Öffentlich parlierte Daimler-Vorstand Bernhard über den Wettbewerber VW. Volkswagen-Chef Winterkorn bleibt da fast die Sprache weg. So etwas habe er "noch nie" erlebt, sagt er knapp - und dementiert.
VW-Chef Martin Winterkorn: Konnte gestern Abend sein Entsetzen über die Aussagen von Daimler-Vorstand Bernhard nur schwer kaschieren
Foto: Michael Kappeler/ dpa
Potsdam - Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat Gerüchte über einen nahenden Zukauf für seine konzerninterne Nutzfahrzeugallianz zurückgewiesen. "Wir haben genug damit zu tun, die Scania-Integration voranzubringen", sagte der VW-Vorstandsvorsitzende am Donnerstagabend am Rande der Premiere des neuen Passat in Potsdam.
Zuvor hatten Analystenberichte für Wirbel gesorgt, wonach Daimler-Nutzfahrzeugchef und Ex-VW-Manager Wolfgang Bernhard bei einem Termin in Berlin gesagt haben sollen, dass die Wolfsburger angeblich eine milliardenschwere Übernahme des US-Nutzfahrzeugherstellers Paccar vorbereiteten.
Winterkorn sagte, VW habe zwar bekanntermaßen eine volle Kasse. "Aber 16, 17 Milliarden für Paccar hinzublättern ... ", sagte er, ohne den Satz zu Ende zu führen. So hoch ist derzeit Paccars Börsenwert.
Schon öfters war spekuliert worden, dass VW an einem Nutzfahrzeughersteller Interesse haben könnte. Das Geld benötigt Europas größter Autokonzern aber vor allem für Investitionen in neue Automodelle und die weitere Modernisierung der Produktion. Zudem hatte Volkswagen erst kürzlich für knapp sieben Milliarden Euro die restlichen Aktien seiner schwedischen Nutzfahrzeugmarke Scania gekauft. Mit ihr und der Münchner Lkw-Tochter MAN will der VW-Konzern eine schlagkräftige Nutzfahrzeugallianz schmieden.
Langfristziel ist es, den Lkw-Weltmarktführer Daimler vom Thron zu stoßen. Von dort wechselt Anfang nächsten Jahres der frühere Daimler-Vorstand Andreas Renschler zu den Niedersachsen als dortiger neuer Nutzfahrzeug-Chef. Manager Bernhard stand in den Jahren 2005 bis 2007 in VW-Diensten.
Auf die Frage, ob er je erlebt habe, dass sich ein Manager eines konkurrierenden Konzerns über angebliche Pläne eines anderen öffentlich in dieser Art geäußert habe, antwortete Winterkorn: "Noch nie." Ein Konzerninsider sagte, Volkswagen werde Bernhards Vorgehen nicht unkommentiert lassen. Es wurde erwartet, dass VW bei Daimler in Stuttgart vorstellig wird, um sich über Bernhard zu beschweren.