Prevent: Preise für VW verzehnfacht, Kündigung nicht akzeptiert
Foto: Julian Stratenschulte/ dpaIm Streit um gekündigte Verträge zwischen Volkswagen und einem Zulieferer der Prevent-Gruppe ist eine inhaltliche Entscheidung vertagt worden. Das Landgericht Dortmund wies am Mittwoch einen Antrag auf einstweilige Verfügung der Prevent-Tochter TWB mit Sitz in Hagen gegen VW und die Konzerntochter Audi ab.
Die Richter sahen keinen Grund, hier per Eilverfahren zu entscheiden, teilte ein Sprecher des Gerichts mit. Bis zum Kündigungsstichtag Ende März 2019 sei noch genug Zeit.
VW wirft dem Hersteller von Sitzlehnen eine unangemessene Preiserhöhung vor und hat die Verträge gekündigt - auch für die Töchter Audi, Seat und Skoda. Dagegen wollte Prevent TWB mit einer einstweiligen Verfügung vorgehen.
Prevent: Der Rambo-Zulieferer greift wieder an
Für die Streitigkeiten zwischen Prevent mit Seat und Skoda sei man in Dortmund zudem örtlich nicht zuständig, entschieden die Richter am Mittwoch. So sei bei der Auseinandersetzung mit Seat ein Gericht in Barcelona zuständig. Im Fall von Skoda verwies das Landgericht Dortmund die Klage weiter an die Kollegen in Hannover.
Hintergrund ist ein schon lange schwelender Streit zwischen dem Autoriesen Volkswagen und dem bosnischen Zulieferer Prevent. Jahrelang hat VW seinen Zulieferern die Preise diktiert, nun versucht Prevent, den Spieß umzudrehen.
Der Streit hat nach Informationen von manager-magazin.de längst auch die oberen Führungsetagen in Wolfsburg erreicht und dürfte zumindest dazu beigetragen haben, dass einem mächtigen Einkaufsmanager wohl der Aufstieg in den Konzernvorstand verwehrt bleibt. Der aktuelle Zoff hat eine lange Vorgeschichte - alles Wichtige zum Streit zwischen Volkswagen und Prevent lesen Sie hier.
Herbert Diess: Der neue VW-Konzernchef bleibt gleichzeitig als Markenchef für die Kernmarke VW und die neue Markengruppe Volumen (mit Skoda, Seat, VW Nutzfahrzeuge und dem Mobilitätsdienstleister Moia) sowie für die Digitalisierung der Autos zuständig. Diess hat damit eine mindestens so große Machtfülle wie sein Vor-Vorgänger Martin Winterkorn. Zudem wird die Führungsstruktur des Konzerns grundlegend umgebaut.
Gunnar Kilian: Der ehemalige Generalsekretär von Betriebsratschef Bernd Osterloh wird neuer Personalvorstand bei VW und ersetzt Karlheinz Blessing. Die Personalie demonstriert den traditionell großen Einfluss der Gewerkschaft im Machtgefüge von VW. Der neue VW-Boss Herbert Diess, einst als Gewerkschaftsschreck gefürchtet, wird gleich zu Amtseintritt von Kilian und Betriebsratschef Osterloh in doppelte Manndeckung genommen.
Oliver Blume: Der Chef der hochprofitablen VW-Tochter Porsche hat seit Jahren eine starke Machtposition bei VW und war bei zahlreichen Vorstandssitzungen bereits präsent. Nun rückt Blume zum vollwertigen Konzernvorstand auf. Außerdem führt er die neu geschaffene Markengruppe "Super-Premium" (mit Bentley, Bugatti und später auch Lamborghini) und verantwortet nebenher konzernweit die Produktion.
Francisco Javier Sanz: Der Einkaufschef räumt seinen Posten, ihm werden unter anderem die Probleme mit dem Krawall-Zulieferer Prevent angelastet. Ein Nachfolger für Sanz ist noch nicht benannt, Diess hat aber wohl schon einen Wunsch. Kommissarisch wird Ralf Brandstätter den Geschäftsbereich "Beschaffung" leiten. Dazu gehören künftig auch die VW-eigenen Komponentenwerke, die sich im Wettbewerb mit externen Lieferanten bewähren müssen.
Bernd Osterloh: Der VW-Betriebsratschef hat die neue Machtverteilung bei Volkswagen ausführlich gelobt. Wenig verwunderlich: Osterloh hat sich den Aufstieg seines einstigen Intimfeindes Herbert Diess, mit dem er sich öffentlich harte Auseinandersetzungen lieferte, mit mehr Einfluss abkaufen lassen.
Hans Dieter Pötsch: Der Chef des Aufsichtsrats und Oberaufseher bei Volkswagen fand viele lobende Worte für den scheidenden VW-Chef Matthias Müller. Müller habe den Konzern "durch die größte Krise seiner Unternehmensgeschichte" gesteuert. Im achtköpfigen VW-Vorstand behalten 5 Vorstandsmitglieder auch nach dem Umbau ihre Posten ...
Andreas Renschler: Der Chef des Geschäftsbereichs "Nutzfahrzeuge" soll die Trucksparte fit für den angestrebten Börsengang machen. Das Unternehmen wird bald in eine Aktiengesellschaft umfirmiert, die Zentrale zieht von Braunschweig an den Sitz der Tochter MAN nach München.
Rupert Stadler: Der Audi-Chef, zeitweise wegen der Diesel-Affäre stark unter Druck, bleibt Mitglied des VW-Vorstands. Er bekommt die Markengruppe "Premium", die freilich perspektivisch gar keine Gruppe mehr sein, sondern nur aus Audi selbst bestehen soll. Die Audi-Töchter Ducati und Lamborghini sind auf dem Abgang. Ein Aufstieg ist es für Stadler dennoch: Er soll den Vertrieb des gesamten Konzerns leiten.
Frank Witter: Witter verantwortet den Geschäftsbereich Finanzen und Controlling im VW-Vorstand. Er soll außerdem die Konzern-IT verantworten.
Hiltrud Werner bleibt Vorstand für Integrität und Recht - als weiterhin einzige Frau im Vorstand. Ihr Thema bleibt wichtig für den vom Abgasskandal erschütterten Konzern - aber nicht mehr so zentral wie in den vergangenen beiden Jahren des Umbaus.
Jochem Heizmann leitet im VW-Vorstand weiterhin den Geschäftsbereich China. Dass das Land als einziges ein eigenes Vorstandsressort hat, liegt an dessen überragender Bedeutung als Absatzmarkt, Gewinnbringer und inzwischen auch Innovationstreiber für Volkswagen. Zudem läuft die Produktion dort in Joint-Ventures mit Staatsbetrieben und erfordert besonderes politisches Geschick.
Bernd Osterloh: Der VW-Betriebsratschef hat die neue Machtverteilung bei Volkswagen ausführlich gelobt. Wenig verwunderlich: Osterloh hat sich den Aufstieg seines einstigen Intimfeindes Herbert Diess, mit dem er sich öffentlich harte Auseinandersetzungen lieferte, mit mehr Einfluss abkaufen lassen.
Foto: Axel Heimken/ AP