Sitech und Zulieferer planen Gemeinschaftsfirma
Volkswagen und Brose wollen gemeinsam Autositze bauen
Volkswagen will seine Autositze-Tochter Sitech mit der konkurrierenden Sparte des Autozulieferers Brose zusammenführen. Das künftige Gemeinschaftsunternehmen soll auch andere Autohersteller beliefern.
Abstand in Corona-Zeiten: In Zukunft wollen die Manager und Managerinnen der VW-Autositze-Tochter Sitech und des Autozulieferers Brose eng zusammenarbeiten.
Foto: Daniel Loeb / Volkswagen
Der VW-Sitzhersteller Sitech will mit dem fränkischen Autozulieferer Brose ein Gemeinschaftsunternehmen bilden. Der Volkswagen-Konzern und die Brose-Gruppe sollen daran jeweils die Hälfte der Anteile halten. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Montag in Coburg unterzeichnet. Zum Jahresende sollen die Verträge geschlossen werden, danach müssen noch die Kartellbehörden das Vorhaben prüfen.
Für Volkswagen könnte sich das Joint Venture als Befreiungsschlag erweisen. Das Unternehmen sucht schon seit Jahren eine Lösung für seine Sitzesparte. Sitech erwirtschaftet mit rund 5000 Mitarbeitern einen internen Umsatz von gut zwei Milliarden Euro; die deutschen Standorte hatten 2019 Verlust geschrieben. Erst Anfang des Jahres hatte der Vorstandschef der Komponentensparte, Thomas Schmall (56), die Schließung eines Sitech-Werks in Hannover durchgesetzt.
Brose hatte seine Sitzesparte erst vor anderthalb Jahren durch ein Joint Venture mit der Mönchengladbacher Aunde-Gruppe verstärkt. Der Coburger Zulieferer beschäftigt rund 13.000 Mitarbeiter in der Sitztechnik, würde aber nicht die komplette Sitze-Einheit einbringen. Die VW-Leute erhoffen sich von Brose vor allem besseren Zugang zu Innovationen. Brose könnte durch das JV vor allem höhere Auftragsvolumina generieren und von Volkswagens Produktion von Komplettsitzen profitieren. In Unternehmenskreisen heißt es, gemeinsam könnten Sitech und Brose nicht nur Volkswagen, sondern auch anderen Autokonzernen Sitze anbieten.
Der Chef der Gesellschafterversammlung von Brose, Michael Stoschek, (72) erklärte: "Ich bin zuversichtlich, dass Volkswagen und Brose eine solide Basis für das Joint-Venture erarbeiten werden, das auf dem hart umkämpften Markt für Fahrzeugsitze eine führende Position einnehmen wird." VW-Komponentenchef Schmall sieht Vorteile in der gemeinsamen Entwicklung von Sitztechnik etwa für Autos beim autonomen Fahren: "Das Interieur der Zukunft wird ein neu definierter Lebensraum sein, bei dem neben Komfort und Sicherheit die Flexibilität und Personalisierung des Innenraums im Vordergrund stehen."
Jobgarantie für die Beschäftigten der deutschen Sitech-Standorte
Teil der Vereinbarung ist laut VW-Konzernbetriebsratsvizechefin und Sitech-Aufsichtsrätin Daniela Cavallo (45) auch eine Jobgarantie für die Beschäftigten der deutschen Sitech-Standorte bis 2029 sowie das Ziel, die Werke möglichst gut auszulasten. Der Gesamtbetriebsrat von Sitech erklärte, ein Partner sei für die "strategische Ausrichtung unerlässlich, um unsere Wettbewerbsposition weiter auszubauen". Gleichzeitig bleibe man eng an VW angebunden. Die Belegschaftsvertreter betonten aber ebenso: "Mit uns wird es im Falle einer Kooperation keine tariflichen Einschnitte geben." Geltende Modellzusagen an die Werke müssten außerdem Bestand haben.
Sitech war in der VW-Gruppe schon vor der Corona-Krise unter erhöhten Kostendruck geraten. Das Werk in Hannover musste geschlossen werden, weil zwei konzerninterne Großaufträge verloren gegangen waren. Im März wurde nach Angaben der IG Metall ein Sozialplan beschlossen. In der niedersächsischen Landeshauptstadt hatte Sitech mit 450 Menschen zuletzt Sitztechnik für die leichten VW-Nutzfahrzeuge hergestellt.
Abstand in Corona-Zeiten: In Zukunft wollen die Manager und Managerinnen der VW-Autositze-Tochter Sitech und des Autozulieferers Brose eng zusammenarbeiten.