Streit mit dem Betriebsrat: VW-Markenchef Herbert Diess
Foto: Philipp von Ditfurth/ dpaDer VW-Zukunftspakt steht möglicherweise schon nach drei Monaten vor dem Aus. Der Betriebsrat des Autoherstellers habe die Zusammenarbeit bis auf weiteres eingestellt, heißt es in Konzernkreisen. In einem Brief an Markenchef Herbert Diess werfen die Arbeitnehmervertreter der VW-Spitze demnach vor, der Vorstand habe wiederholt gegen den Pakt verstoßen. Die unterschwellige Botschaft des Briefs sei klar, sagen Beteiligte. Der Betriebsrat drohe damit, den Pakt komplett zu kündigten. Unterschrieben sei der Brief unter anderem von Betriebsratschef Bernd Osterloh und seinem Stellvertreter Stephan Wolf. Weder der Betriebsrat noch das Unternehmen wollten sich zu dem Streit äußern.
In dem Brief kritisieren die Arbeitnehmervertreter mm-Informationen zufolge unter anderem, der Vorstand habe die Personalleiter angewiesen, bis Juni 2017 auf jeden Personalaufbau zu verzichten. Damit fielen, anders als vereinbart, 1500 freie Stellen weg. Von dem Einstellungsstopp betroffen seien auch Zukunftsbereiche. Zusätzlichen Streit gebe um den Abbau von Leiharbeitern, heißt es in Wolfsburg. Der Betriebsrat werfe Diess vor, das Verhalten des Vorstands sorge in der Belegschaft für Unruhe und verzögere oder blockiere die bei VW nötigen Veränderungen.
Absender des Briefs sei der Betriebsausschuss, heißt es im Unternehmen. Das Führungsgremium der Wolfsburger Betriebsräte verlange eine Antwort bis zum 13. Februar. Die Vorstände würden aufgefordert, sich an die Vereinbarungen des Pakts zu halten. Bis dahin stelle der Betriebsrat unter anderem sämtliche Gespräche über die 40-Stunden-Woche und die Reduzierung der Ausbildungsplätze ein. Anträgen auf Mehrarbeit werde man vorerst nicht mehr zustimmen.
Mit Hilfe des im November nach monatelangen Verhandlungen unterzeichneten Zukunftspakts mit den Arbeitnehmern will Markenchef Herbert Diess bis zum Jahr
2020 drei Milliarden Euro einsparen. Kern der Vereinbarung: In der Volkswagen AG sollen weltweit in den kommenden Jahren 30.000 und in Deutschland 23.000 Stellen wegfallen. Andererseits sollen 9000 Jobs neu geschaffen werden, um VW in Zukunftstechnologien zu stärken. Der Vorstand verzichtet dabei auf betriebsbedingte Kündigungen; für den Abbau sollten vor allem frei werdende Stellen nicht mehr neu besetzt werden. Schon die Gespräche im Vorfeld des Pakts waren äußerst zäh verlaufen. Bis zum Schluss war es zum Beispiel nicht gelungen, die als Ziel gesetzten Einsparungen von drei Milliarden Euro komplett zu erreichen.
Im Management hieß es, die Gespräche seien inzwischen geprägt von einer gegenseitigen Misstrauenskultur. Teilweise setze sich - im Gegensatz zu den im Brief erhobenen Vorwürfen - der Eindruck fest, Teile des Betriebsrats wollten die zügige Umsetzung des Pakts verhindern. Ähnliche Drohungen von Seiten des Betriebsrats hätten aber bei VW eine gewisse Tradition; und in der Regel habe man einen Kompromiss gefunden.
Osterloh und Diess waren seit dem Amtsantritt des Markenchefs im Juli 2015 wiederholt aneinandergeraten. Auch der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Matthias Müller, wird intern nicht unbedingt zu Diess' Verteidigern gezählt. Der als Sanierer der renditeschwachen Marke VW geholte ehemalige BMW-Vorstand wird jedoch bislang von Großaktionär Porsche gestützt.
Platz 10: BMW 225xe Active Tourer
Ohne viel Tamtam hat sich der Familienvan aus München in Deutschland etabliert. Das Interesse an der Variante mit dem Alternativ-Antrieb dürfte Konzernchef Harald Krüger indes noch nicht zufriedenstellen.
Antriebsart: Plugin-Hybrid
Zugelassene Exemplare: 1203
Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt, ev-sales.blogspot.de
Platz 9: VW Passat GTE
Für Deutschlands wichtigsten Dienstwagen ein eher enttäuschendes Ergebnis, das das allgemein weiterhin niedrige Interesse an Elektroautos in Deutschland spiegelt (Marktanteil 2016: 0,81 Prozent; 2015: 0,75 Prozent). Sogar in den kleinen Niederlanden wurde der Elektro-Passat gut drei Mal mehr verkauft.
Antriebsart: Plugin-Hybrid
Zugelassene Exemplare: 1256
Platz 8: VW Golf GTE
Auch das Massenmodell Golf ist für Volkswagen noch kein Elektro-Bringer. Im Dreier-Vergleich mit GTD und GTI schneidet der GTE oft schlecht ab. Der rein batterie-elektrische E-Golf hat es gar nicht in die Top Ten geschafft (Platz 12, 860 Zulassungen).
Antriebsart: Plugin-Hybrid
Zugelassene Exemplare: 1315 (zum Vergleich: Insgesamt wurde der Golf 2016 in Deutschland 235.935-mal zugelassen)
Platz 7: Kia Soul EV
Diese Platzierung ist auf jeden Fall realistischer als Rang 1 von 2015. Damals hatte Kia sehr viele Soul EV auf sich selbst zugelassen und anschließend nach Norwegen exportiert und so die CO2-Flottenwerte in Europa geschönt.
Antriebsart: Batterie-elektrisch
Zugelassene Exemplare: 1384
Platz 6: Mitsubishi Outlander PHEV
Für den bisher weltweit erfolgreichsten Elektro-SUV war 2016 ein nicht ganz so gutes Jahr in Deutschland. Ein Jahr zuvor stand der Outlander im Elektro-Ranking noch auf Platz 3.
Antriebsart: Plugin-Hybrid
Zugelassene Exemplare: 1436
Platz 5: Tesla Model S
Die Elektro-Limousine aus Kalifornien ist der teuerste Wagen in den Top Ten. Im Vergleich zum Vorjahr machte der Wagen zwei Plätze gut. Seit einigen Wochen qualifiziert sich das Model S für die 4000-Euro-Kaufprämie der Bundesregierung, nachdem Tesla den Einstiegspreis für sein Flaggschiff gesenkt hat.
Antriebsart: Batterie-elektrisch
Zugelassene Exemplare: 1474
Platz 4: Streetscooter
Nanu, was macht Post-Chef Frank Appel in diesem Ranking? Tatsächlich ist der Logistikkonzern seit 2014 Fahrzeughersteller - damals kaufte er das Elektro-Transporter-Startup Streetscooter. Die Post setzt diese Autos zunehmend für die Zustellung ein. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge basiert auf einer Schätzung des Portals "EV Sales".
Antriebsart: Batterie-elektrisch
Zugelassene Exemplare: 1500
Platz 3: Audi A3 e-tron
Still und heimlich hat sich der Wagen aus Ingolstadt nach vorn gearbeitet - um zwei Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Er ist damit das erfolgreichste Elektro-Modell aus dem VW-Konzern in Deutschland.
Antriebsart: Plugin-Hybrid
Zugelassene Exemplare: 1615
Platz 2: Renault Zoe
Der kleine Franzose hat im vergangenen Jahr ein kleines Comeback in Deutschland gefeiert. Möglich machte das eine neue Batterie, die die Reichweite des Wagens auf bis zu 400 Kilometer verlängert hat.
Antriebsart: Batterie-elektrisch
Zugelassene Exemplare: 2805
Platz 1: BMW i3
Auch die Münchener haben 2016 die Kehrtwende geschafft: Dank einer ebenfalls vergrößerten Batterie - sie ermöglicht Reichweiten von bis zu 300 Kilometern - hat BMW den Absatz von Elektroautos auf vielen Märkten gesteigert.
Antriebsart: Batterie-elektrisch, teils mit Verbrenner zur Reichweitenvergrößerung
Zugelassene Exemplare: 2863
Platz 7: Kia Soul EV
Diese Platzierung ist auf jeden Fall realistischer als Rang 1 von 2015. Damals hatte Kia sehr viele Soul EV auf sich selbst zugelassen und anschließend nach Norwegen exportiert und so die CO2-Flottenwerte in Europa geschönt.
Antriebsart: Batterie-elektrisch
Zugelassene Exemplare: 1384
Platz 5: Tesla Model S
Die Elektro-Limousine aus Kalifornien ist der teuerste Wagen in den Top Ten. Im Vergleich zum Vorjahr machte der Wagen zwei Plätze gut. Seit einigen Wochen qualifiziert sich das Model S für die 4000-Euro-Kaufprämie der Bundesregierung, nachdem Tesla den Einstiegspreis für sein Flaggschiff gesenkt hat.
Antriebsart: Batterie-elektrisch
Zugelassene Exemplare: 1474
Geschafft: Nach langen Verhandlungen hat sich Volkswagen mit den US-Behörden auf einen Vergleich geeinigt. Insgesamt 4,3 Milliarden Euro zahlt der Autohersteller, um strafrechtliche Ermittlungen in USA beizulegen und zivilrechtliche Bußgelder zu begleichen. Teil der Vereinbarung ist auch ein Schuldbekenntnis für kriminelles Fehlverhalten. Konzernchef Müller erklärte, dass Volkswagen die Handlungen zutiefst bedauere. Kompletten Rechtsfrieden hat VW damit noch nicht - in den USA ermitteln die Behörden weiter gegen sechs VW-Mitarbeiter, gegen die Anzeigen vorliegen ...
.. und auch in Deutschland laufen weiter Ermittlungen. Doch der teure Vergleich gibt Müller und dem VW-Konzern mehr Planungssicherheit - und die braucht die Konzernführung dringend, um folgende vier Baustellen anzugehen. VW kauft sich mit dem milliardenschweren Vergleich endlich wieder mehr Zeit, um den Wandel der Autoindustrie mitzugehen ...
1. Elektromobilität: Vor einem halben Jahr hat VW-Konzernchef Müller die Strategie 2025 vorgestellt. Innerhalb von neun Jahren soll der Konzern zum Elektromobilitäts-Primus aufsteigen, 20 bis 25 Prozent des Gesamtabsatzes sollen dann von rein batteriebetriebenen Elektroautos kommen. Diese Umstellung erfordert einen Kraftakt, denn der Volkswagen-Konzern benötigt dafür tausende ...
... auf Batterietechnik spezialisierte Entwickler. Zugleich fallen zehntausende Jobs weg, etwa bei der Getriebe- und Komponentenfertigung. Da wird VW erkleckliche Summen in Umschulungen stecken müssen. Denn Massenkündigungen werden der Betriebsrat und das Land Niedersachsen kaum zulassen. Zudem will VW in die Batteriefertigung und in die Ladeinfrastruktur investieren. Mit der US-Einigung lässt sich nun für die Strategen besser absehen, wieviel Geld dafür zur Verfügung steht.
2. Vernetzung und neue Mobilitätsdienste: Den Sprung an die Weltspitze will der Volkswagen-Konzern auch bei autonomem Fahren schaffen und der Vernetzung seiner Fahrzeuge schaffen. Daraus wollen die Wolfsburger auch neue Geschäfte ableiten mit Datendiensten, neuen Möglichkeiten des Autoteilens und der Bereitstellung von Mobilitätsservices. Um dies voranzutreiben, hat Volkswagen ...
... vor kurzem seine 13. Marke Moia aus der Taufe gehoben. Deren Hauptsitz ist Berlin. Bis 2025 will VW einen zweistelligen Milliardenbetrag in zukunftsträchtige Projekte investieren - also in E-Mobile und neue Mobilitätsdienste. Die neue Marschrichtung muss der Konzern aber bald mit ersten konkreten Projekten untermauern.
Starten will der Konzern bald mit einem Shuttle-Service, deren flexible Stationen sich via Smartphone abrufen lassen. Bis 2020 soll dieser in 40 Städten weltweit verfügbar sein - und einen Milliardenumsatz bringen. Dafür wird VW erstmal kräftig investieren müssen, wohl ohne schnell Gewinne zu sehen. Die Carsharing-Dienste Car2Go (Daimler) und DriveNow (BMW) sind bislang jedenfalls keine Gewinnmaschinen.
3. Rentabilität der Marke VW steigern: Die Milliarden-Investitionen für neue Elektroautos, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdienste schafft der Konzern nur, wenn er die Rendite der Kernmarke VW deutlich steigert. VW-Markenchef Diess will dafür die Modellpalette und die Produktion vereinfachen - mit deutlich weniger Plattformen und weniger Varianten von Modellen und Motoren. Zulegen ...
... will Diess auch ausgerechnet in den USA - mit neuen SUVs und Limousinen. Doch zunächst sollen im Rahmen des Zukunftspakts weltweit 30.000 Stellen wegfallen, gleichzeitig aber 9.000 in Zukunftsbereichen neu aufgebaut werden. Damit sollen die Kosten bis 2020 um 3,7 Milliarden Euro jährlich sinken. Die Umsatzrendite soll bis 2020 von 2 auf 4 Prozent, bis 2025 auf 6 Prozent steigen.
4. Rückruf in Europa beschleunigen Das naheliegendste Projekt für den Konzern wird gerne übersehen: Bei seinem Zeitplan für die Umrüstung der manipulierten Diesel-Fahrzeuge in Europa hinkt VW gewaltig hinterher. Eigentlich wollte VW sämtliche 8,5 Millionen Selbstzünder mit Schummel-Software bereits im vergangenen Jahr umgerüstet haben. Doch ...
... das klappte nicht, weil das KBA die Freigabe für die Umrüstmaßnahmen später als erwartet erteilte. Insbesondere beim Passat prüfte die Flensburger Behörde wohl besonders genau. Am 21. Dezember kamen nun die fehlenden Freigaben. Nun rechnet der Konzern damit, bis Ende 2017 alle betroffenen Fahrzeuge umrüsten zu können. Und diesen Termin sollten die Wolfsburger dann auch einhalten, wenn sie ihre Kunden nicht noch mehr verärgern wollen.
Geschafft: Nach langen Verhandlungen hat sich Volkswagen mit den US-Behörden auf einen Vergleich geeinigt. Insgesamt 4,3 Milliarden Euro zahlt der Autohersteller, um strafrechtliche Ermittlungen in USA beizulegen und zivilrechtliche Bußgelder zu begleichen. Teil der Vereinbarung ist auch ein Schuldbekenntnis für kriminelles Fehlverhalten. Konzernchef Müller erklärte, dass Volkswagen die Handlungen zutiefst bedauere. Kompletten Rechtsfrieden hat VW damit noch nicht - in den USA ermitteln die Behörden weiter gegen sechs VW-Mitarbeiter, gegen die Anzeigen vorliegen ...
Foto: Manuel Balce Ceneta/ AP.. und auch in Deutschland laufen weiter Ermittlungen. Doch der teure Vergleich gibt Müller und dem VW-Konzern mehr Planungssicherheit - und die braucht die Konzernführung dringend, um folgende vier Baustellen anzugehen. VW kauft sich mit dem milliardenschweren Vergleich endlich wieder mehr Zeit, um den Wandel der Autoindustrie mitzugehen ...
Foto: RONNY HARTMANN/ AFP... auf Batterietechnik spezialisierte Entwickler. Zugleich fallen zehntausende Jobs weg, etwa bei der Getriebe- und Komponentenfertigung. Da wird VW erkleckliche Summen in Umschulungen stecken müssen. Denn Massenkündigungen werden der Betriebsrat und das Land Niedersachsen kaum zulassen. Zudem will VW in die Batteriefertigung und in die Ladeinfrastruktur investieren. Mit der US-Einigung lässt sich nun für die Strategen besser absehen, wieviel Geld dafür zur Verfügung steht.
Foto: Kay Nietfeld/ dpa3. Rentabilität der Marke VW steigern: Die Milliarden-Investitionen für neue Elektroautos, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdienste schafft der Konzern nur, wenn er die Rendite der Kernmarke VW deutlich steigert. VW-Markenchef Diess will dafür die Modellpalette und die Produktion vereinfachen - mit deutlich weniger Plattformen und weniger Varianten von Modellen und Motoren. Zulegen ...
Foto: Philipp von Ditfurth/ dpa... will Diess auch ausgerechnet in den USA - mit neuen SUVs und Limousinen. Doch zunächst sollen im Rahmen des Zukunftspakts weltweit 30.000 Stellen wegfallen, gleichzeitig aber 9.000 in Zukunftsbereichen neu aufgebaut werden. Damit sollen die Kosten bis 2020 um 3,7 Milliarden Euro jährlich sinken. Die Umsatzrendite soll bis 2020 von 2 auf 4 Prozent, bis 2025 auf 6 Prozent steigen.
Foto: Sebastian Gollnow/ dpa4. Rückruf in Europa beschleunigen Das naheliegendste Projekt für den Konzern wird gerne übersehen: Bei seinem Zeitplan für die Umrüstung der manipulierten Diesel-Fahrzeuge in Europa hinkt VW gewaltig hinterher. Eigentlich wollte VW sämtliche 8,5 Millionen Selbstzünder mit Schummel-Software bereits im vergangenen Jahr umgerüstet haben. Doch ...
Foto: Julian Stratenschulte/ dpa... das klappte nicht, weil das KBA die Freigabe für die Umrüstmaßnahmen später als erwartet erteilte. Insbesondere beim Passat prüfte die Flensburger Behörde wohl besonders genau. Am 21. Dezember kamen nun die fehlenden Freigaben. Nun rechnet der Konzern damit, bis Ende 2017 alle betroffenen Fahrzeuge umrüsten zu können. Und diesen Termin sollten die Wolfsburger dann auch einhalten, wenn sie ihre Kunden nicht noch mehr verärgern wollen.
Foto: Carsten Rehder/ picture alliance / dpa