Winterkorn: Wenn Apple und Google "vorhaben, Elektrofahrzeuge zu bauen, kann das schnell gehen"
Foto: AFPGenf - Im Kampf um die Vorherrschaft im Automobilgeschäft nimmt Volkswagen die Herausforderung von Apple und Google an. "Auch wenn es Sie vielleicht überrascht: Ich begrüße ausdrücklich das Engagement von Apple, Google und Co. beim Thema Automobil", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn am Vorabend des Genfer Autosalons. Das Engagement der US-Technologie-Giganten werde dazu beitragen, dass das Auto wieder stärker von jungen Menschen akzeptiert werde. "Und ich bin überzeugt: Die Generation der iPhone-Begeisterten wird sich dann für die richtigen Automobile aus dem richtigen Haus entscheiden."
Winterkorn verwies auf die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei VW von 11,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Der Wolfsburger Konzern beschäftige mehr als 46.000 Forscher und Entwickler und mehr als 10.000 IT-Experten. Mit diesem Potenzial sehe er VW in der Lage, die Vernetzung von Autos und das autonome Fahren voranzutreiben.
Gefragt, wann er mit Autos von Apple und Google rechne, sagte Winterkorn: "Wenn die beiden vorhaben, Elektrofahrzeuge zu bauen, kann das schnell gehen." Zuletzt hatten sich Hinweise verdichtet, dass Apple an der Entwicklung eines Elektroautos arbeitet.
Solche Pläne großer IT-Konzerne setzen die traditionellen Autobauer gehörig unter Druck. Denn der Elektro-Antrieb und die Vernetzung der Fahrzeuge gelten als Zukunftsgeschäft in der Branche. Experten sehen die Gefahr, dass die etablierten Auto-Hersteller an Boden verlieren und zu Zulieferern werden. Da die Software durch die zunehmende Vernetzung immer wichtiger wird und diese vor allem von Technologiefirmen kommt, könnten die Autobauer zu Lieferanten für die Hardware degradiert werden, also von Karosserien und Fahrgestellen.
Experten erwarten, dass sich die Geschäftsmodelle der Autobauer in den nächsten Jahren verändern werden. Bereits jetzt ist der Besitz eines eigenen Autos für viele Menschen in Großstädten nicht mehr so wichtig. Sie nutzen lieber Carsharing-Angebote oder mieten sich einen Wagen für kurze Zeit. Darauf stellen sich Daimler und BMW bereits ein, indem sie solche Dienste ebenfalls anbieten.
Im Januar und Februar steigerte Volkswagen den Absatz weiter. In den beiden Monaten habe der Konzern weltweit erstmals mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, sagte Winterkorn. Mit Blick auf die vorsichtige Prognose für das laufende Jahr, fügte er hinzu, VW wolle die Bodenhaftung nicht verlieren. "Denn es wäre fahrlässig, den Blick zu verschließen vor den vielen weltpolitischen und gesamtwirtschaftlichen Brandherden, mit denen unsere Branche konfrontiert ist."
Volkswagen hatte am Freitag einen Rekordgewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr bekanntgegeben, sich aber zurückhaltend über die Entwicklung in 2015 geäußert. Das hatte manchen Börsianer zunächst enttäuscht.
Der Genfer Autosalon öffnet am 5. März seine Pforten für die Öffentlichkeit - in den beiden Pressetagen davor feiern zahlreiche ausgefallene Sportwagen ihre Weltpremiere. Aston Martin lässt mit dem Vulcan eines der teuersten Modelle der Automesse vom Stapel. Nur 24 Stück sollen gebaut werden. Das Auto besteht zu großen Teilen aus teurer Kohlefaser, der Sauger-Motor leistet über 800 PS. Dafür müssen Interessenten rund 2,8 Millionen Euro lockermachen.
McLaren hält mit dem P1 GTR gegen. 35 Stück werden gebaut, sie sind für P1- Besitzer reserviert. Der Hybridantrieb des GTR soll insgesamt rund 1000 PS leisten. Tröstlich: Im Kaufpreis von rund zwei Millionen Euro ist auch ein Rennsport-Programm mit Rennstrecken-Besuchen inkludiert, die von McLaren organisiert und bezahlt werden.
Um die Sportwagenmarke Lotus war es zuletzt sehr ruhig - in Genf überraschen die Briten mit einem neuen Modell. Der Evora 400 ist laut Lotus das schnellste und stärkste Modell der Firmengeschichte. 406 PS bringen das Auto in 4,2 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 300 km/h. In Europa soll das Modell ab August erhältlich sein.
Ferrari hat in Genf eine Weltpremiere im Gepäck: Den V8-Mittelmotor-Sportwagen 488 GTB. Der Nachfolger des 458 Italia verabschiedet sich vom Saugmotor und presst per Turbo 670 PS aus 3,9 Litern Hubraum. Die 200-km/h-Marke ist nach 8,3 Sekunden erreicht, erst nach über 330 km/h ist Schluss. Der Preis ist noch unbekannt.
Audi stellt in Genf die zweite Generation seines Straßengeschoßes R8 vor. Die Plattform teilt er sich mit dem Lamborghini Huracan, in Topmotorisierung bringt der neue R8 610 PS auf die Straße und schafft 330 km/h Spitze. Laserlicht gibt es optional, in den Handel kommt das Auto ab Sommer. Preise wurden noch nicht genannt. Doch neben Sportwagen stehen auch Geländegänger im Rampenlicht...
...der extremste Offroader der Messe kommt von Daimler. Noch ist der Mercedes G 500 4x4 hoch2 offizell ein "Showcar", die Serienfertigung gilt jedoch als sehr wahrscheinlich. So genannte Portalachsen aus dem Unimog sorgen für mehr Bodenfreiheit, 422 PS liefert der V8-Turbomotor. Rund 300.000 Euro soll das der drei Tonnen schwere Hardcore-Geländegänger kosten. Massentauglicher ist da...
Renaults Kompakt-SUV Kadjar, der die Plattform des Nissan Qashqai nutzt und in Genf als Weltpremiere zu sehen ist. 4,55 Meter lang wird der Kadjar, Renault bietet das Fahrzeug mit Front- und Allradantrieb an. Geplant ist der Marktstart noch für diesen Sommer - als erstes Renault-Modell wird der Kajdar auch in China gebaut.
Range Rover verpasst seinem Bestseller Evoque zum Modelljahr 2016 ein Facelift - der aufgehübschte Kompakt-SUV debütiert in Genf. Überarbeitet wurden etwa der Kühlergrill, die Scheinwerfer, und das Infotainmentsystem. Die neuen, komplett aus Aluminium gefertigten Dieselmotoren leisten 150 und 180 PS und verbrauchen bis zu einem Fünftel weniger Sprit.
Hyundai fährt in Genf die Neuauflage seines SUV-Modells Tucson vor. Das 4,5 Meter lange Auto wird in Tschechien gebaut, zwei Benzinmotoren (136/176 PS) und drei Dieselaggregate (115, 136, 184 PS) stehen zur Auswahl. Ab dem zweiten Halbjahr 2015 ist er in Deutschland erhältlich.
Einige Hersteller wagen aber auch spannende Ausblicke in die nahe Zukunft, etwa ...
Audi mit seiner Studie Prologue Avant: Die Mischung aus Limousine und Kombi ist die zweite Stilübung des neuen Audi-Designchefs Marc Lichte - und gibt damit Hinweise auf die künftige Formensprache der Ingolstädter.
An der Neuinterpretation des Kombis versucht sich auch Kia: Die Koreaner zeigen in Genf mit dem Sportspace die Studie eines Mittelklasse-Autos. Gedacht sei es für Langstreckenfahrten und Wochenendtrips, heißt es bei Kia. Der Kombi entstand im europäischen Designzentrum der Marke in Frankfurt. Noch futuristischer geht es bei einem Startup zu ...
... die Liechtensteiner Firma Nanoflowcell präsentiert in Genf zwei Elektro-Sportwagen - den Quant F und den Quantino. Sie sollen 800 und 1000 Kilometer weit mit einer einzigen Batterieladung kommen. Erzielt werden sollen diese Fabel-Reichweiten mit einer Akkutechnologie, die Flüssigkeiten als Energiespeicher nutzt. Noch gibt es aber keine offiziellen Tests dazu, die den von Nanoflowcell behaupteten Technologie-Durchbruch belegen.
Geheimnisvoll gibt sich Lexus: Mehr als zackige Scheinwerfer und ein monströser Kühlergrill sind auf den ersten Fotos des Konzeptautos LF-SA nicht zu erkennen. Bis zur Weltpremiere in Genf wollen die Japaner aber auch nicht mehr verraten. Weniger optische Mystik bemühen die großen Autohersteller für die Neuauflagen ihrer Brot- und Butter-Modelle, etwa bei ...
Volkswagen: Die Wolfsburger zeigen die dritte Generation des VW Touran - mit mehr Platz und markanterem Design. Ab September ist das Auto im Handel, zur Auswahl stehen drei Benziner- und ein Dieselmotor zwischen 110 und 190 PS.
Die tschechische VW-Tochter Skoda zeigt die Neuauflage ihres Mittelklassemodells Superb. Das biedere Design haben die Tschechen aufgefrischt, der Innenraum ist geräumiger denn je. Ausgefeilte Assistenzsysteme weisen Richtung Oberklasse. Vom Start weg stehen fünf Benziner- und drei Dieselaggregate zur Auswahl, sie leisten zwischen 120 und 280 PS.
Toyota will in der Mittelklasse neuen Anlauf nehmen: Die Japaner haben ihrem Modell Avensis ein gründliches Facelift verpasst, speziell die Frontpartie sieht nun deutlich anders aus. Am Lac Leman feiert das Auto, das als Limousine und Kombi auf den Markt kommt, seine Weltpremiere. Details zu Preisen, Technik und Ausstattung gibt Toyota erst auf der Messe bekannt.
Ein Van von BMW? Das war lange undenkbar. In Genf zeigen die Münchener ihre Version eines Sport-Transporters: Den 2er Gran Tourer in verlängerter Variante. Bis zu sieben Sitze bringt BMW auf 4,55 Metern unter. Fünf Motorenvarianten mit drei oder vier Zylindern stehen zur Auswahl, ausgeliefert wird das Auto ab Mitte Juni - ab 27.000 Euro.
Weltpremiere für den VW-Up-Konkurrenten: Opel stellt den Kleinwagen Karl auf die Messe-Drehbühne. Das 3,7 Meter lange Auto bietet gegen Aufpreis sogar Spurassistenten oder ein beheizbares Lenkrad .Die Basisversion soll unter 10.000 Euro kosten.
Audi stellt in Genf die zweite Generation seines Straßengeschoßes R8 vor. Die Plattform teilt er sich mit dem Lamborghini Huracan, in Topmotorisierung bringt der neue R8 610 PS auf die Straße und schafft 330 km/h Spitze. Laserlicht gibt es optional, in den Handel kommt das Auto ab Sommer. Preise wurden noch nicht genannt. Doch neben Sportwagen stehen auch Geländegänger im Rampenlicht...
Foto: AudiApples möglicher Einstieg ins Autogeschäft sorgt für Diskussionen. Die Hinweise auf Apples Pläne werden konkreter. Vertreter der Autobranche geben sich gelassen, IT-Fans hoffen auf eine Revolution.
Ein perfektes Spannungsfeld also für Satiriker und Possenreißer - die nutzen den Hype um das Apple-Auto für ein paar eigene Statements ...
Auto-Abdeckplanen gibt es längst, ihre Nutzer gelten eher als Spießer denn als Trendsetter. Apples Auto könnte das ändern, ist Startup-Investor Dave Pell überzeugt. "Das Auto wird einen vernünftigen Preis haben", schreibt er auf Twitter. "Doch sie kriegen dich mit der Schutzhülle."
Matthew Ingram, Journalist bei dem Technologieportal GigaOm, wagt auf Twitter eine bissige Voraussage: "Das Apple-Auto ist ein Riesenerfolg, bis Apple den Adapterstecker im ersten Jahr ändert und sich jeder für 3000 Dollar ein neues Ladekabel kaufen muss", meint er.
Außerdem weigere sich Apples Auto, in arme Stadtteile zu fahren, ätzt Ingram weiter. "Tim Cooks Anwort: 'Sie wollen da wahrscheinlich ohnehin nicht hinfahren'"...
Die US-Satireseite The Onion nimmt Apples Auto-Pläne ebenfalls auf die Schippe und listet einige fiktive Merkmale des Fahrzeugs auf. Die Windschutzscheibe soll etwa die vierfache Pixel-Auflösung der Realität besitzen
vor jedem Gangwechsel wird der Fahrer aufgefordert, sich in Apples iCloud einzuloggen. Dafür ist das Fahrzeug aber kompatibel mit den meisten Hauptstraßen und Autobahnen
und schlägt neue Fahrgeschwindigkeiten vor - basierend auf dem bisherigen Fahrverhalten des Nutzers. Die Windschutzscheibe bricht zwar leicht, aber das Auto funktioniere typischerweise auch danach noch zufriedenstellend
wenn das Auto stehenbleibt, verwandeln sich die Reifen in regenbogenfarbige Windräder - eine böse Anspielung auf die sich ändernde Cursoranzeige, wenn Programme in Apples Betriebssystem iOS abstürzen. Laut Onion-Satire sinkt der Einzelpreis des Autos von 85.000 Dollar auf 199 Dollar bei Abschluss eines Zweijahres-Mobilfunkvertrags.
Navigant-Analyst Sam Jaffe hingegen bricht auf Twitter eine verbale Lanze für Apples Ambitionen: "Wenn Apple nun Brücken nach Detroit abbricht, wen kümmert es? Was werden GM und Ford nun machen, etwa ein Smartphone bauen?", fragt er spitz. Wobei so ein stählernes, dickes Smartphone mit Rundum-Knautschzone schon ein paar schwerwiegende Vorteile haben könnte.
Durchaus kritisch, aber nicht satirisch, äußert sich Daimler-Chef Zetsche zu Apples Auto-Plänen. "Wenn wir morgen ankündigten, dass Daimler künftig Smartphones baut, würde das Apple nicht beunruhigen oder aus der Bahn werfen. Und das gilt auch für uns," sagte Zetsche der "Welt am Sonntag". Daimler habe jahrelange Erfahrung im Automobilbau, die fehle Apple. Dennoch wünsche er Apple "viel Erfolg", falls der Konzern ins Autogeschäft einsteige.
Auch der frühere GM-Chef Dan Akerson (im Bild) gab sich gegenüber Bloomberg eher warnend. "Apple sollte genau darüber nachdenken, ob sie sich mit Hardcore-Fertigung beschäftigen wollen", befand er. "Wir nehmen Stahl, rohen Stahl, und verwandeln ihn in ein Auto. Die haben keine Ahnung davon, wo sie da hineinschlittern, wenn sie sich darauf einlassen".
Der Gründer der US-Wirtschaftswebsite Business Insider, Henry Blodget, rechnete nach. Er argumentiert, dass Apple im Autogeschäft kaum jene 50 Prozent Gewinnmarge halten kann, die es bei Smartphones erzielt. Zudem werde kein Unternehmen den Auto-Kaufpreis zu zwei Dritteln subventionieren, wenn Kunden dafür Jahresverträge abschließen. "Einige der klügsten Köpfe im Silicon Valley scheinen ihr kritisches Denken aufgegeben zu haben, " kritisiert er.
Apples möglicher Einstieg ins Autogeschäft sorgt für Diskussionen. Die Hinweise auf Apples Pläne werden konkreter. Vertreter der Autobranche geben sich gelassen, IT-Fans hoffen auf eine Revolution.
Foto: ROBERT GALBRAITH/ REUTERSNavigant-Analyst Sam Jaffe hingegen bricht auf Twitter eine verbale Lanze für Apples Ambitionen: "Wenn Apple nun Brücken nach Detroit abbricht, wen kümmert es? Was werden GM und Ford nun machen, etwa ein Smartphone bauen?", fragt er spitz. Wobei so ein stählernes, dickes Smartphone mit Rundum-Knautschzone schon ein paar schwerwiegende Vorteile haben könnte.
Foto: Bernd Thissen/ picture alliance / dpaDer Gründer der US-Wirtschaftswebsite Business Insider, Henry Blodget, rechnete nach. Er argumentiert, dass Apple im Autogeschäft kaum jene 50 Prozent Gewinnmarge halten kann, die es bei Smartphones erzielt. Zudem werde kein Unternehmen den Auto-Kaufpreis zu zwei Dritteln subventionieren, wenn Kunden dafür Jahresverträge abschließen. "Einige der klügsten Köpfe im Silicon Valley scheinen ihr kritisches Denken aufgegeben zu haben, " kritisiert er.
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