Ferdinand Piëch (l.), Wolfgang Porsche
Foto: Uli Deck/ picture alliance / dpaSportwagen-Patriarch Wolfgang Porsche setzt angesichts des weiter schwelenden Streits mit seinem Cousin Ferdinand Piëch auf die neue Generation. "Ich könnte mir vorstellen, dass die Ressentiments zwischen den Familienzweigen in Zukunft keine Rolle mehr spielen", sagte Porsche gegenüber der "Automobilwoche" mit Blick auf die Kandidaten für wichtige Posten bei der Familienholding Porsche SE.
In den Aufsichtsrat der Gesellschaft sollen auf der Hauptversammlung am 15. Mai Peter Daniell Porsche, Stefan Piëch und Josef Michael Ahorner gewählt werden. Diese vierte Familien-Generation mache ihm Hoffnung, so Wolfgang Porsche, der den Aufsichtsrat leitet.
Die Porsche SE ist eine Finanzholding, die einen Großteil des industriellen Besitzes der Familien Porsche und Piëch bündelt. Sie hält unter anderem die Mehrheit der Stammaktien und Stimmrechte am Volkswagen-Konzern. Dieser wiederum beherrscht den operativ tätigen Autobauer Porsche AG (Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft).
Ferdinand Oliver Porsche
Foto: Marijan Murat/ picture alliance / dpaAls eigenen Nachfolger als Familiensprecher hat Wolfgang Porsche seinen Neffen im Blick. "Wenn Sie mich nach einem Nachfolgekandidaten fragen, würde ich aus heutiger Sicht am ehesten Ferdinand Oliver Porsche sehen. Er sitzt ja schon seit mehreren Jahren im Aufsichtsrat bei VW und Audi sowie bei der Porsche AG und der Porsche SE", sagte Porsche dem Fachblatt. "Er kennt diese Unternehmen sehr gut. Ihm würde ich diese Rolle voll und ganz zutrauen." Allerdings habe die Familie über einen Nachfolgevorschlag noch nicht entschieden".
Mit Ferdinand Piëch hat Wolfgang Porsche sich weiterhin nicht ausgesprochen, das Verhältnis ist seit dem Streit um Ex-VW-Chef Martin Winterkorn weiter angespannt. "Ich werde nie verstehen, wie mein Cousin diesen Mann, der ihm 35 Jahre lang treu gedient hatte, so fallen lassen konnte und nicht offen mit ihm geredet hat", sagte Porsche dem Fachblatt.
Im Frühjahr 2015 hatte der damalige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Winterkorn überraschend das Vertrauen entzogen. Den anschließenden Machtkampf verlor Piëch jedoch und trat von seinem Posten zurück.
Der Machtkampf der Alten, Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche, ist eskaliert. Der Zwist dauert schon lange an - und bremst mittlerweile auch einen Generationenwechsel. "Ich will gerne die neue Generation stärker beteiligen", erklärt Wolfgang Porsche, Sprecher des Porsche-Familienstamms, zwar. Doch er will das "nicht mit Gewalt", sondern "schrittweise" machen. Chancen auf mehr Einfluss in näherer Zukunft haben die folgenden Vertreter der Familien Porsche und Piëch ...
Der Wirtschaftsprüfer Ferdinand Oliver Porsche hat aus der vierten Generation den größten Einfluss gewonnen: Er sitzt in den Aufsichtsräten von Porsche SE, Volkswagen und Audi.
Mark Philipp Porsche, der Bruder von Ferdinand Oliver Porsche, hat sich als Medienmanager weit vom Autofach entfernt. Dennoch wird er oft auf Automessen gesehen und kontrolliert als Aufseher Seat, MAN und dessen Truck-und-Bus-Sparte.
Hans-Peter Porsche (l.) könnte in Kürze aus dem Aufsichtsrat der Porsche SE zurücktreten und seinem einzigen Kind, Peter Daniell Porsche (r.) Platz machen. Dieser ist bereits im Aufsichtsrat der VW-Tochter Skoda.
Wolfgang Porsche hält große Stücke auf seinen Sohn Christian. Der Neurologe praktiziert als Arzt und sitzt zugleich in den Aufsichtsräten der VW-Lkw-Töchter MAN, MANs Truck-und-Bus-Sparte und Scania. Auch in der familiären Beteiligungsfirma Porsche Piëch GmbH arbeitet er als Geschäftsführer.
Mit dem Kauf der Rechte an den Comic-Figuren von Fix und Foxi zeigt Stefan Piëch seine Leidenschaft für historische Liebhabereien. Der Sohn von Ferdinand Piëchs Bruder Hans Michel schaut häufig bei Automessen vorbei und sitzt im Seat-Aufsichtsrat.
Julia Kuhn-Piëch arbeitet als Immobilienmaklerin. Kurzzeitig war sie nach dem Abgang von Ferdinand Piëch als VW-Aufsichtsratschef auch VW-Aufseherin. Heute kontrolliert sie Audi, MAN, MANs Truck-und-Bus-Sparte und ist Geschäftsführerin der familiären Beteiligungsfirma Porsche Piëch GmbH.
Ferdinand Piëchs Sohn Markus Sixtus Piëch besetzt als eines der wenigen Kinder des Patriarchen VW-Positionen: als Aufsichtsrat von MAN, MAN Truck und Bus, Scania und als Vorstand der Salzach Privatstiftung - über die der Clan 2,37 Prozent an VW hält. Seine jüngere Schwester Florina sitzt im Skoda-Aufsichtsrat.
Ferdinand Piëchs Nichte Louise Kiesling kontrolliert als VW-Aufseherin bereits seit mehreren Jahren den Konzern. Die Designerin hat ein großes Interesse am Unternehmen.
Ferdinand Porsche, Konstrukteur des legendären VW-Käfer (vorne, hinter ihm sein Sohn Ferry Porsche), legte mit seiner Ingenieurskunst den Grundstein für die Autodynastie. Mit seiner Ehefrau Aloisia Kaes gründete er die Sippe.
Idyllisch und doch meist als Treffpunkt zu Krisenzeiten aufgesucht: Das Schüttgut, jener 600 Jahre alte Bauernhof, den die Familie im Zweiten Weltkrieg als Zufluchtsort gewählt hat. Hier haben Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch schon als Kinder gespielt.