Falsch bestellt Zu große Züge stürzen spanischen Bahnchef

Zu breite Züge, die nicht durch die Tunnel der vorgesehenen Strecke passen, wurden dem spanischen Bahnchef Isaías Táboas zum Verhängnis. Der Renfe-Präsident trat am Montag zurück, auch der Staatssekretärin im Transportministerium kostete die fehlerhafte Bestellung ihren Job.
Gilt als Vorbild beim Schnellbahnverkehr: Spaniens Bahngesellschaft Renfe

Gilt als Vorbild beim Schnellbahnverkehr: Spaniens Bahngesellschaft Renfe

Foto: A9999 DB Siemens Jordi Pereda/ dpa

Die staatliche Bahngesellschaft Renfe hat in Spanien 31 Züge im Gesamtwert von 258 Millionen Euro bestellt, die für einige Tunnel des vorgesehenen Einsatzgebietes im Norden des Landes zu groß sind. Rund drei Wochen nach der Aufdeckung des Skandals trat Renfe-Präsident Isaías Táboas (64) am Montag zurück, wie der staatliche Fernsehsender RTVE berichtete.

Auch die Staatssekretärin im Transportministerium, Isabel Pardo, habe ihren Posten zur Verfügung gestellt. Transportministerin Raquel Sánchez (47) habe beide Rücktritte angenommen, hieß es unter Berufung auf die Regierung in Madrid.

Der Fehler wird nach Behördenschätzung zu einer Verzögerung der Inbetriebnahme der neuen Züge um mindestens zwei Jahre auf 2026 führen. Die Ministerpräsidenten der betroffenen Regionen Kantabrien und Asturien wollten sich am späten Montagnachmittag in Madrid mit Sánchez treffen, um über finanzielle Entschädigungen zu verhandeln.

Die Ministerpräsidenten Miguel Ángel Revilla (Kantabrien) und Adrián Barbón (Asturien) hatten vor dem Treffen mit Sánchez und vor der Bekanntgabe der Rücktritte gefordert, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Es müssten auch "die Köpfe großer Tiere rollen", sagte zum Beispiel Revilla. Bisher waren nur zwei Abteilungsleiter von Renfe und der Bahnnetz-Verwaltungs-Behörde Adif gefeuert worden. Sie seien lediglich Sündenböcke, meinte Revilla.

Neue Züge sollten veraltete Flotte ersetzen

Obwohl die Bestellung bereits 2020 getätigt worden war, kam das spanische Zug-Debakel erst Ende Januar durch einen Bericht der Regionalzeitung "El Comercio" ans Licht. Die Zentralregierung gab inzwischen den Fehler zu, beteuerte aber, dem Steuerzahler sei kein finanzieller Schaden entstanden, da die zu breiten Züge noch nicht gebaut worden seien. Nach verschiedenen Warnungen sei der gesamte Fertigungsprozess irgendwann gestoppt worden. Madrid veröffentlichte am Wochenende die neue Bestellung an den Transporthersteller CAF.

Mit den neuen Zügen soll die veraltete Flotte der an das nationale Eisenbahnnetz nicht so gut angebundenen Regionen ersetzt werden. Das Bahnnetz in Kantabrien und Asturien stammt vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert und führt durch eine gebirgige Landschaft. Die Tunnel der beiden Regionen haben heute noch unterschiedliche Dimensionen, die nicht immer den modernen Bahnnormen in Spanien entsprechen.

Spanien gilt als ein Musterland des Schnellbahnverkehrs. Die mit Geschwindigkeiten von bis zu 310 Stundenkilometern verkehrenden AVE-Züge sind für ihre Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt.

hr/dpa
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