etwa sehen Gefahren aus unternehmensstrategischer Sicht: "Wir sehen das Risiko, dass Herr Jain darin eingeschränkt wird, seine Strategie zu verfolgen und seine eigene Handschrift zu hinterlassen mit Dr. Ackermann als Aufsichtsrat-Chef", sagte ein Analyst von JPMorgan.
Nach langen Personalwirren räumt Börsig für Ackermann das Feld
Ackermann war in den eigenen Reihen zu diesem Schritt offenbar gedrängt worden: Zuletzt war in der Deutschen Bank der Wunsch laut geworden, Ackermann möge auch nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand eine starke Rolle bei dem Institut spielen. Die Mehrheit der zehn Arbeitnehmervertreter in dem 20-köpfigen Aufsichtsrat machte sich dafür stark, dass Ackermann den noch amtierenden Aufsichtsratschef Clemens Börsig ablöst.
Das ohnehin kühle Verhältnis zwischen Ackermann und Börsig hat weiter gelitten - erst recht nach den Personalwirren der vergangenen Wochen, die Aufsichtsrätin Marlehn Thieme als "Schlammschlacht" kritisiert hatte.
Noch-Aufsichtsratschef Clemens Börsig, der einmal mehr Ackermann Platz machen muss, ließ mitteilen, die Entscheidungen habe der Aufsichtsrat "einvernehmlich" getroffen", sie sorgten "für Erneuerung und sichern zugleich die Kontinuität". Ackermann erklärte - entgegen seiner früheren Aussagen - er sei "gern bereit, in den Aufsichtsrat einzutreten und den Vorsitz des Gremiums zu übernehmen, um auch so in Zukunft der Bank dienen zu können"
Wochenland kämpften Ackermann und Börsig um die künftige Führung des größten deutschen Geldhauses. Nun ist klar: Mit Jürgen Fitschen hat Börsig seinen Wunschkandidaten als Co-Chef durchgesetzt, doch seine Tage im Aufsichtsrat sind gezählt: Ackermann löst Börsig 2012 als Aufsichtsratschef ab.