Bilanzvorlage 2022 VW beschleunigt Investitionstempo und zahlt Blume Spitzengehalt

Oliver Blume hat die Bilanz für 2022 vorgelegt. Demnach will Volkswagen bis 2027 satte 180 Milliarden Euro investieren, vor allem in die Elektrifizierung. Der Vergütungsbericht offenbart zudem, dass Blume für das vergangene Jahr mehr als sieben Millionen Euro kassierte – noch mehr bekam allerdings Ex-Chef Diess.
Fokus auf Elektro: Zwei Drittel der Investitionen sollen in die Elektrifizierung und Digitalisierung fließen, sagt Konzernchef Oliver Blume

Fokus auf Elektro: Zwei Drittel der Investitionen sollen in die Elektrifizierung und Digitalisierung fließen, sagt Konzernchef Oliver Blume

Foto: Michael Kappeler / dpa

Volkswagen treibt die Elektrifizierung seiner Flotte voran und will bis 2027 insgesamt 180 Milliarden Euro investieren. Zwei Drittel davon sollten in die Elektrifizierung und Digitalisierung fließen, teilte Europas größer Autokonzern am Dienstag anlässlich der Bilanzvorlage 2022 in Berlin mit. Angesichts einer Nettoliquidität von zuletzt 43 Milliarden Euro, in der 16 Milliarden Euro aus dem Börsengang der Sportwagentochter Porsche eingeflossen sind, sehen sich die Wolfsburger in der Lage, die im laufenden Jahr anfallenden Investitionen zu stemmen. Für die kommenden Jahre setzt Volkswagen auf weiterhin robuste Geschäfte bei einem hohen Barmitteilzufluss.

Bei den Investitionen will sich Volkswagen nach eigenen Angaben auf die attraktivsten Profit-Pools konzentrieren. Dazu zählen die Wolfsburger vor allem die Batteriestrategie, der Ausbau der Präsenz in Nordamerika, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in China im Bereich Digitalisierung und bei den Produkten sowie die Weiterentwicklung des Modellangebots des Konzerns.

In die Zukunftsfelder Digitalisierung und Elektrifizierung fließen 68 Prozent der gesamten Investitionen. In der zurückliegenden Fünfjahresplanung waren es noch 56 Prozent. Bereits 2025 soll jedes fünfte verkaufte Fahrzeug weltweit über einen reinen Elektroantrieb verfügen.

Aufbau der Zellfabriken treibt Investitionen in die Höhe

Ein wesentlicher Grund für den Anstieg der Gesamtinvestitionen sind die bis zu 15 Milliarden Euro für den Aufbau von Zellfabriken der Batterie-Tochter PowerCo sowie Vorleistungen für dessen Rohstoffsicherung. Bis 2030 soll die PowerCo einen Jahresumsatz von mehr als 20 Milliarden Euro erreichen. Hinzu kommen die laufenden Investitionen in die letzte Generation von Verbrennungsmotoren. Der Höhepunkt der Investitionen soll 2025 erreicht sein, danach sollen die Ausgaben kontinuierlich sinken.

Der VW-Konzern baut sein nächstes Werk zur Fertigung eigener Batteriezellen für E-Autos in Kanada in der Provinz Ontario, wie das Unternehmen am Montag bestätigte. Das manager magazin hatte bereits Anfang März berichtet , dass der Konzern ausgerechnet auf dem Misserfolgsmarkt Nordamerika gleich zwei Großinvestitionen plant – die Produktion von Pick-ups und SUVs und Batteriezellen. "2023 wird ein entscheidendes Jahr, um strategische Ziele umzusetzen und den Fortschritt des Konzerns zu beschleunigen", erklärte Blume.

Die VW-Aktie  verlor am Dax-Ende 3,2 Prozent. Bernstein-Analyst Daniel Roeska sah die Aufstockung der Investitionen kritisch. Mit dem Plan steigt die jährliche Investitionssumme im Mittel von 32 auf 36 Milliarden Euro – am Markt sei nur mit rund 26 Milliarden Euro gerechnet worden. Das dürfte den Anlegern Sorgen bereiten. Für VW könnte nämlich deutlicher Druck auf den freien Barmittelzufluss entstehen.

Blume verdiente 2022 rund 7,39 Millionen Euro

Mit der Bilanzvorlage gibt der Autokonzern auch Einblicke in seine Vorstandsgehälter. Oliver Blume (54) verdiente im vergangenen Jahr 7,39 Millionen Euro in seiner Doppelrolle als Konzern- und Porsche-Chef, wie aus dem Vergütungsbericht hervorgeht. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Herbert Diess (64) kam 2022 sogar auf insgesamt 11,8 Millionen Euro. Allerdings führt Blume den Volkswagen-Konzern auch erst seit September.

Unter den Dax-Vorständen dürfte Blume dennoch zu den Spitzenverdienern zählen. SAP-Chef Christian Klein (42) kassierte für das vergangene Jahr 4,67 Millionen Euro, Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius (53) verdiente dank der stark verbesserten Ertragslage des Automobilbauers 6,11 Millionen Euro.

Konzern plant deutliche Steigerung bei Umsatz und Rendite

Volkswagen hatte bereits Anfang März mit einem optimistischen Ausblick überrascht. Demnach soll der Umsatz angesichts des hohen Auftragsbestands um 10 bis 15 Prozent zulegen und die operative Rendite in einer Bandbreite zwischen 7,5 und 8,5 Prozent landen. Bei der Nettoliquidität peilt der Konzern einen Wert zwischen 35 und 40 Milliarden Euro an.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Kernmarke des Volkswagen-Konzerns trotz eines starken Rückgangs ihrer Auslieferungen ein besseres Ergebnis. Der Gewinn stieg im laufenden Geschäft – Sonderfaktoren herausgerechnet – um 22,5 Prozent auf knapp 2,65 Milliarden Euro. Der Umsatz der VW-Hauptsparte kletterte um 8,7 Prozent auf 73,8 Milliarden Euro. Dass auch beim Ergebnis am Ende mehr in der Kasse blieb, lag unter anderem an den höheren Autopreisen, die 2022 infolge der allgemeinen Inflation, aber auch wegen des knappen Angebots auf den Neu- wie Gebrauchtwagenmärkten spürbar angezogen hatten.

dri/Reuters
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